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Dienstag, 29. November 2016

630.Post.Lesefunde: Scherben als " Leitfossil "

Neolithische Keramik ist oft bei Grabungen, aber vor allem auf den Oberflächen rar.

Auf einer neuen Siedlungsstelle erhärtet sich der Verdacht, dass hier eine weitere, linienbandkeramische Siedlung auf Sonderbucher Gemarkung vorliegt.

Klingenkern, Klinge, Abschlagkratzer und jetzt: Wandscherbe mit Knubbe

Vor Ende des Jahres zeigt sich nun auch endlich im Siedlungsinventar einer erst vor kurzem endtdeckten Siedlungsstelle an der Peripherie der Lagerstätte "Blauberg" Keramik, die nicht so datierungsresistent ist, wie die wenigen bisher dort geborgenen Fragmente. 

Zuvor gab es im Steingeräteinventar schon mehrerlei Anzeichen für einen frühneolithischen Kontext, insbesondere Pfeilspitzen und entsprechende Kerne für das Vorhandensein einer Klingenidustrie, die aber zunächst auch für ein mittleres Neolithikum sprechen könnten. So gravierend haben sich hier Technik und Gebrauchsgegenstände nicht wirklich verändert. Eine Wandscherbe eines Kumpfes mit einer typischen Handhabe, einer Knubbe, weist nun in die Zeit der Linearbandkeramik und damit eine Kulturstufe, die sich ebenfalls auf Sonderbuch/ Schlaghau zeigt. Die Siedlungsdynamik um Sonderbuch wird damit noch differenzierter und es ist erstaunlich, wie klein die Abstände der einzelnen Siedlungen untereinander auf der Blaubeurer Alb sind. Hier musste wenig Raum für  Viele reichen, mussten wenige Ackerflächen mit doch sehr unterschiedlicher Bodenqualität ungeahnt viele Menschen über lange Zeiträume ernährt haben. Unklar ist natürlich auch, inwiefern sich Siedler in Abständen auch immer wieder mal verlagert haben. Nach Nord/Nordwest scheinen sich spätere Siedlungsräume erschlossen zu haben, während die Siedlungen in der Nähe von Blau- und Achtal im großen und Ganzen älter zu sein scheinen- Die Siedlungstätigkeit auf dem älteren Siedlungsterrain  reißt jedoch nicht ab, sondern wurde weiter durchgehend besiedelt, also wuden neue Räme wohl wegen Zuwachs an der Bevölkerung erschlossen, die Altsiedellandschaften weiter genutzt.

  
 Handhaben beim Gebrauchsgeschirr  der Bandkeramiker - Funktion und Ästhetik -(Experimentelle Archäologie)
Anmerkung:Das Leitfossil ist ein Begriff aus der Geologie und meint Fossilien, anhand derer man relative Altersbestimmungen in einer Abfolge von Gesteinsschichten vornehmen kann Der Begriff wird im übertrageen Sinne auf Typen vorzeitlicher Keramik verwendet, deren benachbarte Fundplätze eine Kulturprovinz bilden. Keramik weist auf einem Sielungsplatz die entscheidenden Hinweise für Einschätzungen von Fundstellen, ohne Eingriffe vornehmen zu müssen..

Montag, 21. November 2016

629. Post.Das archäologische Jahr eines "Heimathirsches" 2016

Bollingen, Sonderbuch, Asch, London, New York...

Ruhig war es nur im blog...

umso aufregender im Gelände!

vor allem und auch im von Baumaschinen umgepflügten Gelände und an der "Sondengängerfront."

Höhepunkte und Sternstunden

Begonnen hat das Jahr, wo das vorhergehende geendet hat...im Neubaugebiet von Dornstadt-Bollingen, wo bei Erschließungsarbeiten eine urnenfelderzeitliche Siedlung mit neolithischen Komponenten angeschnitten wurde. Den Prospektionen in 2015 folgten Grabungen in 2016. Selbstredend vergingen für mich nur wenige Tage, ohne den Fortgang der Grabungsergebnisse zu verfolgen. Die Presse berichtete verhalten. Eine angekündigte Informationsveranstaltung für die Bevölkerung und Anwohner, die sich - teils sogar aktiv- in die Grabung einbrachten, sollte im Herbst stattfinden und steht noch aus.

