Powered By Blogger

Sonntag, 25. April 2010

Verschiedene Schlagsteine und Klopfer zum letzten Post




27. Post.
Die Schlagsteine. ( nach J.Hahn im Neolithikum Klopfer genannt)
solche Steine ( Hornsteinknollen, grobe Abschläge, sekundäre Kerne usw.) weisen sogenannte "Schlagnarben" auf, die beim Auftreffen entstanden. Durch längere Benutzung entstanden ganze Schlagnarbenfelder, oft mehrere an einem Schlagstein. Heute werden Schlagsteine differenziert gesehen. Man geht im allgemeinen davon aus, dass sie kaum für die Zerlegung von Kernen Verwendung gefunden haben können. Ihr Auftreten in den Pingen des Borgerhau lässt jedoch vermuten, dass sie vielleicht nicht systematisch, aber gelegentlich als Schlagsteine zur Geräteherstellung, allenfalls zur Grobzerlegung eingesetzt worden sein könnten. 
Zur Thematik lesen Sie bei Christian Fuchs:
 http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/schlagsteine



27. Post. Das Ausgangsmaterial.
Ausgangsmaterial zur Geräteherstellung, das Rohmaterial wie Hornstein der als Rohknollen um Sonderbuch natürlich entstanden ist und vorkommt ( geologisch: ansteht) wurde hier von den jungsteinzeitlichen Bauern abgebaut. Eine große bekannte Fundstelle befindet sich im Borgerhau, nahe Wippingen.
Daneben wurden aus Flußgeröllen die sich ebenfalls auf den Hochflächen finden silicatreiche Materialien wie der Jaspis, Kreidefeuerstein, Flint oder Quarzite ausgelesen und verarbeitet. Durch die Urdonau und die eiszeitlichen Gletscher gelangte alpines Material bis auf unsere heutigen Hochflächen.
Bohrer, Pfeilspitzen und ein Sortiertablett



26. Post.
Der weitaus überwiegende Teil der Sonderbucher Funde datiert in das N e o l i t h i k u m , beginnend in der bandkeramischen Zeit.
Die modifizierten, geschlagenen Steinartefakte bezeichnet man allgemein als Werkzeuge. Die artefiziellen Veränderungen nach dem Abtrennen der Grundform, entstehen durch Retuschen oder durch Gebrauch entstandene Spuren.
Neben den schon bekannten Knollen, Kernen, Abschlägen und Klingen, gehören folgende Geräte /Werkzeuge zu einem vollständigen neolithischen Siedlungsinventar:
Pfeilspitzen, Kratzer, Bohrer,Geräte mit Endretuschen, Erntemesser (Sicheln) Dolche(retuschierte Spitzklingen) Schlagsteine (Klopfer) und ausgesplitterte Stücke.

In den nachfolgenden Posts soll auf diese Typen näher eingegangen und mit Bildern vorgestellt werden.

Bilder zum letzten Post.
Auf vielen Fundstellen trifft man immer wieder auf kleine Kerne, die durch Hitzeeinwirkung Verfärbungen aufweisen. Ob dies intentionell geschah oder durch Zufall sei dahin gestellt.
Ob solche sehr kleinen Kerne in mesolithischen Kontext zu bringen sind ist ebenfalls in den Bereich der Spekulation zu verweisen, als Arbeitshypothese mit einem besonderen Augenmerk gerade für diese Art von Artefakten jedoch besonders interessant, um vielleicht irgendwann auch Beweise für mesolithische Zusammenhänge zu liefern.


Immerhin lassen sich diese Beobachtungen auf den Fundstellen in der Fläche ziemlich eingrenzen. Ohne Grabungen sind isoliert gefundene Stücke nicht zu datieren und es lässt sich auch eine Abfolge von Besiedlungen ("Siedlungsdynamik) auch nur vermuten.

Mesolithisch oder neolithisch....? das ist hier die Frage....




