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Montag, 30. März 2015

542. Post. Funde im Baugebiet von Langenau

Mit der Urnenfelderzeit, so die derzeitigen Befunde, hat die Steinzeit nicht mehr allzu viel zu schaffen, markiert sie doch das Ende der Bronzezeit und auf einen Rohstoff der Steinzeit weist bislang nur ein spitznackiges Steinbeil hin, das im Befund der Urnenfelderzeit lag...warum auch immer... 

Südwest Presse, Freitag, 20.März 2015. Irreführend: Von den Mitteilungen
über "Steinzeitfunde" angelockt...doch leider war außer einem
Beil nichts davon zu erkennen. 

Nach meiner Meinung passt das aus alpinem Material fein geschliffene, spitznackige Beil vielleicht in das Jungneolithikum, etwa die Michelsberger Kultur, wovon ich mich heute persönlich überzeugen konnte, datiert aber keineswegs den sehr viel späteren Befund in dem es gefunden wurde. Dort datiert die Keramik eindeutig in die Urnenfelderzeit.
urnenfelderzeitlicher Befund
bei Langenau, der auch das spitznackige Beil lieferte.


Den Sondagegrabungen sollen nach einer Pressemitteilung nun weitere Ausgrabungen folgen.

bienvenida a los primeros visitantes de Venezuela

541. Post. Bifazielles vom Wippinger Höfermahd und eine Spitze...

Zwei bifaziell, flächig bearbeitete Stücke treten wieder einmal aus dem üblichen Typenkanon des Neolithikums heraus...

und verdienen deshalb auch einmal wieder mehr Beachtung als Kratzer, Bohrer, Kern und Co.
Artefakt I,
Ventralseite eines Abschlaggerätes, das in seine Funktion keine Verwendung gefunden haben kann...
da die zackige Kante unilateral keinerlei Verrundungen durch Gebrauch aufweist. Die Kante entsprich
am ehesten dem eines Abschlagkernes. 

Die Grundform könnte ein gezielter Abschlag, oder eine Kernkappe bzw. Präparationsabschlag
gewesen sein. Hier die Dorsalseite.


Der Schlagflächenrest markiert die dickste Stelle der Laterale bzw. des Artefaktes
überhaupt. Der Bulbus wurde weg genommen. Die parallelen Grate von Negativen
an dieser Stelle sprechen wohl von einem Klingenkern als Ausgangsbasis

Die Laterale wirkt sehr scharfkantig, zackig, ausgefranst...
 Artefakt II

Grundform Kernkappe, oder Abschlag,- nicht mehr sicher zu bestimmen.
Die Dorsalseite mit dem Kortex.

Die Ventralseite mit Abschlagnegativen und an einer lateralen Kantenmodifikation.
Während das erste Artefakt keinen Gebrauch erkennen lässt, wurde diese modifizierte
Laterale im Gebrauch stumpf gearbeitet.  Dem Gebrauch nach also am Ehesten
ein Gerät aus dem Formenkreis der Schlagsteine..


Gebrauchsspuren und Ausbrüche, wie sie durch Schlag entstehen/
hier jedoch nur nach ventral.

Lag gut in der Hand und könnte händisch geführt worden sein. Mehr aus dem Bereich
grobe Unifaces als Bifaces und von beeindruckender Ästhetik. 
Artefakt III
Ein neuer Vertreter der Abteilung "Spatz oder Kolibri..."
Lateral retuschierte Klinge, wohl Distalfragment. 

 Paläolithische Artefakte dieser Siedlungsfläche öffnen mal wieder die Spekulationskiste...

Dienstag, 17. März 2015

540. Post. Ehrenamtliche Beauftragte, oder...Was macht der Mensch da auf dem Acker?


Rund 200 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen die praktische Denkmalpflege in den vier Regierungspräsidien. Im Regierungspräsidium Tübingen sind es derzeit um die 25 Ehrenamtlich Beauftragte, die Beobachtungen in archäologischen Verdachtsflächen vornehmen, bekannte archäologische Denkmale überprüfen und die Gebietsreferenten im Kontakt zu den unteren Denkmalschutzbehörden unterstützen, Baumaßnahmen vor Ort überwachen, archäologische Funde und Befunde vor Ort dokumentieren und an Rettungsgrabungen teilnehmen. Sie handeln als Bindeglied zu örtlichen Institutionen.
Eine wichtige Aufgabe, die bei Laien zu so einer engen Zusammenarbeit mit der Schutzbehörde führen kann und auch Teil ihrer Arbeit ist und bleibt, ist das Aufnehmen und Dokumentieren von Funden (Lesefunde, Oberflächenfunde) im Gelände. Diese zeitraubende Arbeit dient in aller Regel dazu, neue archäologische Denkmale zu erkennen und aller nachfolgender Bemühungen zu deren Schutz. Ein besonderes Augenmerk finden in der Regel grundsätzlich alle überplanten Flächen.
Hierzu hat das Regierungspräsidium einen Flyer im Umlauf gebracht:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CCQQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.denkmalpflege-bw.de%2Fuploads%2Ftx_ttproducts%2Fdatasheet%2FFlyer_Ehrenamtlich-Beauftragte_Auflage2_01.pdf&ei=RBm6VMzDA4KWOODpgMgB&usg=AFQjCNEJXW6SVscOTdvypDpyYreLkoyy2A&sig2=zzlNqY5uGxPljAVG8vUZRw

