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Samstag, 21. Mai 2016

609. Post. Eine interessante Rohmaterialquelle bei Asch

Vier Artefakte unterschiedlicher Zeitstellung aus einem Rohmaterial - Abbaukontext.

Lagerstätten, auch kleinere, sporadische, im freien Feld liegende Rohmateriallager sind auf der Blauberer und Ulmer Alb nicht selten. Viele davon dürften nocht nicht erkannt sein, oder sich auch im direkten Kontext von Siedlungsstellen verstecken ( z.B. Wippingen, Höfermahd). Wo wenige Hornsteine oberflächennah auswitterten und im Acker streuen... (Genauer  Im Bereich von Feuersteinlagerstätten erodierte, also aus ihrem ursprünglichen Bildungszusammenhang ausgewitterte und teils nur sehr wenig weiter verlagerte Silices die auch schon deutlichen Wandlungprozessen unterworfen worden sein können... Man nennt das auch primäre Residuallagerstätten)
...sind wohl nicht immer in diesem "Schleier" von Kleinstvorkommen heute noch eine Funktion als Rohmaterialentnahmestelle nach zu weisen, zumal die Landwirtschaft darauf bedacht ist, störende Steine im Pflughorizont immer wieder im Frühjahr zu entfernen und über Lesesteinhaufen zu entsorgen. Diese letzten Belege an Ort und Stelle zu sichern, das heißt ein zu messen und ab zu sammeln, sehe ich als Aufgabe der ehrenamtlichen Denkmalpflege.

Im Vorfeld des Ascher Borgerhau, in dem sich ein großes Pingenfeld befindet, Sonderbuch zu, gibt es eine auffällige Konzentration von Hornsteintrümmern und Hornsteinknollen, viele davon auf Brauchbarkeit hin mit einem bis mehreren Abschlägen geprüft und an Ort und Stelle verworfen, wie sie auch in großer Menge auf den Pingen des Borgerhau zu finden sind. Will man hier eine Kultur nachweisen, muss man sie an den Abfällen erkennen, an dem, was die Menschen bei der Suche nach geeignetem Material für die Geräteherstellung zurück gelassen und verworfen haben. 

In den letzten Jahren konten zahlreiche Absammlungen mittels GPS an der hier vorgestellten Stelle vorgenommen werden. Eine eindeutige Klingenindustrie wie die der LBK, den ersten sesshaften Bauern oder des Mittelneolithikums, wie sie etwa auf Sonderbuch "Grund" vorliegt, scheint hier nach bisherigen Erkenntnissen nicht vor zu liegen oder hinter diesem Abfall zu stehen, wobei das brauchare Material das hier vorgefunden wurde  natürlich seinen Weg in die Siedlungen oder Höhlen gefunden haben dürfte,  Konische Klingenkerne fehlen bislang weitestgehend. Vier Artefakte aus diesem Kontext möchte ich heute vorstellen:

Dorsalseite, Sfr links, rechts die distale, steile Endretusche

Einmal eine endretuschierte Klinge, die mit direktem, weichem Schlag gelöst worden sein dürfte und einen facettierten Schlagflächenrest aufweist. Eine Entstehung im Paläolithikum erscheint mir möglich.

Ventralseite am Proximalende mit dem schwachen Bulbus

Der fazettierte Schlagflächenrest.

Zum Anderen ein winziger, ca. 2x2,5 cm großer "Restkern", der alle möglichen Merkmale der Mittelsteinzeit, dem Mesolithikum erfüllt. Wie schon an anderer Stelle mehrfach beschrieben, wurde vor allem im Frühmesolithkum, dem Beuronien, das Rohmaterial intentionell erhitzt - getempert- wie man annimmt um damit die Schlageigenschaften zu verbessern. Die beim Abbau der Kerne entstandenen Negative weisen einen ganz charakteristischen Glanz auf. Die Größe des Kerns und die Negative der abgelösten Zielaschläge sprechen für extreme Kleinstückigkeit, wie sie für die Kompositgeräte des Mesolithikums hergestellt wurden. Der Hornstein hatte sich durch die Hitzebehandlung auch rötlich verfärbt.


Die Ausbeutung von diesem kleinen Vorkommen / dieser Pinge/ über einen längeren Zeitraum erscheint möglich. Nicht weit davon konnte eine Vielzahl von paläolithischen und zwar mittelpaläolithischen, wie auch von jungpaläolithischen Artefakten, die Werkzeuge der ersten, modernen Menschen aufgelesen werden. 