25. Post.Was sagen die Steinartefakte über den Beginn des Kulturschaffens in Sonderbuch?

Es gibt nach meiner und anderer Sammler Meinung ( hier ist vor allem der inzwischen + ehrenamtlich Beauftragte H. Mollenkopf zu nennen) verschiedene Anzeichen dafür, dass sowohl paläolithische, sowie frühmesolithische Artefakte auf den Sonderbucher Flächen vorkommen könnten. Eindeutig paläolithische, wohl aber verlagerte Belege gibt es in Wippingen. Der inzwischen ausfindig gemachte Hornsteintagebau im nahen Borgerhau untermauert ebenfalls nach meiner Meinung die These dass über lange Zeiträume hinweg die Ressourcen genutzt worden sein könnten, eben auch schon zu wesentlich früherem Zeitpunkt. Das reiche Vorkommen dort spricht auch für eine Wahrscheinlichkeit einer überregionalen Bedeutung des Vorkommens. Doch dazu ein andermal mehr. (-)

Sehr selten, aber eindrucksvoll begegnen bifazial retuschierte Stücke. In der Sammlung von Lynn Fisher ( u.a. Knipper, u.a.) gibt es ein publiziertes Stück, das fast unzweifelhaft für mich ein spätpaläolithisches Hornsteingerät zu sein scheint.(Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte 2003/Band12, Seite 129)

Desweiteren gibt es ähnliche bifazial retuschierte Geräte von verschiedenen Fundstellen um Sonderbuch ( sämtliche in bandkeramischem Kontext gefunden) in meiner Sammlung. die nur in einem Fall als Fotographien einem Archäologen vorgelegt worden sind ( Prof. Kind, Glisbeil oder Faustkeil?)
Auf zahlreichen Fundstellen erscheinen auch intentional erhitzte Hornsteine (getempertes Material) mit charakteristisch roter Verfärbung, wie sie für das Frühmesolithikum Südwestdeutschlands typisch sind. Sie fallen auf durch die geringe Größe der Kerne, vergesellschaftet mit getemperten Materialien, während diagnostische Formen ( Mikrolithen) (noch?) fehlen.

verschiedene modifiztierte ( bifazial/flächig retuschierte Stücke und "Kerngeräte"(?) aus bandkeramischen Zusammenhängen./ Hornstein und Jaspis.

Freitag, 23. April 2010


Die keramischen Zeugnisse beginnender "Neolithisierung.... "



24. Post. Wann nahm die "Neolithisierung" in Sonderbuch ihren Anfang?
Es gelang mir erstmals 2003 durch das Auffinden von unzweifelhaften Keramikscherben auf dem schon länger bekannten Siedlungsplatz Schlaghau / SOND 008 / Bandkeramik nach zu weisen und damit bisher undatierte Steinartefakte zumindest teilweise einem bandkeramischen Kontext zu zu weisen.
Die typischen Verzierungsmuster der Linienbandkeramik, die sich vor allem auf die Feinkeramik beschränken, sind dabei aber bis heute sehr selten, die ursprünglichen originalen Oberflächen des Gebrauchsgeschirrs stark erodiert . Bis vor wenigen Jahren glaubten die Sammler und die Denkmalbehörde noch, dass überhaupt keine Keramik erhalten ist. Somit blieb auch das Vorhandensein einer Siedlung zweifelhaft. Lynn Fisher und Corinna Knipper ( u.a.) mutmaßen dies noch 2003 in einem Ergebnisbericht ihrer "survey" in: Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte ( 2003).
Für Sonderbuch gilt, obwohl die Keramik sich inzwischen eingefunden hat ( später systematische Forschung auch durch Grabung- darüber soll noch berichtet werden) jedoch weiter, daß sie im Allgemeinen einen bedeutenden Bestandteil der materiellen Kultur und zum Inventar einer Siedlung gehört, wohl aber in Sonderbuch keine herausragende Ausprägung erfahren hat. Für die relativchronologische Differenzierung der archäologischen Hinterlassenschaften ist sie aber von großer Bedeutung. Dabei ist "der Pflug" als Stellvertreter für intensive Bodennutzung sicher auch nur teilweise der Grund für die schlechte Erhaltung und die Tatsache, dass die Keramik an vielen Stellen gänzlich vergangen scheint.