Mit meiner Ernennung zum Ehrenamtlich Beauftragten wurde durch das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart ein entsprechender Lichtbildausweis ausgestellt, der den Auftrag für die Dauer von 5 Jahren sowie das Tätigkeitsfeld benennt. Für die ältesten Abschnitte der Kulturgeschichte unseres Landes gibt es keine Schriftquellen. Daher müssen die fehlenden Kapitel des Geschichtsbuches anhand archäologischer Nachweise geschrieben ( oder ergänzt) werden. Das Bodenarchiv kann jedoch nur bewahrt werden, wenn die Fundstellen bekannt sind und somit geschützt werden können. Melden Sie deshalb ihre Funde und Beobachtungen den Behörden oder ihren Vertretern vor Ort und helfen Sie mit, das Wissen über neue Kulturdenkmale zu vermehren. Die zentrale Erfassungsstelle für den Regierungsbezirk Tübingen - also z.B. alles um Blaubeuren herum, ist das neue Referat der Denkmalpflege in Tübingen. Telefon 07071/ 757- 2413. oder die unteren Behörden, also die Kreise oder Gemeinden.
Mein Zuständigkeitsbereich ist im Ausweis festgelegt: Denkmalpflege im Bereich Archäologie, Stadt Blaubeuren/ Alb-Orte (Asch, Sonderbuch, Seißen...), Berghülen und Blaustein (jeweils mit Teilgemeinden. )


Wie schon an anderer Stelle bemerkt, wurden und werden hier keine Funde eingestellt, die im direkten Zusammenhang zu einem konkreten Auftrag ( überplante Flächen und Baustellen) der Landesbehörde stehen. Die Publikationen sind in diesem Falle der Landesbehörde vorbehalten. 



Welcome first visitor from Libanon
Danke den ehrenamtlichen Sondengängern Westfalen-Lippe ( www.maisfeld.de) für den Besuch.

539. Post. Ein neuer Unterlieger einer Getreidemühle.

Getreidemühlen bestanden aus zwei Teilen, die gegeneinander gerieben wurden. Handmühlen aus dem sogenannten Unterlieger und dem Oberlieger, der darauf bewegt wurde.

Ein neues Stück aus einer Linienbandkeramischen Siedlung bei Sonderbuch /LBK.(Schlaghau)
Oben im Bild der Randbereich der Mühle, der im Querschnitt dicker erscheinende Teil. Um das Getreide darauf zermahlen zu können, war eine ebene, glatte aber rauhe Fläche notwendig, die immer wieder nachgepickt werden musste. Das nimmt dem Reibstein auf Dauer die Substanz, die sich auch im Mahlgut wiederfindet und für Abrasion der Kauflächen sorgte.
Deutlich ist im Randbereich (oben) die Reibrichtung nach unten zur Mitte hin noch erkennbar. Zur Mitte hin lief der Läufer intensiver und die Platte ist hier auch viel dünner und glatter als zum Rand hin

Die behauene Randfläche des Sandsteins über die das Mahlprodukt gerieselt ist...


Querschnitt/ Bruchfläche. Der Unterlieger erschien wannenförmig. 

Aufgrund der Größe und der entstandenen Schwachstellen erscheinen Getreidemühlen fast immer fragmentiert oder wurden aufgrund ihrer Größe, wenn sie als Ganzes überkommen sind schon früh mit anderen Lesesteinen aus den Ackerflächen entsorgt.
Alt gebrochen wurden Unterlieger nicht selten auch zweckentfremdet, heißt etwa als anderweitigen Reib- oder Schleifstein weiter benutzt. 

Samstag, 14. März 2015

538. Post. Zwei neue Kratzer.

Kratzer sind häufig und deshalb sind besonders eben die interessant, die etwas von der Norm abweichen. 

