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Dienstag, 5. Oktober 2010

  1. 148. Post. Hornsteinvarietäten vom "Grund"- Sonderbuch. Mittelneolithikum, Stichbandkeramische Zeit ( Im östlichen Mitteleuropa, in Bayern, im südlichen Niedersachsen sowie in Thüringen, Sachsen Anhalt, Sachsen, Teilen Brandenburgs, in der Tschechoslowakei und seltener in Niederösterreich folgte auf die Kultur der Linienbandkeramiker die Stichbandkeramische Kultur. Die Abbautechnik der Kerne die langschmale Klingen hervorbringt ist hier "stichbandkeramisch". Sie datieren etwa 4900 bis 4500 v.Chr.) Zeitgleiche und verwandte Erscheinungen waren die Oberlauterbach Gruppe, die Hinkelsteingruppe und die Gruppe von Großgartach. Alle diese Erscheinungen werden mit MITTELNEOLITHIKUM zusammen gefasst. Manchmal drängt sich mir auf, dass der Hornsteinabbau während dieser Zeit um Sonderbuch seine Hochblüte erfahren haben muss.
raue, nicht sehr dichte, hellgraue bis weiße Variante. Diese Beschaffenheit des "Hornsteins" findet sich auch bei dichtem Material oft in Rindennähe. Er geht mehr in Richtung Kieselkalk/ verkieselter Kalk...Borgerhautype?
Gefleckte Variante ( "Wolken") in hell-dunkelgrau/dichtes, "hochwertiges" Material/ Borgerhautype?
weiße Variante ( sehr schwache Bänderungen ) des Sonderbucher Hornsteins/ dichtes, "hochwertiges" Material/Borgerhautype?
148. Selfmadelithothek. Hornsteinvarianten der Blaubeurer Alb.
Das vorgestellte Material kommt in großen Mengen, auch in Form von großzügig verworfenen Kernen vor, was nahe legt, dass es in großer/ ausreichender Menge verfügbar war, ergo vermutlich hier vorkommt.

Von diesen regelmäßigen Klingenkernen wurden langschmale, feine Klingen gefertigt. Zum Werkzeuginventar der Stichbandkeramiker gehörten undurchbohrte und quergelochte "Schuhleistenkeile" sowie Flachhacken aus Stein zur Holzbearbeitung. Kleingeräte aus Jurahornstein und anderem Material wie sie in dieser Zeit vorkommen, hatten bereits die Linienbandkeramiker. Dazu kamen noch Knochengeräte wie Spachteln und Spitzen. Als Waffe für die Jagd und vermutlich auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen benutzte man Pfeil und Bogen, wie die zahlreich gefundenen Pfeilspitzen belegen, mit denen hölzerne Pfeilschäfte bewehrt wurden. Die Jagd spielte jedoch nur noch eine bescheidene Rolle. Mit Pfeil und bogen wurden selten Wildtiere erlegt und für eine Abwechslung im Speiseplan zu sorgen. In Erfurt fand man Reste vom Braunbären, Auerochsen, Rothirschen, Rehen und Hasen. Möglicherweise hat in dieser Bauernkultur der Handel mit dem hier anstehenden Hornstein eine gewisse Rolle gespielt. Der Abbau dürfte der Kontrolle der hier ansässigen Siedler unterworfen gewesen sein. Da das Material wertvoll und nicht überall verfügbar war, kann man sich gut Tauschhandel damit vorstellen. Vielleicht ist es schon in der Linienbandkeramik so wichtig, dass der Ackerbau eine untergeordnete Rolle gespielt haben könnte. Zeitweilig wurde diese Erklärung für das weitgehende Fehlen der Sichelglanzartefakte in Verbindung gebracht. Als Arbeitshypothese wurde angenommen, dass Getreide weniger angebaut als vielmehr eingehandelt wurde.



147. Post. Selfmadelithothek...Kerne...mit hellgrauen Bänderungen und dunkelgrauen Bänderungen. Fundplatz "Grund". ( Vermutlich Stichbandkeramik, Mittelneolithikum) Auf er Blaubeurer Alb anstehendes Rohmaterial.
146. Kerne und Patinierungdie Seite mit"Patina"- ledergelb


dieselben Kerne unten: die Seiten im "Originalzustand" -grau146. Kerne...und die selfmade-lithothek Blaubeurer Alb:
Hat mein Fint den Gilb?
Grauer, gefleckter in rindennähe hellgrauer Flint (Hornstein) in verschiedenen Erhaltungszuständen. Einmal die Ursprüngliche Farbe (original) und auf den Rückseiten die "Verwitterungsstellen" ("Patina")
Flecken: vermutlich wird hier entweder die Bänderung quer angeschnitten, was die dunkleren Stelle flächig erscheinen lässt, und oder es sind organische Einschlüsse.
Interessant wäre die Beantwortung der Frage: Was hat über welchen Zeitraum zu der farblichen Veränderung geführt und welche chemischen Prozesse wurden dabei in Gang gesetzt. Diese Art der "Patinierung" beschränkt sich lediglich auf die Oberfläche. Beim Feuerstein kann dieser Prozess den gesamten Steinkörper durchdringen, weshalb Hahn (Artefaktmorphologie) nicht von Patina, sondern von verwittertem Hornstein spricht, der bisweilen eine ledergelbe Färbung annimmt.