Einen möglichen Grund dafür liefern die Sedimente selbst, indem diese an vielen Stellen stark von pliozänen Urdonauschottern durchzogen sind und die mechanische Beanspruchung bei Bodenbewegungen erhöhen. Zum Anderen ist es an vielen Stellen der Siedlungen und sonstigen Fundplätzen so, dass der archäologische Fundhorinzont keine besonders hohe Mächtigkeit aufweist und das gesamte Fundinventar sich im Pflughorizont bewegt, (Dass es dennoch ungestörte Befunde gibt, zeigten spätere Grabungen) also schon in sehr geringer Tiefe der "gewachsene Boden" zu erwarten ist. Besonders im "Grund" aber auch auf dem "Schlaghau" folgt dem Pfluhorizont teilweise aber ein mächtiges Kolluvium, das über Jahrhunderte hinaus die intakten Befunde zu schützen vermag.
Zahlreiche Artefakte tragen Eisenoxidspuren (-"Rost") die von den entsprechenden Eisengeräten aus auch schon früheren Jahrhunderten durch die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen herrühren. Da die Keramikscherben sich im gleichen Horizont über die selben Zeiträume bewegen und an die Oberflächen gelangen, setzt ihnen außer der mechanischen , Beanspruchung auch der Frost stark zu, indem sich die weiche Keramik mit Wasser vollsaugt und vom Frost gesprengt wird. Durch den ständigen Wechsel von Frost und Auftauen beschleunigt sich dieser Prozess. Dazu kommt, dass das Rohmaterial des Sonderbucher Scherben keine besonders gute Qualität auf zu weisen scheint. Der hier anstehende Lehm ist stark von Kalk durchsetzt, der die Eigenschaft besitzt sich beim Brand in Gips um zu bilden, der Wasser aufnimmt, dadurch an Volumen gewinnt und Gefäße sprengt. Ein Umstand, der nicht nur den Pioniertöpfern sonder den Töpfern zu allen Zeiten zum Verhängnis wurde und traditionelles Töpferhandwerk nur in solchen Gegenden zur Blüte bringen konnte in denen hochwertiger Bolus ansteht. Dies scheint im nahen Erbach-Ringingen, wo sich ebenfalls eine bandkeramische Siedlung besonderer Größe befindet der Fall zu sein. Es zeigt sich dort Keramik von besonders guter Qualität wohin zu noch die besseren Erhaltungsbedingungen kommen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es in Sonderbuch im 19. und angehenden 20. Jahrhundert eine Ziegelei gab, die anstehende Lehme verarbeitete, aber kaum mehr als den lokalen Bedarf zu decken vermochte, während in der Gegend um Ringingen auch heute noch ein namhaftes Ziegelwerk die Tradition fortsetzt, sich die Zunft aufgrund des hochwertigen Rohstoffes bis heute halten konnte, obgleich natürlich auch andere Faktoren für so eine Entwicklung stehen könnten. Eine wichtige oder besondere Bedeutung des bandkeramischen Töpferwesens ist wohl nicht an zu nehmen.
Man muss in der Bandkeramik desweiteren davon ausgehen, dass beim Brennen keine besonders hohen Temperaturen erreicht wurden. Da für den Brand das Minimum von 600 Grad Celsius notwendig sind, dürfte das wohl gerade erreicht worden sein. Je niedriger ein Gefäß gebrannt wird, umso weicher ist der Scherben und umso anfälliger für mechanische Beanspruchung, das gilt auch für die Erdlagerung. Hohe Brenntemperauren machen die Gefäße dichter und damit wasserundurchlässiger und härter.

