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Donnerstag, 31. Dezember 2015

586.Post. Kratzer ...u.a. mit nasenartigem Vorsprung

Weiter geht am Jahresende die Durchforschung dessen, was man "alte Sammlung" nennen könnte.

Die  Fahndungserfolge bei der Suche nach Sticheln, ermuntern  nun,  angrenzende Flurstücke in's Visier zu nehmen...
Zeitraubend: Wo hört der reine Kern auf und wo fängt das modifizierte
Werkzeug an...?
unten Proximalende, das nach ventral retuschiert ist., hier die
dorsale Draufsicht.

Das Distalende mit Nasen artigem Vorsprung nach dorsal retuschiert

Eine Bucht, linkslateral  schafft den Vorsprung

Noch'n Kratzer:

Kurzer Abschlagkratzer, unilateral, nach dorsal retuschiert mit einer ausgeprägten, stark verrundeten Kratzerkappe

Stark im Gebrauch und stark patiniert...

-
Keine Kante wurde -bei welchem Gebrauch  auch immer-
 verschont.

Ein großer Kratzer, mit flacher Kratzerkappe am Distalende und marginaler linkslateraler und steiler, rechtslateraler Retusche...:


Kratzerkappe unten

Kratzerkappe


Rechte Lateralretusche, Kratzerkappe links

linkslateral, Kratzerkappe unten

Mittwoch, 30. Dezember 2015

585. Post.(650. Einzelpost) Kleine Blogstatistik 2015

Das Jahr schließt am 30.12. mit im Moment 95.773 Aufrufen...

Aus Deutschland kommen davon alleine 66.000 Aufrufe, gefolgt von den USA mit 5.727 Aufrufen. Auf die ebenfalls deutschsprachigen Länder ( schließlich ist UMGEPFLÜGT ein rein deutschssprachiges Blog) entfallen auf Österreich 3.391 und die Schweiz 3.396. Inzwischen hat sich die ganze Welt, also alle Länder hier mal sehen lassen.

Mein Einzug in Sonderbuch war im Dezember 2000. Im Frühjahr 2001 erfolgten die ersten Feldbegehungen auf der Blaubeurer Alb - das sind inzwischen 15 Jahre, sodass auch ein kleines "Jubiläum" ansteht. Schon 2004 war es möglich, erste Ergebnisse in einer Ausstellung im Rathaus Sonderbuch aus zu richten. Zahlreiche Anfragen nach einer Neuauflage führten zu meinem Blog, um diesen Aufwand gering zu halten und das wird im April 2016 schon 6 Jahre alt. Auch wenn Funde längst bei der Denkmalbehörde sind, sind Vorstellungen und Erläuterungen hier ohne großen Aufwand möglich. Weiter schien es mir immer mehr notwendig, die einzigartige, urgeschichtliche Siedlungslandschaft um eine wohl bedeutende Rohmateriallagerstätte einem angemessenen Interesse zu zu führen. Vor allem paläolithische Freilandfunde fanden hier angemessenes Interesse namhafter Archäologen. Das Interesse für die letzte Phase der Steinzeit, das Neolithikum dagegen findet nach meiner Ansicht noch zu wenig bis gar kein Interesse in der Fachwelt und ihm ist im neuen Blaubeurer Urgeschichtlichen Museum mittlerweile keine Aufmerksamkeit mehr gewidmet... und deshalb gibt es hier noch viel zu tun. Das Neolithikum ist generell ein Stiefkind der Urgeschichte und nicht nur in Blaubeuren hört die Steinzeit immer noch mit den Jägern und Sammlern des Paläolithikums auf. Das ungebrochene Interesse an meinem Blog UMGEPFLÜGT macht Hoffnung und findet auch über die Kreise von Laien hinaus Interesse:  

Die Ukraine, woher vor allem Anfragen nach Metallfunden in Verbindung zu bringen sind, hat sich 2.450 mal eingeklickt. Die Russische Föderation bringt es auf 3485 Aufrufe, Frankreich 1.429 und zum Beispiel Griechenland kam 399 mal zu Besuch. 
Magazinarbeit, Beschriftung von Artefakten 2015

stark gekieltes, grobes Stück, Neolithische (?)  Faxen, die sich der
genauen Ansprache gerne mal entziehen...