Edit 18.2.2017 :http://www.swp.de/ehingen/lokales/alb_donau/archaeologen-zeigen-fundstuecke-der-notgrabungen-bei-bollingen-14440868.html

An dieser Stelle sei auch hingewiesen auf eine Veröffentlichung in der Reihe Documenta historiae(Editor Emeritus Dr. H.J.Gregor), Band 17, des Münchner Historikers Prof. Dr. Ulrich Linse:

Die Arbeit beinhaltet eine aus den Originalquellen erarbeitete "Rekonstruktion der prähistorischen Forschungen einiger Ulmer Gymnasiasten in den Tälern von Blau und Kleiner Lauter in den 1950er Jahren, speziell die Ergebnisse ihrer Grabungen am Löwenfels von Blaustein und in zwei Abris bei Lautern und Altental betreffend..." ( aus der Zusammenfassung des Autors) ISBN: 978-3-86544-617-6 ISSN 0723-1691.
Ein ausgesprochen interessantes, zeitgeschichtlich unnachahmlich spannendes Dokument aus Vorzeiten der heutigen, modernen Schutzgesetze aus der Feder eines namhaften Historikers, der die wie er schreibt fast  ausnahmslos akademischen, öffentlich wirksamen  Ausgräberpersönlichkeiten seiner Zeit im beschriebenen Raum noch persönlich gekannt hat. Prof. Linse nahm auch an den Ausgrabungen des Steinzeitdorfes Ehrenstein unter Hartwig Zürn teil. Der Band enthält zahlreiche, bislang unbekannte Abbildungen.

UMGEPFLUEGT...GfU ...in eigener Sache...


U.a. auch die "Mitteilungen der GfU" berichten in einem Aufsatz von Prof. H. Floss und Benjamin Schürch teilweise auch von meinen Ergebnissen/Funden von Feldbegehungen...den heute gerne als Prospektionen bezeichneten Oberflächenabsammlungen archäologischer Artefakte der Blaubeurer Alb unter dem Titel:

Paläolithische Oberflächenfunde von der Blaubeurer Alb

http://www.academia.edu/21833135/Pal%C3%A4olithische_Oberfl%C3%A4chenfunde_von_der_Blaubeurer_Alb

Diesem Aufsatz liegt die Bachelorarbeit von GfU- Mitglied B. Schürch zugrunde. Am Tag der offenen Höhle stellte Schürch die im Rahmen seiner ersten wissenschaftlichen Arbeit  darin bearbeiteten Funde (Funde aus Privatsammlungen) auch direkt zum Anfassen vor. Thema seines dortigen Infostandes war die Artefaktmorphologie. Seine Masterarbeit nimmt seit Herbst im selben Themenbereich Fahrt auf.  Im Sog dieser Paläolithforschung wird sicherlich ganz besonders die sekundäre Hornstein-Lagerstätte Asch/Borgerhau, und auch das Material der ebenfalls damit verbundenen neolithischen Siedlungsentwicklung auf der Blaubeurer Alb publikatorisch profitieren und mit in den Fokus der Wissenschaft rücken.


Der für Augenfunde viel zu trockene Sommer und ein trockener Herbst sorgten für äußerst ungünstige Oberflächenbedingungen, doch die dadurch gewonnene Zeit war durch zahlreiche Einsätze mit der Metallsonde gut verplant. In Heroldstatt-Sontheim konnte deshalb ein neus Gewerbegebiet ausgiebig prospektiert werden, und noch in den Wintereinbruch hinein leistete meine Sonde Dienste auf einem Alamannischen Gräberfeld bei Ehingen-Dettingen, in dem die Bagger standen, weil das Gräberfeld bislang nicht bekannt war. Trotz der ungünstigen Witterung und dadurch erschwerten Oberfächenverhältnissen auf den trockenen Äckern ist es gelungen eine neue, zeitlich differenzierte Fundstelle in der Nähe der Hornstein- Lagerstätte "Blauberg" zu erkennen. Der beste Schutz gegen Verschleppung von Oberflächenfunden sind unsere sommerlichen "Lehmziegelverhältnisse". Da kann man inmitten von Siedlungen stehen und erkennt nichts. Gerdae bei solchen Verhältnissen auf neue Fundstellen zu stoßen grenzt an Wunder. Weniger Neufunde heißt aber auch; weniger Funde auf unbearbeiteter"Halde", denn dort landen diese oft auf lange Sicht.
Unilateral  retuschiertes Artefakt aus 2016