Donnerstag, 22. April 2010





23. Post. Fortsetzung der Eröffnungsrede.Umgepflügt....Ausstellung der Sammlung Robert Bollow.Sonderbuch.
Die vor allem durch Populärliteratur verbreitete Vorstellung einer massenhaften Kolonisation muss einer anderen weichen , wonach eine wesentlich kleinere Gruppe ihre kulturellen Errungenschaften mitbrachte. Ein Grund für das veränderte Bild: Die Mainzer Anthropologen Joachim Burger und Wolfgang Haak, haben den genetischen Code der ersten Bauern geknackt, die vor 7000 Jahren in Deutschland, Österreich und Ungarn siedelten.
Allerdings konnten sie nur von 24 Skeletten Proben für ihre aufwändigen Untersuchungen gewinnen. Die Überraschung: Ein Viertel der Proben, also 25 % , gehört zum N1a-Typ, den heute nur 0,2 % der Europäer aufweisen.
Zu denken gibt, dass die einzige Probe aus Ungarn ebenfalls diesem seltenen Typ angehört und der "europäische Zweig" dieser Genvariante heute am häufigsten im Gebiet des nahen Ostens vorkommt. Dies stärkt den Verdacht, dass die "Überträger" der Linienbandkeramik dem N1a-Typ angehörten. Und diese könnten die größere der jagenden und sammelnden Urbevölkerung mit Ackerbau und Viehzucht "infiziert" haben, muss dann aber ( - durch Auswanderung? Ausrottung?) - offenbar bald von der Bildfläche verschwunden sein.
Wie Computersimulationen der Mainzer zeigen, können selbst natürliche Genveränderungen einen solchen Typus nicht derart drastisch reduzieren. Haak und seine Kollegen halten es daher für denkbar, daß einheimische Jäger und Sammler die Landwirtschaft von den nicht sehr zahlreichen Einwanderern übernommen haben. Dieser Gedanke ist auch der Archäologie bislang nicht gänzlich fremd gewesen und daher so neu nicht. Viele Archäologen dachten auch vorher schon an einen länger dauernden Prozess, der von einwandernden Kleingruppen ausgelöstwurde, ohgne die DNA-Analysen zu kennen. Diese traten in vielfach variierenden Kontakt mit Einheimischen, es kam zu Asimilierungs- und Akkulturationsvorgängen, wobei zuerst eine große, äußerlich recht homogen wirkende Kultur entstand, die sich fortschreitend in lokale Teilgruppen aufspaltete (Eduard Sangmeister, 1983)
Von den in Frage kommenden europäischen Steinzeitmenschen fehlen bisher Proben für DNA-Analysen. Ebenso unklar bleibt die Frage, woher die ersten Bauern kamen. Um das bestimmen zu können, müssten auch steinzeitliche Skelette von Jägern und Sammlern aus Osteuropa und dem Orient untersucht werden, wo vor Jahrtausenden mit dem Anbau von Getreide begonnen wurde und später Schafe und Ziegen, Schweine und Rinder domestiziert wurden.
Einerseits kommt eine massenhafte Einwanderung nicht in Frage, wie DNA-Analysen beweisen, andererseits treten uns die Bauern Mitteleuropas mit einer vollbäuerlichen Mischwirtschaft, mit einer derart komplexen Dorf- und wohl auch Gesellschaftsorganisation entgegen, dass es schwer fällt, in ihnen langsam an ein sich völlig neues Wirtschaftssystem sich anpassende Jäger und Sammler sehen zu wollen (Sangmeister 1983) Uner Archäologen herrscht wie gesagt keine Einigkeit. Nach Sangmeister stellt sich die Frage nach dem Woher nicht. Er regt an, nicht immer an einen Raum außerhalb zu denken, sondern eher nach dem "Wie in der Zeit". Die Frage sollte seiner Meinung nach lauten: Wie, Wann, Wo und Von Wem wurde die Kultur ausgebildet, der wir den Namen "Bandkeramik" gaben.




22. Post. Umgepflügt. Sammlung Bollow, Eröffnungsrede der Ausstellung,
Die "Neolithisierung...."
Das alte Bild von der regelrechten "Landnahme" bröckelt, indem die Bandkeramiker über weite Gebiete hinweg ihre donau -ländische Kultur verbreiteten und damit die jahrtausende herrschende archaische Struktur der Jäger und Sammler von Paläolithikum und Mesolithikum ablösten, in dem sie selbst in großen Massen siedelten.
Kamen wirklich so viele aus ihrer alten Heimat, dem heutigen Westungarn um in nur wenigen Jahrtausenden weite Teile Mitteleuropas zu besiedeln?
Der überwiegende Teil der Archäologen beschreibt in zahllosen Büchern...wie die bandkeramischen Pioniere vom Balkan entlang der Donau nach Bayern und Süddeutschland vordrangen. Eine andere Route führte, wie hier auch schon beschrieben die March aufwärts nach Mitteldeutschland und von hier aus nach Hessen und Niedersachsen...
Lange wurde auch angenommen, daß die Linienbandkeramiker die einzigen Pioniere waren, deren Kultur die erste Töpferei verbreitete. Das stimmt jedoch nur bedingt. 1983 wurde die La Hoguette Gruppe bekannt und in Baden Württemberg erstmals nachgewiesen. Sie tritt "gerne" in im bandkeramischen Kontext auf. Diese Gruppe stellte ebenfalls Töpferwaren her und trat zeitgleich auf. (Chr. Jeunesse.la ceramique de la hoguette 1987)
Außerdem lebten zu dieser Zeit nachweislich in vielen Teilen des Landes das nun von den Kolonisten in Besitz genommen worden sein soll (...) noch die mesolithischen Jäger und Sammler. Die Hinweise für mesolithische Kulturträger ist auch in Sonderbuch trotz Bandkeramiksiedlungen nicht von der Hand zu weisen, selbst in bandkeramnischem Kontext. Von diesen mesolithischen Jägern und Sammlern wurde schon lange sehr verhalten gemutmaßt, sie könnten die neuen Lebensweisen übernommen haben, also sich mehr die neuen Lebensweisen ausbreiteten und nicht die neuen Volksstämme.....Aber muss das eine das andere ausschließen?
Kürzlich haben Mainzer Anthropologen Hinweise gefunden, dass es - wenn überhaupt - nicht viele Einwanderer aus dem Osten gewesen sein können, die Landwirtschaft mit nach Europa brachten. Sicher ist hingegen, dass all unsere Rinder Nachkommen orientalischer Kühe sind. Das hat die Genetikerin Ruth Bollongino von der Universität Mainz fest gestellt. In einem dreijährigen Projekt analysierte sie die jungsteinzeitliche mitochondriale DNA (mt DNA) - solche, die nur über weibliche Tiere vererbt wird- aus Rinderknochen, die bei archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden.
Im Verlaufe dieses "Mutterschaftstests" hat Bollongino zusammen mit ihrer Kollegin Amelie Scheu 72 Proben vom nahen Osten bis nach Frankreich untersucht. Die Gensequenzen der europäischen Hausrinder unterscheiden sich so sehr vom europäischen Ur-Rind, dass die Forscherinnen eine direkte Abstammung ausschließen können. Die Trennung muß vor etwa 200 000 Jahren erfolgt sein, so schätzt die Genetikerin. Dagegen gleichen Gensequenzen der jungsteinzeitlichen Rinderknochen aus Europa denen aus dem nahen Osten! Bollongino kann die Linie über Anatolien, den Balkan bis nach Mitteleuropa verfolgen. Diese Linie beschreibt auch die allmähliche Ausbreitung der Linienbandkeramik.