Der Favorit unter den Suchbegriffen war "Radilolarit." Gefolgt von "Lesefunde" und "Umgepflügt". Sehr häufig führten die Interessierten die Begriffe "Bandkeramik" Linienbandkeramik" und "Stichbandkeramik" auf das Blog. Zahllose Begriffe führten auch über absurde Umwege zu mir, z.B.:  "Blonde bückt sich" , oder "Maike Bollow" (an dieser Stelle herzliche Grüße...) oder  "Lesefunde kaufen" und es zeigt sich deutlich, dass Interessenten von Metallfunden und deren Suche danach im Netz, den Ursprung der Googeleien bildeten und sie letztlich eher zufällig bei UMGEPFLÜGT landeten. Viele Suchbegriffe verraten äußert geringes oder völlig falsches "Wissen". Auffällig viele Besucher gehen z.B. bei Bronze immer auch automatisch von einem Fund der = Bronzezeit aus. Einfache Worte und Erklärungen sind dann vielleicht oft wichtiger als der detaillierte Versuch "wissenschaftlicher Ausführlichkeit und Präzision". Für die strenge Wissenschaft gibt es Verweise und links. Metallfunde wie Münzen, die im blog kaum oder fast gar nicht vorkommen, werden viel über die Bildersuche erreicht. Den Schwerpunkt bilden hier aber Steinartefakte. Auch die Fachwelt hat selbst schon fest gestellt, dass zwischen Fachliteratur und wissenschaftlichem Diskurs und der Vermittlung gegenüber dem "einfachen Volk" zuweilen eine große Kluft besteht. Soll dieses Volk die Wissenschaft weiter tragen, wird sie aber verstehen wollen, was da Geld kostet.  Der örtlichen Bevölkerung zu zeigen, was hier auf ihren Äckern geschieht und was da vor allem aus der ausgehenden Steinzeit gefunden wird - als Fortsetzung einer Ausstellung 2004 - war schließlich die Geburtsstunde des blogs. 
Magazinarbeit, Revision, aus Zeiten ohne Einzelfundeinmessungen
aber jetzt  mit sehr viel mehr Erfahrung betrachtet...
Dez.2000 - Dez.2015, = 15 Jahre Prospektion auf der Blaubeurer Alb.

Die Posts: Klarer Favorit ist der Post Nr. 484. "Auf den Spuren des Neandertalers" mit 1399 Aufrufen und steht damit erstmals an erster Stelle. Er löst den bisher beliebtesten Post: "Scheibenknöpfe" ab. Für "25 Jahre GfU" interessierten sich direkt noch 586 Besucher, "Radiolarit und Mittelpal." - einst Platz eins war noch für 539 Besucher von Interesse. Die Benediktusmedaille also den "Heiligenanhänger Mittelalter" klickten 562 Besucher an und scheint viele Interessenten in Russland zu finden. Erhöhtes Interesse bei Metallfunden stehen wohl meist im Zusammenhang mit Aktivitäten von Metallsondengängern. Der einschlägige Post fand 422 mal Interesse, die Ehrenamtlichen Beauftragten 242 mal. "Den ersten Sonderbucher" in Post 472. suchten 441 Besucher und im Moment noch nicht nachvollziehbar katapultierte sich heute der Post "Feuerzeugkomponenten aus dem Geißenklösterle?" mit 230 Aufrufen auf den 8. Platz im ranking.
Mit den Suchbegriffen: Metallfunde, Lesefunde, Sondengänger, Heiligenanhänger müsste man seine Posts spicken und vermutlich um die Begriffe erweitern, die mit Münzen zu tun haben, um unschlagbare Aufrufstatistiken zu generieren, die bei dem Begriff "Goldfunde" vermutlich explodieren.
Die alte und die neue Zeit: Kein Fund mehr ohne Geodaten

78% setzten den Browser Firefox ein  und benutzten das Betriebssystem Windows, gefolgt von 26% über den internet explorer. 
Allen Besuchern herzlichen Dank für das anhaltende Interesse und die besten Wünsche für das neue Jahr. Es ist schön, wenn Sie wieder einmal reinschauen. Follow the blog. Never miss a post. 
Immer mehr von Interesse:einzelne, kleine  Lagerstätten/Vorkommen,
 da das Paläolithikum
 im Borgerhau, DER zentralen, wichtigsten
Lagerstätte (Pingen)  noch nicht nachgewiesen ist. 
Manchmal bekommt man wie seine Artefakte
über Nacht Patina und wenn man am Montag sehr
sch.....lecht aussieht kann es daran liegen, dass man ein
super g...utes Wochenende hatte...
Edit: Jahresende: 95.988 Aufrufe.

Montag, 28. Dezember 2015

584. Post. Noch eine 2015er Spätlese, lieblich, ... schon lange im Magazin abgelagerte STICHEL,

jetzt erst erkannt:

Stichel aus Sonderbuch...verraten die Anwesenheit von Jägern und Sammlern auf der Blaubeurer Alb. 

