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Montag, 10. Juni 2013

459. "Sonderbuch am See..."


Der Niederschlag auf der Alb war immer schon überlebenswichtig, denn nur ausreichend Regen kann zur Nutzung der fruchtbaren Kalkverwitterungslehmböden führen. Die Karstlandschaft der Blaubeurer Alb sorgt dafür, dass das Oberflächenwasser rasch durch die Klüfte und Höhlen der Alb verschwindet. Vor allem auch Dolinen und Erdfälle im Bereich der Sonderbucher Fluren wirken dabei als wahre Schlucklöcher und sorgen für einen raschen Abfluss. Viele der Dolinen/Erdfälle im Bereich der Sonderbucher Fluren wurden über die Jahrhunderte zu geschüttet, sind aber noch auf alten Flurkarten verzeichnet und sind mehr oder weniger gut im Geländeprofil oder durch Bodenverfärbungen erkennbar.  Dolinen und Erdfälle werden unterschieden. Die Doline entsteht durch Lösungsprozesse auf der Oberfläche, während der Erdfall entsteht, wenn unterirdische Höhlensysteme zusammen brechen. 
Viele Erdfälle sind im wahrsten Sinne des Wortes nach dem Zuschütten durch die fortschreitende Höhlenbildung weiter "aktiv". Gelegentlich brechen die Oberflächen, besonders nach Starkregen ein, weil das Erdreich in die Höhlensysteme ein geschwemmt wird.  Ein anderes Phänomen ist, dass die Abflüsse - wohl auch durch das Einschwemmen von Feinsedimenten temporär versperrt sein können und der natürlich entstandene Wasserablauf gehemmt ist... dasselbe mag für Frost gelten.


So wird aus einem Acker auch einmal kurzfristig ein See...

Wasser gefüllte Senke bei Sonderbuch.

Sonderbuch am See.../ Fotos Familie Söll, Sonderbuch
Die chemische Lösung des anstehenden Gesteins im Untergrund verursacht Auswaschungen/Hohlräume, die eine unterirdische Hydrologie bilden. Dort, wo das Wasser auf undurchdringliche Schichten stößt ( oft durch den chemischen Umkehrprozess, bei dem sich der gelöste Kalk wieder als Kalktuff niederschlägt ) bilden sich Quellhorizonte.
Wo das Karstwasser-Abflusssystem gestört wird, etwa durch Baumaßnahmen die dieses System ignorieren bzw. wo Unkenntnis darüber herrscht, kann es zu voll gelaufenen Kellern kommen, wie in Kellergewölben der Ascher Straße nach dem Zuschütten der dortigen Hüle. 

Zu Dolinen, Hülen und Albwasserversorgung , zum Verständnis von Hydrologie von Oberfläche und Untergrund und Geschichte bzw. Archäologie lesen Sie auch:


http://www.dgamn.de/uploads/mbl21/Mitteilungen21-web-schreg.pdf

Hülen und Zisternen waren die bis zur Albwasserversorung durch Pumpwerke die weit verbreitete, einzige Wasserversorgung auf der Alb, das Wasser oft von sehr schlechter Qualität. Manche Sätze von Historikern kennen viele Heimatforscher auswendig, etwa wie den des Schultheißen von Justingen der gesagt haben soll: "Für ons däts des Wasser no, aber s'Vieh sauft's nemme" - Uns wäre das Wasser noch gut genug, aber das Vieh weigert sich es zu trinken.
Oder jener Satz eines zeitgenössischen Berichtes:
" Wehe dem Fremden, dem in einem der primitiven Albdörfer, wo die Strohdächer überwiegen und man rein auf Regenwasser angewiesen ist, ein Bedürfnis anwandelt nach einem Glase Wasser ...  strohgelb bis kaffeebraun hat sich das Wasser gefärbt, das von den Strohdächern niederrinnt, nur wer von Jugend auf an den Anblick des Wassers sich gewöhnt hat, vermag ohne Abscheu das Glas an die Lippen zu setzen..."

Da es kaum archäologische Untersuchungen von Hülen, Dolinen und Erdfällen in dem Zusammenhang nach der Frage einer Chronologie der Wasserversorgung einer Region gibt, Hülen oft gereinigt werden mussten und keine intakte, alte Schichtenabfolge aufweisen, gibt es ein gewisses Forschungsdesiderat. Wie die ersten neolithischen Bauern die Wasserversorgung gelöst hatten bleibt eine offene Frage der archäologischen Feldforschung, doch es ist nahe liegend, dass das Sammeln von Regenwasser (-in welcher Form auch immer -wie es vor dem Einrichten der Albwasserversorung durch Pumpen bis zum Ende des 19.Jh. noch der Fall war,)  eine sehr lange Tradition gehabt haben muss.
Zwischen der bandkermischen Siedlung sonderbuch-Schlaghau, die sich hangwärst in Richtung Norden fortsetzt lagen an der tiefsten Geländestelle mehrere verfüllte Erdfälle, die noch auf alten Flurkarten verzeichnet sind. Weiter Richtung Norden setzten sich die Oberflächenfunde weiter fort. Auch am Rande der Siedlung Sonderbuch-Schlaghau ist bei günstiger Witterung ein verfüllter Erdfall zu vermuten, da sich hier eine kreisrunde Stelle mit eingebrachtem, stark humosem Material abzeichnet.
Was die Natur schafft- nämlich das verhindern, dass Oberflächenwasser schnell wieder im Grund verschwindet, schaffte der Mensch über das gesamte Mittelalter hinweg, in dem er es in "Hülen" sammelte. Meist waren sie mit Lehm aus geschlagen. Vielleicht kam der Mensch auch schon im Neolithikum auf "diesen Trichter.?"
Bandkermische Grube auf der Ulmer Alb. Im Schnitt zeigt sich, dass die Grubensohle
eine allmähliche Aufschüttung erfahren hat. Feine Sedimente lagerten sich in dünnen Lagen
auf dem Grunde ab. Was spricht gegen eine Zisterne, in die, z.B während Trockenperioden
etwas Sediment eingetragen wurde ???(Durch Wind z.B.) Irgendwann wurde die Grube, oder
hausbegleitende Zisterne (?) Snn in einem Zuge verfüllt. Der anstehende Lehm war sicher
in der Lage Oberflächenwasser länger zu halten. Wie sonst wäre hier Viehaltung ohne Fließgewässer
möglich gewesen?

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