Als Mittelsteinzeit wird die Zeit zwischen dem Altpaläolithikum und dem Neolithikum bezeichnet, in der der Mensch noch nicht sesshaft war und in seinem bevorzugten Territorium als Jäger und Sammler nomadisch wanderte. Die Mobilität war bestimmt durch die Ressourcen, die er ausbeutete, wie im Falle der Rohmaterial- Lagerstätten also um die Rohstoffe für seine Werkzeuge wie auch die Nahrung:  Tiere, Pflanzen oder Wasser in seine Hauptlager zu schaffen. Die Dauer der Aufenthalte in Außenlagern und zur Ausbeutung von Rohmaterial war sicher kurz und die Menge der dort zurück gelassenen Gegenstände entsprechend gering.
Als Rohmaterial zur Herstellung der mesolithischen Werkzeuge verwendeten die Menschen des Mesolithikums in unserer Gegend hauptsächlich den Hornstein. Das nächst liegende, bekannte Hauptlager liegt am Hohlen Fels, am sogenannten Helga Abri, wohl hauptsächlich in der Zeit, die wir als Übergangszeit von Paläolitikum und Mesolithikum definieren. 
Unreflektierte Absammlungen, möglicherweise auch noch selektive, also das Suchen nach einzelnen modifizierten Artefakten und deren Entnahme aus dem Zusammenhang, zerstören einen derart sensiblen, komplexen Kontext, sodass solche Beobachtungen nicht mehr möglich und weitgehende Aussagen zu einer Fundstelle nicht mehr zu machen sind. Blinde Sammelwut zerstört die Quellen und verfälscht die gesamten Befunde. Schön, wenn solche Beobachtungen im intensiv bewirtschafteten Ackerland heute noch möglich sind.

Passend zum Kern:


links Schäftungsmöglichkeit, rechts Aufriss mit aufgelegtem Original

 Ein Mikrolith von der Abbaustelle Vögelesfeld, Asch

dorsal
Segment (herausgearbeitet aus Klingengrundform) , Zeichnung um eine denkbare Verwendung in einem Kompositgerät aus Holz und Hornstein zu verdeutlichen...
alle Retuschen zeigen den typischen Glanz des getemperten Hornsteins, vemtral.



Die Besiedlungsentwicklung eines Raumes, fokussiert an einer Rohmateriallagerstätte bei Asch.
Die außergewöhnliche Dichte von Siedlungen bereits zur Zeit, die wir die der Bandkeramiker nennen, kann nicht aus dem Nichts entstanden sein. Eindeutig mesolithische Spuren sind jedoch selten, obgleich an anderer Stelle ehrenamtlihe Sucher an die 750 mesolithische Lager schon entdeckt haben sollen, bleiben sie im Freiland um die Lagerstätten der Blaubeurer und Ulmer Alb weiterhin selten.  

Zum Ditten:
Klinge mit eventuellem Stichelschlag und fazettiertem Schlagflächenrest:
vemtral, Proximalende mit dem Schlagflächenrest oben

Dorsalseite, 

Der Schlagflächenrest


Die rechte Laterale : Stichel?- eher nicht
Kerntrümmer, Kerne und Präparationsabschläge
vom Schlagplatz 

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Sonntag, 8. Mai 2016

608. Post. Funde bitte melden !

Aus gegebenem Anlass möchte ich noch einmal auf den Sinn von Absammlungen/ Lesefunden hinweisen.

Die in UMGEPFLÜGT vorgestellten Lesefunde sind in jedweder Hinsicht denkmalpflegerisch motiviert.

Sie gelangen im Rahmen des Schatzregals in das Eigentum des Landes und sind geprägt von Entdeckungs- Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen an Teilen von Bodendenkmalen, den möglichst zu schützenden, primären Quellen jedweder Geschichtsforschung aus schriftlosen Zeiten. Sammlungen können unterschiedliche Motive zugrunde liegen. Als Ehrenamtlicher Beauftragter sichere ich Artefakte aus dem Pflughorizont in erster Linie um sie vor fortschreitender Zerstörung durch den Pflug zu schützen und das ist Teil meines ehrenamtlichen Auftrags.
Da derzeit zunehmend unbekannte Sammler die Fundstellen um Sonderbuch frequentieren, möchte ich aus diesem Anlass noch einmal dringend darum bitten, mehr Profil zu hinterlassen, als die glatten Schuhabdrücke auf den derzeitig noch offenen Äckern und Ihre Funde der zuständigen Behörde zu melden und vor zu legen. Sollte das Interesse an der Geschichte sie leiten, gehen Sie den ganzen Schritt und helfen Sie mit, die Quellen zu erhalten und nicht einzelne Funde zu verschleppen. Die zuständige Dienststelle für die Blaubeurer Alb ist in Tübingen, Alexanderstraße 48. Telefon 07071757-2429. Dort steht Ihnen für den Alb-Donau-Kreis Frau Dr. Doris Schmid für den Bereich der Vor-und Frühgeschichte zu Verfügung. Für die Inventarisation ist Frau Speidel zuständig. Gerne können Sie sich auch an mich wenden.

Edit. 19.6.2016. Schade, dass keine Fundmeldungen bisher eingegangen sind.

ښه راغلاست د افغانستان د