Dienstag, 20. April 2010




21. Post. Teil III Umgepflügt. Eröffnungsrede der Ausstellung, Rathaus Sonderbuch.

Die Linearbandkeramiker waren die ersten Bauern und Viehzüchter. Die Kultur war von der Sowjetunion bis Frankreich und von Ungarn bis Norddeutschland verbreitet. Der Begriff Linien-band-keramischer-Kultur basiert auf der bänder artigen Verzierung der Tongefäße- Denn auch das brachten die ersten Bauern mit: Tongefäße. Über ihre Herkunft gibt es verschiedene Ansichten. Ob eine Einwanderung aus dem Osten erfolgte oder die ersten Bauern aus einheimischen Jägern der späten Mittelsteinzeit hervorgingen ist bei Wissenschaftlern umstritten. Der überwiegende Teil der Wissenschaftler vertritt die Ansicht, dass die linearbandkeramischen Pioniere vom Balkan entlang der Donau nach Bayern und Süddeutschland vordrangen, eine andere Route führte die March aufwärts nach Nordmähren, entlang der Elbe nach Mitteldeutschland und von hier aus nach Hessen und Niedersachsen. Damit ist die neue Kulturstufe sicher nicht erschöpfend erklärt und die Wissenschaft beackert hier ebenso ein steiniges Feld.
Die ältest-bandkeramischen Fundstellen sind selten.
Die ersten bandkeramischen Fundplätze in Sonderbuch- es gibt gleich mehrere davon - datieren etwas später. Die Kultur, wenn man so will ist in dieser Zeit schon weitläufig etabliert. Da ab diesem Zeitpunkt Keramik das Steininventar begleitet, werden Datierungen einfacher wie in allen Kulturstufen davor.
In Teilen von Baden Württemberg erschien von etwa 4800 bis 4600 v.Chr. die mit der stichbandkeramischen Kultur verwandte Großgartacher Gruppe- Sowohl für die Stichbandkeramik als direkten Nachfolger der Bandkeramik als auch für die Großgartacher Gruppe gibt es in Sonderbuch Hinweise bis eindeutige Belege. ( Vor allem die Grabung im Grund erfasste sicher zu datierende stichbandkeramische Zusammenhänge).
Eine der umstrittendsten Fragen der Archäologie wurde die, wie der Ackerbau und die Viehzucht nach Europa gelangten, und damit für uns, wie kam die Neuerung in die Gegend von Sonderbuch auf die Blaubeurer Alb?
Da die wilden Vorfahren unserer Getreide- und Hülsenfrüchte nur im nahen Osten vorkommen, glaubte man lange, daß die Kolonisten aus Ungarn- nämlich besagte Bandkeramiker- vor 7500 Jahren den Ackerbau ( und die Viehzucht) mitbrachten.
Im heutigen Israel und Jordanien ist vor 10000 Jahren eine Kulturstufe erreicht, in der es bereits feste Siedlungen gab, deren Bewohner noch wildes Getreide ernteten (=Proneolithikum) Etwa 8000 Jahre vor Christus bezeichnete man mit Präkeramischem Neolithikum eine Zeitspanne, in der man zu Ackerbau und Viehzucht übergegangen war, die Töpferei aber noch nicht nachgewiesen werden kann. Erste Belege für die Töpferei finden sich erst 7000 vor Christus im östlichen Mittelmeergebiet, konnte sich aber erst 1000 Jahre später nenneswert durchsetzen. Damit ist mit 6000 vor Christus der Zeitpunkt erreicht, zu dem im vorderen Orient die ersten Kulturen auftreten, die alle drei Merkmale aufweisen. Hier, so dachte und denkt man heute noch, nahm die Neolithisierung ihren Ausgang.