Montag, 4. Oktober 2010

145. Post. Kerne/ Rohmaterial. Neben der morphologischen Fragen zu den Artefakten ist auch immer das Rohmaterial von besonderem Interesse. Ich bin sicher, dass der Hornstein vom "Typ Borgerhau" oder "Typ Asch" ein ähnlich wichtiger Begriff wie der "Typ Wittlingen" werden wird. Schon jetzt findet sich die Bezeichnung "Borgerhau type" bei flintsource.net/nav/frm_mapflint.html
dort auf der Karte die Region um Asch anklicken. Auch die Gesamtübersicht von FlintSource.net
ist interessant.





145. Post. Kerne...
144. Post. Kerne, Kerne, Kerne,...Grauer Hornstein
grau gebänderter Hornstein mit grauen Punkten/ Einschlüssen.
weiß/grauer Hornstein mit Calcitdruse
rötlicher Hornstein, ev. getempert?
weiß und grau gebänderter Hornstein

144. Post. Kerne, Kerne, Kerne...




143. Post. Rohmaterial e i n e r Siedlung in Wippingen.
Beispiele anhand der regelmäßig abgebauten Klingenkerne.
Geeignet für eine eigene, kleine Lithothek ist die Auswahl an Kernen einer Siedlung, die sich in Nähe des Borgerhau befindet, dessen Rohmaterial schon ein Begriff in Sammlungen geworden ist: der Borgerhau-type, Jurassic chert. Möglicherweise aber gibt es mehrere ähnliche Rohmaterialquellen von denen die im Borgerhau die am besten erhaltene darstellt, da sich die Oberflächensituation in den folgenden Jahrtausenden nicht verändert hat. Die Farben variieren von weiß, über grau, mit und ohne Bänderungen.

Freitag, 1. Oktober 2010

142. Post. Pfeilspitzenmorphologie. Eine willkürliche Auswahl von über hundert Geschossspitzen von Äckern in Sonderbuch, Asch und Wippingen.eher bandkeramische Pfeilspitze
oben und unten ventrale und dorsale Seite einer bandkeramischen Pfeilspitze mit Kortex. Dorsoventrale Kantenretuschen an gezieltem Abschlag.





Gegen Ende des Neolithikums Mitte: gestielte Pfeilspitze, wie sie ab der Schnurkeramik bis in die Bronzezeit vorkommen. Im oberen Horgen finden sich besonders solche Stielpfeilspitzen mit diesem dreieckigen, wenig abgesetzten Stiel. Eine Kulturerscheinung, die hier sonst nicht nachgewiesen ist. .. und rechts eine Bronzespitze aus Sonderbuch. Links der Ausgang der Entwicklung in der Bandkeramik. Die Basisform hängt weitgehend von der Schäftung oder der Funktion ab und ist daher wichtig als chronologisches Merkmal. Anhand der gesamten Pfeilspitzenfunde kann gesagt werden, dass die Blaubeurer Alb über das gesamte Neolithikum bis in die Bronzezeit hinein definitiv zumindest Jagdgebiet gewesen sein muss. Die enstprechenden Siedlungen dazu müssen in unmittelbarer Nähe gelegen haben. Mann muss sie nur finden.
Was also Archäologische Untersuchungen (=Grabungen) mit großem Aufwand sicher nachweisen, vermag einmal mehr die Prospektion an der Oberfläche schnell und über große Flächen. Eine so lange Zeit der Besiedlung, Begehung und auch kurzfristige Aufenthalte lässt vermuten, dass trotz des Auffindens fremder Rohmaterialien für die Werkzeugherstellung der hier anstehende Hornstein kein unwesentlicher Gunstfaktor gewesen sein kann. Allein die zeitlich differenzierte Bandbreite an Pfeilspitzen durch Oberflächenfunde - aus dem hier anstehenden Jurahornstein in allen lokalen Varietäten - beweist dies eindrücklich.