Stichelblindheit ist unter mir bekannten Sammlern weit verbreitet, so auch bei mir. Vielleicht orientiert sich das Auge als Gewohnheitstäter an Dinge, die häufig da hineinfallen, das sind neolithische Highlights im Bereich von Klinge, Kratzer, Bohrer, Pfeilspitze und Co. Und was man schließlich gar nicht wirklich kennt, das sieht man auch nicht. Vermutlich ist der Anteil an Artefakten, die schon im Paläolithikum zerlegt wurden auf manchen Flurstücken höher, als bisher gedacht. Dies beweist eine Revision von Fundkisten und Reinigung von Artefakten mit schon etwas länger zurück liegendem Funddatum am Jahresende.

Die Artefaktmorphologie für das Neolithikum gibt nicht sehr viel her und die Vielfalt an Artefakten wie auch die Artefakte selbst werden hier sehr wenig differenziert und entsprechend wenig reicht die bisherige Morphologie aus, sie an zu sprechen. Morphologisch gut ausgewertete neolithische Inventare sind eher selten.
Dies ist im Paläolithikum anders und deshalb sind eindeutig paläolithische Erscheinungen manchmal gut von neolithischen zu trennen. Dies gilt für Stichel, die definitiv keine typisch neolithische Erscheinung sind. sondern Artefakt-Formen aus dem Paläolithikum. "Die Definitionen der Typen sind sehr differenziert.  Sie berücksichtigen je nach Bearbeiter die gesamte Morphologie des Stückes, das Aussehen der Stichelspitze oder die funktionale Variabilität"( Knecht 1988/ Pasda in Steinartefakte, Tübingen 2012)
Kielstichel 1, wohl des Aurignacien
Mehrschlagstichel
 Deutlich sind die Endpunkte der abgelösten , gebogenen Stichellamellen/bahnen zu erkennen.
So ein Stück macht deutlich, dass Kielstichel Kerne sind, Hier an einem Abschlag.

Ventralseite des Abschlages 1, an dessen Ende die Stichelbahnen
angelegt sind.
Kielstichel 2 , schon im vorher gehenden Post vorgestellt.

Stichel 3/ Klinge, schon im vorhergehenden Post vorgestellt. 
Mit diesen Identifizierungen schließt sich nun auch die bisher bestehende Lücke zwischen dem Neandertaler, dem Träger der mittelpaläolithischen Werkzeuge und den ersten Bauern - durch die Werkzeuge, der ersten, modernen Menschen in unserem Raum, denen die ersten  Kunstwerke und die ersten Musikinstrumente der Menschheit zugeschrieben werden und deren Höhlen sich auf dem Wege zur Anerkennung als Weltkulturerbestätten befinden und wo diese Menschen sich nur temporär aufgehalten haben können. Vielleicht stand die Wiege der Kunst ja auf der Alb...Jedenfalls bestätigen die jungpaläolithischen Werkzeuge im Freiland,
aus welchem Zeitabschnitt sie auch letztlich nach eingehenderen Analysen auch immer stammen, die Vermutungen der ersten Ausgräber der Höhlen in Ach- und Blautal:,
daß die angrenzende (Blaubeurer-) Alb  Jagdgebiet bzw. eigentlicher Aufenthaltsort - neben den bewohnten  Höhlen - gewesen sein muss.