Montag, 19. April 2010



20. Post. Umgepflügt.
Eröffnungsrede zur Ausstellung, teil II
Die Fundstellen verraten durch Prospektion nicht ihre ganzen Geheimnisse und oft nur sehr verhalten. Ob und was gefunden wird, unterliegt vielen Faktoren wie Witterungsverhältnisse, dem Stand der Bodenbearbeitung usw. Zum Beispiel: Frisch gepflügt fast keine Funde, Erosion durch Sonne, Wind, Regen legen Funde frei, ein kräftiger Regen auf feiner Krume kann sie auch wieder einsumpfen und nicht freiwaschen, starker Regen auf frisch gepflügtem Boden gibt erst große Stücke frei, anhaltend finden sich die kleinsten Splitter und Absplisse, Keramik findet sich besser, wenn der Boden abtrocknet, weil sie die Feuchtigkeit lange hält und dunkler kontrastiert, während bei zunehmender Austrocknung der Kontrast verloren geht. usw.usf.
Man erfasst mit dem Ablesen an der Oberfläche nur einen Ausschnitt (Teilaspekt) der Hinterlassenschaften, der mit steigender Anzahl repräsentativer wird. Dann nur Materialien, die dem Zerfallsprozess weniger anheim fallen. Organische Materialien fallen in Sonderbuch eher weg. In tieferliegenden Befunden sind sie jedoch durchaus möglich. (Holzkohle, inkohltes Holz) Verhältnisse in denen der Boden ständig feucht ist, erhalten organische Materialien besser bis vorzüglich. In Feuchtbodenerhaltung sind auch Funde von Holzgeräten, Gewebe, Ledder, Knochen, Samen, Nussschalen, Getreidekörner und Tiergeweihgeräte möglich. Kulturleistungen, die sich auf Siedlungen mit schlechteren Erhaltunsbedingungen teilweise übertragen lassen.

Was also hauptsächlich gefunden wird, sind vom Menschen bearbeitete Steine ( das lithische Inventar.) Die vom Menschen veränderten materiellen Gegenstände, hier es es überwiegend um Sonderbuch vorkommender Hornstein, versteht man als Artefakte.....
.....Datierungssicherheiten der Artefakte setzt sich aus vielerlei Erkenntnissen zusammen, von denen die archäologischen Grabungen die sichersten und umfassendsten liefern, gleichzeitig aber zwar dokumentieren, aber die Zerstörung der Bodendenkmal ( für den Grabungsausschnitt bis zur gänzlichen Zerstörung je nach Fläche) bedeuten. Höchste Priorität gebührt deshalb der Pflege und dem Schutz der Denkmale, damit sie für die Nachwelt und deren Auswertungsmethoden und als Denkmal als solches erhalten bleiben.

Bilder zeigen die Gäste der Eröffnungsveranstaltung und den stellvertretenden Bürgermeister, Herrn Straub, der Begrüßungsworte sprach

20. Post. Umgepflügt. Eröffnungsrede der Ausstellung in Sonderbuch.
Die Jungsteinzeit - oder Neolithikum- auf Sonderbucher Markung, meine sehr verehrten Damen und Herren ist- wie der Name schon sagt- die jüngste und letzte Periode der Steinzeit. Sie begann in jedem Land mit dem ersten Auftreten von Ackerbau, Viehzucht und Töpferei, was zur Sesshaftigkeit führte.
Die Kulturen und Gruppen unterscheiden sich nach Art, Verzierung und Form der Keramikgefäße, oder nach einem Fundort an dem eine Kultur oder Gruppe besonders typisch oder erstmals nachgewiesen wurde. Unter Kultur versteht man Dinge wie die Geräteindustrie, Wirtschaft, Kunst, die Siedlungsform, den Grabritus und die anthropologische Charakteristik. In dieser Zeitstellung die wir Neolithikum nennen, sind diese Bereiche sehr gut bekannt. Kann man eine Erscheinung nicht klar in eine Kultur einordnen, spricht man von einer Gruppe. Im Neolithikum herrschte Niederschlag reiches und warmes Klima, ebenso warm wie heute.