142. Post. Pfeilspitzenmorphologie...Versuche von Datierungen...
Nach dem Umriss werden sowohl Dreiecks- als auch Vierecksformen unterschieden. In Süddeutschland überwiegen symmetrische Pfeilspitzen. Sie kommen mit Ausnahme des Solutreen erst ab dem Neolithikum vor. In der Definition sind es spitz zulaufende Pfeilköpfe und setzen sich somit von den Querschneidern und plattköpfigen Pfeilbewehrungen ab. Allgemein sind Pfeilspitzen Bestandteile eines Pfeiles mit hölzernem Schaft und Bindung an den Bogen gebunden. Wegen der ballistischen Eigenschaften liegt das Gewicht einer Pfeilspitze zwischen 1 und maximal 8 gr. nach Korfmann liegt die Obergrenze bei 6.6. Gramm. Nach oben liegen mir schon mehrere "Ausreißer" vor.
Pfeilspitzen werden aus Grundformen geschlagen, entweder Medialteile von Klingen und Abschlägen oder deren Proximalende, wobei der reduzierte Schlagflächenrest nicht selten die Spitze bildet.
141. Post. Pfeispitzenmorphologie- konkave Basis, konvexe Lateralkanten, flächenretuschiert (bifazial) eher spätneolithisch.
gerade Basis, gerade Seiten- leicht konkav. dorsoventrale Kantenretuschen, die im Frühneolithikum anfangen und bis in das Spätneolithikum reichen, hier eher mittelneolithisch
links: formgebende Kantenretuschen, annähernd gerade Basis, eher bandkeramisch. Rechts eine Seite flächig, die andere kantenretuschiert, ab dem Mittelneolithikum angewendet.
eher mittelneolithische Geschoßspitze mit gerader Basis

141. Post. Pfeilspitzenmorphologie...-Datierungsversuche ohne Stratigrafie.
140. Post. Pfeilspitzen. Morphologie.älteste Pfeilspitzen, Bandkeramik, formgebende Kantenretuschen und Basis modifiziert. Falls es die Kantenform bedingt, können größere Bereiche unretuschiert bleiben.


Bandkeramische Pfeilspitze, kantenretuschiert.
bandkeramische Pfeilspitze, konvexe Lateralkanten, Basis konvex, kantenretuschiert.
Mittelneolithische bis jungneolithische, bifaziale Pfeilspitze. konkave Basis, langschmal, flächig (und kanten-)retuschiert.

140. Post. Pfeilspitzen...Keine geschlossenen Inventare, sondern eine nicht leicht zu trennende Durchmischung der verschiedenen Kulturstufen erscheint an der Oberfläche. Das Leseinventar wird in der großen Bandbreite begünstiget durch die unter dem Pflughorizont liegenden Kolluvien, Erdschichten, die in Bewegung sind. Oberflächenfunde können daher seit der urgeschichtlichen Entstehung bis heute größere Strecken im Gelände hinter sich gebracht haben. Eine Einmessung von Oberflächenfunden, die zudem noch Verlagerung durch die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes erfahren, stößt deshalb schnell an die Grenzen der Sinnhaftigkeit.
Da besonders die Projektile (Pfeilspitzen) sehr mobile Gerätschaften sind, sind sie gerade zu dafür geschaffen, sich über große Strecken zu bewegen und dabei auch gelegentlich verloren zu gehen. So sind die vielleicht für Manchen schönsten Vertreter ihrer Zeit auch die für die Datierung unsichersten was den Auffindeort angeht. Datierungen einzelner Projektile ohne die dazugehörige Stratigraphie kann nur durch Vergleichsinventare aus Grabungen Sicherheit bringen.
In der LBK starten die Pfeilspitzen mit wenigen formgebenden Lateralretuschen und Retuschen an der Basis, um das Projektil für eine Schäftung zu modifizieren. Das sie von ziemlich einfachen Abschlägen als Grundformen ausgehen, werden sie nicht so leicht und schnell erkannt wie ihre späten, flächig retuschierten Schwestern aus dem Mittelneolithikum und vor allem aus dem Spätneolithikum bis hin in die Bronzezeit, in der sie gestielt und geflügelt ihren Höhepunkt der Perfektion erfahren. Die Lateralkanten (Seiten) sind älter eher konkav, später gerade bis leicht konvex, Die Basis kann konkav, konvex, gerade oder mit Dorn versehen sein und sagt nicht grundsätzlich etwas über die Entstehungszeit aus. Auch Fachleute reiben sich bei der Datierung an Einzelstücken leidenschaftlich.
Vergleiche von reinen Oberflächenabsammlungen mit Grabungsergebnissen zeigen oft ein Missverhältnis in der Fundfrequenz. Pfeilspitzen scheinen wie Bohrer seltener in die Gruben gelangt zu sein und verblieben eher auf den Oberflächen und kommen bei Oberflächenabsammlungen häufiger vor. Das mag zum Teil daran liegen, dass sie aufgrund der geringen Größe vielleicht häufiger einfach verloren gingen.