Mittelpaläolithikum, Jungpaläolithikum, Neolithikum. -das gesammelte Ergebnis von 15 Jahren Feldbegehung auf der Blaubeurer Alb in (m)einer Sammlung. Wird Zeit, dass den vereinzelten mesolithischen Kernen auch noch die Werkzeuge dieser Zeit folgen, um die letzte Forschungslücke der Menschheitsentwicklung auf kleinstem Raum  direkt vor meiner Haustüre sicher zu schließen.
Am Ende des Jahres ist wie immer den Eigentümern und Pächtern der Flurstücke die die Begehungen und Oberflächensammlungen zu lassen und möglich machen ganz besonders im Namen der Denkmalpflege zu danken.  Durch meinen ehrenamtlichen Auftrag hat sich mein Schweifgebiet und auch die Zahl der Kontakte und Fundstellen deutlich erhöht. Mein besonderer Dank gilt dieses Jahr aber Herrn Professor Harald Floss und dem Bachelor- und jetzt Masterstudenten Benjamin Schürch, die sich den Fundstellen auf der Blaubeurer Alb angenommen haben und weiterhin annehmen. Über die teilweise Bearbeitung der Oberflächenabsammlungen müsste es möglich sein, die Erforschung des Paläolithikums der Blaubeurer Alb einen guten Schritt voran zu bringen.  Wenn es mein blog vermochte hier das entscheidende Interesse zu wecken und wach zu halten, ist sein wichtigster Sinn schon erfüllt.
Auf dem Flurstück, das offensichtlich mehrere Stichel zeitigte, wurde auch ein mittelpaläolithischer Fund gemacht, ebenso auf den angrenzenden Flurstücken.. Was ist für die weltweite Urgeschchtsforschung spannender als die noch nicht archäologisch belegte Schnittstelle von Neandertaler und modernem Menschen ?...In den Höhlen um Blaubeuren kann diese genetisch nachgewiesene Begegnung archäologisch nicht belegt werden. Sollte es in unserer Gegend überhaupt möglich sein, dann vielleicht im Freiland? An der paläolithischen Hornstein-Abbaustelle Börslingen konnten sowohl mittel- als auch jungpaläolithische Funde nachgewiesen werden. Ob längere Aufenthalte dort statt fanden, könnte durch den Nachweis von Feuerstellen vielleicht gegeben sein, aber waren sie zeitgleich?  Schaun wir mal, wie es hier auf der Blaubeurer Alb in dieser Hinsicht im neuen Jahr weiter gehen wird. Es bleibt spannend. Bleiben Sie meinem blog treu.

Eine kleine Blogstatistik für das vergangene Jahr wird noch folgen.


Vergl.-Post Nr. 472.
http://lesefunde.blogspot.de/2013/08/472-post-der-erste-sonderbucher-war-ein.html


Sonntag, 27. Dezember 2015

583. Post. ...2015er Sonderbucher ( und Wippinger) Spätlese

Lesefunde, die Letzten 2015...

Begünstigt durch das ausgefallene Winterwetter auf halbwegs abgeregneten Feldern, beschert der schneelose Winter, was der regenarme Sommer versagt hat...

je später das Jahr...desto erfreulicher die Funde...
Meißel (ausgesplittertes Stück, Restklingenkern) Bohrer Kratzer & Co.
aus Wippingen

Sonderbuch, Kern, Klinge, grober Uniface und Bohrer vom
Sonderbucher Schlaghau / LBK Schwerpunkt
 Kieselkalk/ verkieselter Kalk:
Kieselkalk-klinge der etwas größeren Ausführung.
Schlaghau, Sonderbuch, getrennt mit direktem,
harten Schlag. Auch hier entstehen Schlagflächenreste
und ausgeprägte Bulben wie beim Bruch des Hornsteins.

Kieselkalk steht mineralogisch zwischen Hornstein und Kalk. Er kann als Übergangsbereich zwischen Hornsteinknollen oder -fladen und dem umgebenden Kalkgestein auftreten, aber auch als silifizierter Kalk ohne Hornsteineinschlüsse, quasi also als  "eigenständige" Ausbildung  vorkommen. Er wurde unter anderem im Ascher Borgerhau nachgewiesen. Er zeigt dieselbe Spaltbarkeit und Verhalten bei der Zerlegung wie der Hornstein selbst. Seine raue Struktur, die wie erodiert und verwittert aussieht und leicht sekundären Verfärbungen ausgesetzt ist, hat zur Eigenschaft, einen optisch älteren Habitus vortäuschen zu können. 


Asymetrische Spitze: 
Ist das was, oder hätte das etwas werden sollen?
Ventralseite

Unilateral modifizierter, asymetrischer Abschlag aus grau gebändertem
Jurahornstein mit nur wenig Spuren von Verwitterung und wohl neolithisch

keine gerade Schneidekante bieten die intentionellen, unilateral
angelegten Retuschen. Das befördert den Eindruch eines unfertigen Artefakts.

Retuschen dorsal, also bifalzielles Gerät,
oder ein verworfenes Halbfabrikat. Wäre es kleiner, könnte man sich
so die Vorarbeit zu einer Pfeilspitze vorstellen. Allein in dieser
Dimension unmöglich.