Die Jungsteinzeit, welche Zeit ist das?
Das Neolithikum wird in Süddeutschland in vier Abschnitte geteilt:
Altneolithikum ( ca. 5500 bis 4900 v. Chr.)
Mittelneolithikum ( ca. 4900 bis 4000 v. Chr.)
Jungneolithikum ( ca. 4000 bis 2800 V.Chr.)
Endneolithikum ( ca. 2800 bis 2300 v. Chr.)

Unabhängig davon untescheidet man eine Vielzahl von Kulturen und Gruppen. In den meisten Teilen Deutschlands setzt das Neolithikum etwa um 5500 v. Chr. mit dem Erscheinen der Linienbandkeramischen Kultur, kurz Bandkeramiker ein, die sich bis etwa 4900 v. Chr. behauptet. Zur Zeit dieser Kultur existierte auch die La-Hoguette-Gruppe. Diese, erst 1983 bekannte Gruppe ist durch Keramikfunde auch in Baden Württemberg nachgewiesen. In vielen Gebieten lebten zu dieser Zeit aber noch die mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler. In Süddeutschland trat von 4900 v. Chr. die mit der stichbandkeramischen Kultur verwandte Hinkelstein -Gruppe die Nachfolge der Linienbandkeramischen Kultur an.





19. Post.
UMGEPFLÜGT- DIE AUSSTELLUNG IN SONDERBUCH PFINGSTEN 2004

Freitag, 16. April 2010

18. Post.
Was sind schon Sammler....Die Archäologen hatten lange Zeit selbst mit einem Stigma zu kämpfen. Es gab Zeiten, in denen eine fast gewaltsame, deutliche Trennungslinie zwischen Kunsthistorikern und Archäologen gezogen wurde, ( -wie sie heute zwischen Archäologen und Sammlern oft vor zu finden ist.) und Archäologen als zweifelhafte, in groben Tonscherben und Feuersteinsplittern herumwühlende Außenseiter, Existenzen mit schmutz verkrusteten Stiefeln abgewertet wurden.
Diese Spaltung zwischen Kenner und Ausgräber ist lange vorbei. Sie wurde den Tatsachen nie gerecht. Als Sammler, der nicht ernst zu nehmen ist, kommt man sich auch heute oft von der Wissenschaft getrennt vor. Die jetzt hier in Angriff genommene Arbeit soll Stück für Stück ein Versuch sein, ein möglicherweise negatives, den Tatsachen ebenso wenig gerecht werdendes Bild zurecht zu rücken. Die Prospektionen, die Aufsammlungen durch Sammler sind ein ernst zu nehmender Teil der Archäologie und auch das Ziel der meisten Sammler ist es, die Vergangenheit zum Sprechen zu bringen und ihren Teil dazu bei zu tragen, die Besiedlungsgeschichte zu erhellen.
Mit der Anerkennung geht es da dem Sammler genau wie jedem Forscher und Wissenschaftler. Der größte Moment ist nicht die Anerkennung, sondern der Moment der eigenen Erkenntnis. Dass sie hier sind zeigt, dass daran Interesse besteht. Das ist schön.
Das kleine Albdorf Sonderbuch ist ein Ort mit vielen Zeugnissen einer langen Besiedlungsgeschichte. Hier soll keine Wichtigtuerei betrieben werden, weder persönliche noch provinzielle. Hier geht es um Bewusstsein und Stolz auf das Erbe, das in der Flur verborgen liegt.

Mittwoch, 14. April 2010

17. Dokumentation und Fundmeldungen.
Es ist notwendig, über das Bergen der Funde hinaus alle Fundumstände und weitergehende Erkenntnisse und Beobachtungen zu dokumentieren. Möglichst alle Einzelfunde sind ein zu messen. Ein GPS-Gerät ist dazu sehr hilfreich.
Die Summe der Ergebnisse der Prospektion mündet, ganz besonders bei Erst- bzw. Neufunden, deren Behandlung und weiteres Prozedere das Denkmalschutzgesetz der jeweiligen Länder regelt, notwendiger weise mit einer Fundmeldung, bei der entsprechenden Denkmalbehörde. oder deren ehrenamtlichen Vertretern vor Ort.
Dort finden die Informationen ihren Niederschlag im Rahmen der Listenerfassung (Inventarisation) archäologischer Kulturdenkmale in Verzeichnissen, sowie den entsprechenden Ortsakten, wo auch jedwede Korrespondenz abgelegt wird. Das Wissen um die Schutzwürdigkeit der Denkmale wird an die untersten Denkmalbehörden sowie der Kommunalen Verwaltung vorgelegt. Es findet z.B. bei Bebauungsplänen, Flurbereinigungsverfahren, Feldwegebau usw. Beachtung. Das öffentliche Interesse schränkt unter Umständen Verfügbarkeiten von Grundstücken, etwa die Bebauung ein, weshalb
es nicht immer zu den gesetzlich vorgeschriebenen Fundmeldungen kommt. Umso mehr kommt den Mittelsleuten vor Ort große Bedeutung zu, die einmal differenzierte Kenntnisse über die lokalen Gegebenheiten besitzen und meist eine fruchtbare, friedliche, konstruktive Koexistenz von Denkmalschutz und privaten und kommunalen Belangen herzustellen vermögen.
Die Funde verbleiben in der Regel beim Sammler. Anonym verschleppte Funde und Funde ohne genügende Dokumentation wie genauer Herkunftsbezeichnung sind wertlos.

