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Mittwoch, 14. Oktober 2015

563. Alles was ein Pfeil braucht...

ist eine funktionierende Pfeilspitze...

die über die Jahrtausende bis heute ihr Gesicht oft und stark verändert hat. Grundsätzlich gilt vielleicht für alle, dass sie als Bewehrung des Pfeilschaftes beim Auftreffen der kinetischen Energie dafür zu sorgen hat und hatte, dass sie die Oberfläche des  Ziels öffnen und möglichst weit in das Ziel eindringen sollte. Ob durch eine besonders kunstvolle und ästhetische Erscheinung selbst ist sicherlich nachrangig und obgleich Pfeilspitzen gegen Ende der Steinzeit, wohl häufig als Konkurrenz zu Metallspitzen als wahre Kunstwerke erscheinen, bis hin zu Statussymbolen sein könnten, ist die Funktionalität entscheidend. 

Vermutlich eine LBK - Pfeilspitze: Ventralseite eines Rindenabschlages mit starken Wallnerlinien
Wie es sich gehört, bildet das Proximalende der Grundform die Spitze
 Obwohl in der LBK die Pfeilspitzen schon sehr normiert erscheinen, sind sie in der Ausführung meist einfach, oft nur grob Kanten retuschiert und erscheinen pragmatisch/ reduziert zweckrational. Sehr oft wird der Basis, der man später der Schäftung wegen sehr viel größere Aufmerksamkeit widmet, keine besondere Ausprägung verliehen. So wirken Pfeilbewehrungen der Linienbandkeramik nicht selten als "nicht ganz vollendet". Dreiecksspitzen  sind ein einschlägiger Typus, gehen nach dem frühen Neolithikum, wenn man so will, nie wieder so ausgeprägt in die Richtung von "Unikaten", was streng genommen natürlich für jedes Artefakt gelten kann. Gemein sind sich alle per Definition nur als Typus.  Im übrigen sei an dieser Stelle noch einmal gesagt, dass Pfeilspitzen kaum als sichere Leitfossilien" für Zeithorizonte taugen. Eine absolute Chronologie ergibt sich nur aus der jeweils sicheren Stratigraphie und keinesfalls über Oberflächenfunde oder theoretisch. 

Eine neu gefundene Pfeilspitze aus einer linienbandkeramischen Siedlung in Sonderbuch:

LBK- Pfeilspitze, Dorsalseite mit großflächigem Kortexrest.
Der Basis wurde wenig Beachtung geschenkt.

Die "Spitze" nährt, ebenso wie die Basis die Vermutung, es könnte sich um ein Halbfabrikat handeln....
aber auch Pfeilschneiden haben keine kleinere Wirkung, aber
eine sehr viel größere Aufprall"fläche". Das passt schon.


Das "wertvollere" und vor Ort bei Verlust nicht so schnell nach zu fertigen, war sicherlich der hölzerne Pfeilschaft, ganz zu schweigen vom Bogen, dem wertvollsten Teil der Fernwaffe. Eine Spitze war mit geeignetem Material dagegen sehr viel schneller her zu stellen. So hatte der berühmte Gletschermann Ötzi auch einige Pfeilschäfte ohne Bewehrung im Köcher. Ein einziger Schuss konnte die Pfeilbewehrung kosten, nicht aber unbedingt den Pfeilschaft. Man geht allgemein meist davon aus, der Mörder von Ötzi hätte bei seinem Opfer diesen aus dem Körper gezogen, weil er als Täter vielleicht daran zu identifizieren gewesen sein könnte. Ich denke, der Grund könnte auch sehr viel einfacher der gewesen sein, den persönlichen Verlust durch diese Tat, eben um den mühsam hergestellten Pfeilschaft, zu schmälern.
Das Gewicht des Projektils im Verhältnis zum Schaft ist aus ballistischen Gründen wohl sehr viel entscheidender als Form und Ausführung.
Aus Grabfunden wissen wir, dass sehr viel reduziertere, uneindeutigere Formen Verwendung fanden und ohne diesen Zusammenhang im Befund zum Beispiel als Oberflächenfunde wohl niemals als solche erkannt worden wären.