Spätlese in Wippingen, eine Siedlung, die ebenfalls immer
wieder Überraschungen bietet und zwar mehr als aus dem durch aufgelesene Keramik
belegten Zeithorizont der Linienbandkeramik. Habituell passt dieses Stück
irgendwie recht gut zu dem in Sonderbuch gefundenen Glisbeil
das in das Jungneolithikum datiert. Siedlungsstrukturen lassen sich aus dieser
Zeit schlecht nachweisen, da diese Zeit keine Pfostensetzungen hinterlassen hat.
Gerne narrt das Jung-neolithikum mit bifaziellen Artefakten.
... passend zum feierlichen Lametta dieser Tage...ungewöhnliches Rohmaterial vom Siedlungshügel Schlaghau...
Kielstiche 1: (Aurignacien?) und damit wieder ein paläolithischer Beleg im Kontext von Hinterlassenschaften um einen Erdfall.:

Die Enden der Stichelbahnen belegen den Mehrschlagstichel


ventral

rechts die Plattform, von der aus die beiden Stichelbahnen
 geschlagen wurden (Mehrfachstichel)
Kielstichel 2: (Aurignacien?) :



 Stichel: (Aurignacien)



Stichelbahn

Unweit davon konnte diese jungpaläolithische Klinge
mit gestumpftem Rücken aufgelesen werden.




Freitag, 18. Dezember 2015

582. Post. Nobody is perfect...(Saxa Loquuntur)

In der Masse der dominierenden neolithischen Hinterlassenschaften, verweilt das Auge gerne auf nicht alltäglichen Artefakten, die eine ganz eigene Geschichte erzählen,

wie dieser stark patinierte und von Hitzeeinwirkung gezeichnete Abschlag mit einer anthropogenen und gleichwohl reichlich "absurden"Lateralretusche.

ventral

 die sich vor allem über den sehr ausgeprägten Bulbus, ventral,  an der linken Lateralkante entlang zieht. 

dorsal, Schlagflächenrest (Proximalende)  unten


distal

Das Distalende trägt eine auf 4 Retuschen reduzierte Kratzerkappe und damit wohl ein wahrscheinliches Funktionsende. Alles wirkt so, als wäre das geplante Zielprodukt aufgegeben und die Grundform nach wenigen Retuschen verworfen worden. Es können Retuschen die vor der Materialerhitzung von solchen die danach entstanden sein müssen unterschieden werden.. Die intentionellen sind alle vorher entstanden, während wenige glänzende Partien wohl Beschädigungen darstellen dürften.   Saxa Loquuntur . Oft sprechen die Steine in Rätseln...

581. Post. Asch...Import&Export...

Durch das reiche Vorkommen von Hornstein und damit geeignetem Rohmaterial für die Werkzeugherstellung muss man sicher davon ausgehen, dass das Material der Pingen des Borgerhau einer gewisse  Verbreitung erfahren haben muss.

Dies hat jedoch den Steinschmied nicht daran gehindert, auch Material von weiter her zu verwenden, vielleicht in manchen Zeiten sogar zu bevorzugen...wie etwa im Paläolithikum nach Hornstein alpine Radiolarite, die im Rang an zweiter Stelle stehen.

In der späten Jungsteinzeit, eine Zeit in der auch das Rad schon erfunden war und man spätestens von sehr weitreichenden Handelsbeziehungen und Wanderungen rechnen muss, fällt in Asch eine gewisse Materialausschließlichkeit  auf. Daneben tauchen vereinzelt Rohmaterialien auf, die aus irgendwelchen Gründen hierher importiert worden sein müssen.Eine Spitze aus französischem Silex fällt hier auf, sehr vereinzelt Plattenhornstein aus Abensberg Arnhofen und:

Bohnerzhornstein
von links: Abschlagkern, Klinge und diskoider Kern

Rückseite des diskoiden Kerns, gekippt.

der Abschlagkern weist an einer Stelle...

...ein Schlagnarbenfeld auf und gibt sich somit als Klopfer in einer
sekundären Verwendung zu erkennen.
Eine genaue Herkunft (Provenienz) ist noch nicht geklärt.
Plattenhornstein aus Abensberg Arnhofen, Lamellenkern Nähe
Schlaghau Sonderbuch, Bereich Erdfälle, vermutlich LBK-
Kontext. Um an dieses Marterial zu kommen musste eine
Strecke von über 200 km zurück gelegt werden. Je nach Strecke
fahren wird das heute mit dem Auto in bis zu 2,5 Stunden
also in 5 Stunden hin und zurück.
Welche Zeit die Bauern der Bandkeramik wohl dafür brauchten
 und warum es gerade dieses Material war oder sein musste?
(Bayrischer Plattenhornstein kommt aber auch etwa am Helga Abri
in Schelklingen in einem spätpaläolithischen/mesolithischen Kontext vor. )

 https://de.wikipedia.org/wiki/Feuersteinbergwerk_von_Abensberg-Arnhofen
http://www.uf.uni-erlangen.de/?page_id=890