Ein bislang unbekannter, unbeauftragter Sondengänger konnte im Sommer dazu bewegt werden, seine Funde bei der Denkmalbehörde zu melden. Die übergebenen Funde sind für die Archäologie unseres Raumes von wichtiger Bedeutung und machen deutlich, wie groß der Schaden wird, wenn es nicht gelingt hier auf Dauer Kooperationen zwischen interessierten Laien und der Denkmalpflege zu schaffen. Aus interessierten, engagierten Laien könnten verantwortungsvolle Mitarbeiter werden, wenn sich beide Seiten öffnen und aufeinander zugehen. Gräbenschaufler zwischen Fronten braucht die Archäologie nicht und sie führen auch nicht zum Ziel der anderen Seite, für die es nur  zwei Erscheinungsformen gibt: Eine bislang eher kleine Anzahl von legalen, geschulten Kräften die zu Zusammenarbeit bereit und einer großen Zahl von illegalen Sondengängern, die ohne Genehmigung unterwegs sind, weshalb auch Schutzgesetze und damit verbundene Strafen für Zuwiderhandlungen weiterhin nowendig sind. Nur in Bayern gehen die Uhren anders. Ein Urteil über die unterschiedlichen Wege des hier verantwortlichen Denkmalschutzes mag die Geschichtsschreibung fällen.
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Leider begegneten mir im Gelände dieses Jahr auch wieder Menschen, die wohl niemals an eine Zusammenarbeit denken und die archäologischen Zeugnisse, die in den gepflügten Ackerfurchen oft wie ein offenes Geschichtsbuch daliegen,  als eine Art Ware im Selbstbedienungsladen verstehen, der dann auch noch ohne Bezahlung verlassen werden kann. Letztlich geschieht aber auch das zu einem hohem Preis.Oft sind Funde sicherlich aus wissenschaftlicher Sicht nicht von jener besonderen, Bedeutung, die sie als Objekt persönlich für einen Finder haben und so gelangen solche Funde nach Meldung und Inventarisationsprozedere auch oft wieder in den Besitz der Finder zurück. Bitte zeigen sie Verantwortung und melden sie ihre zufällig gemachten Funde deshalb und lesen sie nichts von Denkmalflächen ab. Auch und gerade wenn sie Geschichtsinteresse zeigen und beweisen  wollen, geht der Schutz der primären Quellen vor für den man sich dann auch in erster Linie einsetzen sollte und auch auf vielfältige Weise einsetzen kann.
Diskoider, formgebend Kanten retuschierter Kern aus Sonderbuch
Zum Ende des Jahres zeichnet sich ab, dass es im Rahmen des geplanten Ascher Heimatbuches als Begleitveranstaltung eine Ausstellung geben wird was die Möglichkeit bietet, urgeschichtliche Funde der Öffentlichkeit aus meiner Sammlung präsentieren zu können. Auch der "erste  Ascher" dürfte wie der "erste Sonderbucher" ein Neanderthaler gewesen sein, wie ein auf Ascher Markung gefundenes Keilmesser zeigt. Besonders aber aus der Zeit der neolithischen Siedler sind zahlreiche Funde vorhanden und die Bedeutung der Hornstein-Lagerstätte im Borgerhau dürfte noch viel Stoff für Forschungen liefern, auch und gerade was frühere Zeitstellungen anbelangt. Die Zeitspanne, bis ein Forscher hier "die letzten Wahrheiten verkündet", dürften nicht nur über diese und die folgende Generation hinaus weisen. Die Funde aus der Bronzezeit und der vorrömischen Eisenzeit -aus Grabhügeln der Ascher Markung sind dagegen in alle Welt zerstreut und finden sich wohl sogar in London und New York, wo Gefäßkeramik als "pottery from Württemberg" präsentiert wird.

Kleine Blog- Statistk: Das Jahr schloss mit 128.329 Besuchern, davon 87.056 aus Deutschland. Von den Besuchern fand ungebrochen der Post "Auf den Spuren des Neandertalers" mit 2804 Besuchern das größte Interesse, gefolgt von den "Scheibenknöpfen" mit 1.996 Aufrufen."Feuerzeugkomponenten aus dem Geißenklösterle" fand bei 939 Besuchern Interesse, als ein herausgegriffenes Beispiel auch der Post "Der erste Sonderbucher". Er wurde 723 mal angeklickt.
 -Wohl einem erhöhten Crawler- und Spamaufkommen aus Russland und der Ukraine ist im Dezember 2016 ein ungewöhnlicher Anstieg vom 4550 Zugriffen zu verdanken, die erstmals das echte Interesse an Lesefunden von der Blaubeurer Alb verfälschen.  11 Besucherkommentare seit dem Start des Blogs sind wenig, was jedoch an den Einstellungen liegt. Wer selbst nicht bei blogspot bzw. blogger angemeldet ist, kann auch nicht kommentieren. Desweiteren freue ich mich über 16 Follower, die mir die Treue halten. Auch ihnen, wie selbstverständlich allen Lesern und Gelegenheitsfollowern wünsche ich ein friedliches und erfolgreiches, vielleicht auch fundreiches Jahr 2017!