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Samstag, 15. Juni 2013

462. Post. "Schleierhaftes..."- Ein Stichel.

Obwohl der Bereich um Wippingen Höfermahd (Größeres Siedlungsareal mit mittelpaläolithischen (Neandertaler) und gemischt neolithischen -LBK, Mittelneol.- Komponenten unterschiedlicher Siedlungs- und oder Aktivitätszonen)  mit Wintergetreide bewachsen ist, bleibt die Fundverteilung in der Fläche weiter spannend. (Die gemeldeten und der Denkmalpflege übergebenen Keramikfunde des Areals sind bisher ohne Rückmeldung, ergänzen aber wohl um weitere Zeithorizonte) In der Peripherie  ist verschiedentlich Mais an gebaut, der weiterhin Begehungen zu lässt.

So wird immer klarer, dass es im gesamten Bereich Höfermahd ff (in allen Himmelsrichtungen) , einen gewissen "Hornsteinschleier" gibt, der über die gesamte Hochfläche ziehr und der meine Theorie von weiteren, natürlichen Hornsteinvorkommen immer weiter bestätigt. Zum großen Teil ist das Material von eher schlechter Qualität, was aber eine Rohmaterialentnahme für die Werkzeugherstellung nicht generell ausschließt. Möglicherweise sind die Lager auch "erschöpft", das was bis heute zurück blieb sind die verworfenen Rohmaterialien und artifiziell veränderten Kerne. 

In Richtung Nordost fallen dichte Pflaster mit Hornsteintrümmern auf, die weit überwiegend nicht artifiziell verändert, sondern durch die Feldbearbeitung und Frost fragmentiert scheinen. Da die Vorkommen oberflächennah anstehen dürften, wofür auch die Menge an Kalksteinfragmenten spricht, ist es gut möglich, dass diese sporadischen, eher geringen Ressourcen ebenfalls wie die ergiebigen Lagerstätten (z.B. Borgerhau)  für die Herstellung von Werkzeugen genutzt wurden. Sie könne beispielsweise bei der Feldbearbeitung erkannt worden sein, wurden auf gelesen. 
Aus der Peripherie der "Höfermahd-Siedlung" konnte ein neues Artefakt geborgen werden, das ich als Multitool bezeichnen möchte.

Das Distalende trägt eine schöne Kratzerkappe. Die steilen Dorsalretuschen sind mit Gebrauchsretuschen,  überprägt.

Die relativ dicke Klinge (Grundform) zeigt mäßige bis starke Politur, jedoch nicht auf der Kratzerkappe.
Die Lateralkanten tragen Gebrauchsretuschen und rezente Beschädigungen.
Das Werkzeug ist 65mm lang.

Die Ventralseite zeigt Politur, vor allem in der Nähe des Proximalendes. Der Schlagflächenrest ist nicht in Gänze erhalten, da zwei Stichelbahnen (eine auf der Dorsalfläche, eine auf der Ventralfläche) vorhanden sind, die ebenfalls wie  die Ventral- und Dorsalfläche des gesamten Artefakts Politur aufweisen, also (trotz deutlicher Rostspuren vom Kontakt mit Pflug&Co) nicht rezent sein können.
Eine Stichelbahn teilt den Bulbus mittig.

Der Schlagflächenrest / Stichelende zeigt Gebrauchsspuren, Es ist ein zweites Funktionsende. Welcher Art der  Funktion muss ich offen lassen.  Somit ist die Zurichtung für eine Schäftung aus geschlossen. Unten Mitte die Stichelbahn der Dorsalfläche.
Es zeigt sich, dass auch die Flächen um die sehr große Siedlung begangen wurden und verschiedenste Aktivitäten dort Artefakte gezeitigt haben. Der Stichel ist nicht per se ein neolithisches Gerät, sondern ist mehr in älteren Kulturstufen zu Hause.
Die Ausdehnung der Siedlungsfläche mit ihren peripheren Aktivitätszonen, sowie die Zeitspanne in der das Areal ihre kulturellen Niederschläge erfuhr wird so mit jedem neuen ein gemessenen Fund aufschlussreicher. Neben den Kratzern gehören die Stichel zu den wichtigsten jungpaläolithischen Werkzeugen Europas. Sie werden im Mesolithikum Europas seltener, kommen aber auch im Neolithikum vor. (Hahn, Artefaktmorphologie 1991).

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