16.Linienbandkeramik aus Sonderbuch.
16. Post
Verschiedene Beispiele von Bandkeramik> Grobkeramik> Siedlungskeramik> aus Sonderbuch.
Die vorgestellte Keramik war schon 2004 in einer Ausstellung im Sonderbucher Rathaus zu sehen.





Keramik der Bandkeramischen Kultur aus Sonderbuch.
Lesefunde, restauriert.







Kumpf-fragment mit Knubbe




















Restauriertes Kumpffragment mit Knubbe, Sonderbuch. LBK









Alle Fotos copyright, R.Bollow.





Bandkeramik aus Sonderbuch. Stichreihen und Fingerdruckmulden.




15.Post
Bilder von Neolithischer Keramik in Sonderbuch. Beispiele.
Handhaben./ Henkelösen von Gefäßen der Linienbandkeramik, kurz Bandkeramik/ LBK.

Henkelösenfragment. Sonderbuch. Schlaghau.


Linienbandkeramik . Kumpffragment mit Linien und Bandfüllungen, aus Ringingen/ Heiden. Die Obeflächen der Sonderbucher Bandkeramik sind nicht so gut erhalten.


12. Die Keramikfunde in Sonderbuch. LBK, Mittelneolithikum / Stichbandkeramik/ Sammlung Bollow und Ausgrabungen.
Die schon erwähnte Keramik, das "archäologische Leitfossil" in der Datierung bildet Höhepunkte bei der Geländebegehung. Besonders wenn sie - wie in Sonderbuch- selten anzutreffen ist. Auch dieser Umstand lässt einige Schlüsse zu und Möglichkeiten offen.
Es liegen son Sonderbucher Markung (und angrenzender Markungen Wippingen und Asch) Scherben aus den verschiedensten Epochen vor. Gemäß der ausgedehnten Verbreitung neolithischer Siedlungen findet sich vorzugsweise Keramik des Neolithikums. Verglichen mit zeitgleichen Siedlungen begegnet sie jedoch relativ spärlich. Ihr wird deshalb auch die sorgsamste Behandlung zuteil.
Nach der Reinigung mit Wasser und (weicher!) Bürste werden die Scherben sorgfältig getrocknet.Für die Beurteilung von Keramik ist oftmals die originale, ursprüngliche Oberfläche von großer Bedeutung und meist ab erodiert. So kann es oft ratsam sein unter Umständen Scherben nicht von anhaftender Erde zu säubern und eine Magazinierung sollte nur nach gründlicher Trocknung erfolgen. Da beispielsweise Linienbandkeramik (LBK) oft nur mit gerade ausreichenden Brenntemperaturen von Minimum 600 Grad entstanden ist, ist sie sehr weich und besonders umpfindlich für mechanische Beanspruchung. Unnötiges Hantieren muß daher unterbleiben und die Konservierung dem Labor bzw. der Werkstatt des Restauerators vorbehalten bleiben. Wir halten immerhin die ersten keramischen Erzeugnisse in Händen, die Pioniertöpfer vor über 6ooo Jahren in unserer Gegend eingeführt haben.
Teilweise wurden Keramikfragmente durch mich selbst mit verdünntem Holzleim gefestigt, da eine Präsentation in meiner Ausstellung ansonsten nicht möglich gewesen wäre. ( Vorstellung im Rahmen dieses blogs später ) ...ohne den Fragmenten Schaden zu zu fügen. Aussagefähige Stücke aufgrund ihrer extremen Seltenheit in Sonderbuch nicht gesondert, sondern allesamt gleich sorgfältig behandelt. Die linienbandkermischen Belege in der Sammlung Bollow waren bis zur archäologischen Ausgrabung der survey Fisher, Knipper, Harris, etc. 2004 ) die ersten und einzigen ihrer Art.