Dies ist bei diesen beiden neuen Kandidaten der Fall:
Links wurde für das Anlegen einer Kratzerkappe als Grundform ein Korrekturabschlag bzw. Präparationsabschlag der Grundproduktion  verwertet. 
.
Der zweite Kratzer ist unilateral retuschiert und neben der gerundeten Kratzerkappe sind auch die geraden Kanten retuschiert, so das an einer Stelle ein kleine Nase entstand. Rindennah erscheint das Rohmaterial reinweiß  in einer dünnen Schicht und schon eine zweite erscheint grau/rosa. Der dünne, abgerollte Kortex spricht für eine sekundäre Lagerstätte. 

537. Post. Zwei neue Pfeilspitzen aus jungneolithischem Kontext.

Zwei Pfeilspitzen von einer Fundstelle mit überwiegend jungneolithischem Kontext. Doch nur eine Spitze mit deutlich konkaver Basis passt in die Zeit. 

Die Zweite Spitze, die nur 5 Meter davon entfernt lag, dürfte deutlich früher datieren.

Während die linke, jungneolithische Spitze beidseitig flächig, unilateral bifaziell  retuschiert ist..

...zeigt die rechte ventral wesentlich weniger , teiltweise nur formgebende Kantenretuschen, wie es eher für das Frühneolithikum, die LBK die Regel ist.


Freitag, 13. März 2015

536. Post. Rückengestumpfte Klingen...Spatz oder Kolibri?

Erste Rückenmesser sind Erscheinungen des Aurignacien, wenn man von den unvergleichbaren Messern mit Rücken des Mittelpaläolithikums einmal absieht. 

Im mittleren Jungpaläolithikum treten sie am häufigsten auf und erfahren im Magdalenien den Höhepunkt an Häufigkeit des Auftretens. Die serielle Herstellung in Kerbbruchtechnik gibt einen Hinweis und damit eine relaltiv sicheren Datierungshinweis wenn der gesamte Technokomplex vorliegt. Neben den retuschierten Klingenteilen müssen dann auch Kerbbruchreste vorliegen.  

Schon die Größe von rückenretuschierten Klingen macht deutlich, dass sie kaum ohne Schäftung in Gebrauch gewesen sein können  und über die Art und Weise der Schäftung gibt es mehrere gesicherte Hinweise. So wurden z.B. in der berühmten Bilderhöhle von Lascaux Rückenmesser und kantenretuschierte Lamellen gefunden, der noch Reste der Klebemasse anhafteten, mit denen die Klingen bzw. Klingenteile an organischen Schäften befestigt waren. 

Die große zeitliche und räumliche Verbreitung zeigt nach dem Höhepunkt im Magdalenien im Endpaläolithikum bereits einen Rückgang, sie erscheinen aber auch noch im Mesolithikum (mikrolithisch)  und treten auch noch im Neolithikum, wenn auch nicht mehr regelhaft auf. 
Kleine Klinge aus Sonderbuch. Die rechte Laterale, also hier links im Bild ist steil retuschiert und ist als Rücken zu sehen, also ist die gegenüberliegende (Schäftungs-) seite der Funktionskante hier rechts im Bild

Die steile Retusche. Die Klinge/Lamelle ist über die ganze Länge der Grundform, einschließlich des Bulbus erhalten.
?- einfaches Rückenmesser- Einsatzklinge einer neolithischen Sichel...?(als Sichelklinge wiederum nur sehr unzweifelhaft, wenn Sichelglanz/ Gebrauchsglanz zu sehen wäre, was nicht der Fall ist.
Um eine Ansprache ohne Spekulationen vor zu nehmen: Schmale Klinge mit Lateralretusche rechts nach dorsal.

la­mel­le á dos ?

Wenn am Fenster im Sonderbuch ein Vogel vorbeifliegt ist es wohl am ehesten ein Spatz und kein Kolibri, will heißen, in Fundflächen, in denen das Neolithikum überwiegt, ist die Wahrscheinlichkeit einer älteren Zeitstellung zwar gegeben, aber eher weniger wahrscheinlich. 

Definition nach Michael Bolus: "Ein Rückenmesser, frz.: Lamelle a dos, engl. backed bladelet, ist ein aus einer Lamelle bzw. einer schmalen Klinge oder einem länglichen Abschlag gearbeitetes Werkzeug, bei dem mindestens eine Längskante durch mehr oder weniger steile Retusche deutlich gestumpft ist und dessen Breite 10mm nicht übersteigen sollte. Die Retusche kann sich über die gesamte Länge einer oder mehrerer Kanten erstrecken, diese aber auch nur partiell erfassen." ( Aus: Steinartefakte, Tübingen 2012, Rückenmesser, S. 429, Michael Bolus) 
Alle Funde, die in UMGEPFLÜGT vorgestellt werden, sind letztlich Funde von unstratifizierten Fundplätzen im Freiland und was die ältere Steinzeit anbelangt von oft nur kurzfristig belegten Lagerplätzen, die von späteren Zeitstellungen wohl teilweise völlig überprägt sind und wohl auch zerstört und das Artefaktaufkommen vermischt wurden. Zufallsfunde bzw. Einzelfunde, meist im Kontext der neolithischen "hotspots" prägen daher (noch) das Fundbild im Freiland der Blaubeurer Alb.

"Derbe Scherbe" von der selben Fundstelle: Frostscherbe, deren Kantenverlauf zwischen
zwei natürlichen Kluftflächen bifaziell zugerichtet wurde, um eine
gerade, wenn auch sehr derbe Funktionskante zu erhalten.

Kleiner Lamellenkern, der vielleicht ins Bild der retuschierten Lamelle
passen könnte...
 Auch der benachbarte Acker liefert Artefakte, die nicht unbedingt typisch für und damit aus dem Zusammenhang der angrenzenden LBK-Siedlung sein dürften, wie diese Klinge mit einer ausgeformten Spitze und einem schräg endretuschierten Proximalende.  Es scheint so, als wäre hier die Umgebung mehrerer (vielleicht einmal die Oberfläche langsam entwässernde, und damit als Oberflächenwasser ähnlich den Hülen als natürlicher Wasserspeicher nutzbar?) Erdfälle über einen längeren Zeitraum aufgesucht worden.
weitere Lateralretuschen benachbarter Parzellen :

und weitere, grobe Unifaces....



Mittwoch, 11. März 2015

535. Post. Hornstein in einer "rauen Mauer"...

Raue Mauer- Kalksteinmauer auf der Blaubeurer Alb mit ...Hornstein...aus einer primären Lagerstätte




Dies ist der 600. Einzelpost./ 581 sind veröffentlicht, 19 warten noch als Entwürfe.

534. Post. Ausdehnung einer neuen Fundstelle bei Wippingen.

Die Bubenhalde in Sonderbuch liegt auf einem Bergsporn am Ende zweier Seitentäler von Lauter und Blau, die hier in das breite Tal der Donau stoßen...

und damit eine Lage aufweisen, die in vielen Zeithorizonten bevorzugter Siedlungsplatz gewesen war. Dass es hier mindestens schon in neolithischer Zeit, der Zeit der ersten Bauern und Viehzüchter eine Siedlung gegeben haben muss, ist seit letztem Jahr erwiesen und hat sich den Heimatforschern und Sammlern früherer Zeiten wohl nicht zu erkennen gegeben. 

Erste (modifizierte) Werkzeuge und Artefakte der Grundproduktion finden sich auf einer Trümmerstätte, Anzeiger für einer Lagerstätte von Jurahornstein...

Die Ausdehnung des Siedlungsplatzes nach Osten und damit in die Richtung des Talgrundes an dem drei Täler zusammenlaufen kann nicht eruiert werden, da der Besitzer dieser angrenzenden Äcker aus nicht näher erklärten Gründen Begehungen untersagte.
Nun zeigt sich aber, dass eine Fortsetzung nach Westen bestehen muss und damit einen Ausläufer hin zu einer schon sehr viel länger bekannten Siedlung, dem Höfermahd, das Sammler schon mindestens seit den 1950er Jahren beschäftigt. 
Auf einer mehrere ha großen Fläche zeigen sich erstmals zahlreiche Hornsteintrümmer, die erfahrungsgemäß eine Lagerstätte anzeigen dürften. Dazwischen erste Artefakte, Steine, die artifizielle Zurichtungen erkennen lassen. Neben ergiebigen Lagerstätten wie die des Borgerhau, haben wohl auch kleinere Vorkommen eine Rolle gespielt und da die Pingen im Borgerhau nach dem Stand der bisherigen Forschungen erst im frühen Neolithikum ihre Bedeutung als Rohmaterialquelle erlangt haben sollen, muss den weiteren Lagerstätten auf der Blaubeurer Alb unser besonderes Interesse zukommen. Auch in sehr viel früheren Zeitstellungen  war die Blaubeurer Alb vom Menschen aufgesucht wotden, was seine hinterlassenen Werkzeuge belegen. Hier müssen irgendwo die Schlüssel für die ersten Rohstoffquellen des Neandertalers und des neu eingewanderten, modernen Menschen liegen.
Die Schwierigkeit sie zu erkennen besteht aber nun darin, dass die ersten Menschen an diesem Rohstoffquellen nur die Abfälle der Werkzeugproduktion zurück gelassen haben. Die Werkzeuge selbst haben sie mit genommen und es sind die Reste von zu diagnostizierenden Abbautechniken, die verraten können in welcher Zeit dies geschah. Der oben abgebildete Klingenkern und noch mehr der abgebildete Kratzer sprechen für einen Technokomplex  des Neolithikums. Ein erster Eindruck...viele Begehungen müssten folgen.