Powered By Blogger

Mittwoch, 25. Dezember 2013

490. Post. Silber zum Jahresausklang...

Willkürliche Auswahl an Funden von Sonderbucher Feldern: Oben eine D-förmige Bronzeschnalle von einem Pferdegeschirr, wohl neuzeitlich, links darunter eine Ankerdornschnalle des frühen 18. Jahrhunderts, daneben, Mitte zwei Scheibenknöpfe, der große mit Schildbuckel  aus Arsenbronze, 18.Jh; der kleine aus Kupfer gut hundert Jahre älter; unten links ein frühneuzeitlicher Lederbeschlag aus einer Zinn-Blei.Kupfer-Legierung mit dem Rest eines Eisenniets   (unterwegs zum Amt) unten Mitte eine 6-Kreuzer-Silber-Münze von 1678 und in der Tüte Kleinmünzen aus dem Kaiserreich, 19.Jh. Rechts oben: Mittelneolithischer, konischer Klingenkern aus Wippingen, gefunden am 1. Weihnachtstag 2013.

Das Archäologische Jahr in Sonderbuch

Wieder einmal geht das Jahr zu Ende und 2013 brachte wenig "spektakuläre Lesefunde". Feldprospektion bedeutet mehr Suchen als Finden, zumal  das ehrenamtlich verstandene Suchen nicht mit Grabungsgenehmigungen verbunden ist. Was dafür vor allem notwendig ist, ist die Investition von sehr viel Zeit. Der Zufall spielt dabei eine sehr große Rolle. Vielleicht erblickt in vielen hundert Jahren ein Fundstück nur einmal nach dem Pflügen das Tageslicht. Diesen Zufall gilt es heraus zu fordern und jede Erdbewegung zur Nachsuche zu nutzen.

Der Pflug servierte zum Jahresausklang ein 6-Kreuzer-Stück, Silber, 2,7 Gramm. Prägejahr 1678 aus dem Herrschaftsbereich der Grafschaft Öttingen, aus der Zeit von Albert Ernst I von Öttingen ( 4.5.1642 bis + 29.1.1683)
Die Konjunktur des Silberbergbaus brachte eine Neuerung im Währungssystem, zunächst in Tirol, die noch von der in Sachsen und Böhmen überrundet wurde. Südwestdeutschland lag größtenteils im Sog des Tiroler Einflusses, der Österreich auf dem Gebiet des Währungswesens eine Vorherrschaft verschaffte. Die ober schwäbischen Städte profitierten davon, indem sie sich rasch in den Edelmetallhandel einschalteten. Immer stärker wurde der Druck auf die Ausgabe von mittleren Silbermünzen ( 1 Kreuzer = 4 Pfennige, 1 Sechser= 6 Kreuzer) Seit 1486 wurden Taler geprägt. Damit bestanden die Voraussetzungen für die Reichsmünzreform des 16. Jahrhunderts. Auf diese allgemeine Entwicklung reagierten die Reichsstädte und Territorien mit Gegenmaßnahmen und Anpassungen durch regionale Zusammenschlüsse und Verträge. Sie versuchten mit Währungsreformen Geldparitäten für größere Räume und auf längere Sicht fest zu legen. Das allerdings war von stetem Wandel bedroht.

Umschrift: PRINZEPS OTTIN ALBERT ERNEST/ DOMINUS PROVIDEBIT. 16(6)78. Gekröntes Wappen der Grafschaft Öttingen, später Fürstentum.
Das Wappen: Auf rot-goldenem Eisenhutfeh ein blauer Herzschild, alles belegt mit einem durchgehenden silbernen Schragen.
Gefunden also auf der Hochfläche. Die Burg Ruck war zu dieser Zeit noch bewohnt, wenn auch die Chronik aus dem Jahre 1668 davon berichtet, dass sie nur noch die Frau des Forstknechts beherbergte. Nach einem Brand wurde Burg Ruck 1670 wieder repariert. Zur Kaufkraft, so berichtet eine Tabelle für das Jahr 1678 kann man sagen, dass man dafür etwa 1,4 kg Rindfleisch erhalten konnte. Sonderbuch lag nach dem 30jährigen Krieg in Schutt und Asche, 6 Kreuzer waren wohl in der Zeit des Wiederaufbaus ein echter Verlust.

Grundlage für die Währungsreformen jener Zeit war zum Teil die Neuverteilung des Münzrechts. Die Reihenfolge, in der solche Rechte erlangt wurden ist höchst merkwürdig und hat nichts mit dem sonstigen Rang der Fürsten und Herren zu tun. (Öttingen kam erst 1674 in den Fürstenstand) Altes Münzrecht stand etwa den Markgrafen von Hachberg schon im 13. Jahrhundert zu, denen von Baden 1362, Württemberg 1374 und dann folgte Öttingen 1393. Es entstanden Verbände zu gemeinsamer Münzpolitik. Im Ganzen kam es dadurch zu einem inner schwäbischen Währungsgebiet, dem sich auch Baden anschloss. 1396 schlossen sich im Kirchheimer Vertrag die Grafschaften Öttingen, Hohenberg Württemberg, der Bischof von Augsburg ( auch Münzen aus Augsburg finden sich gelegentlich auf Sonderbucher Äckern) und die Städte Ulm, Esslingen und Gmünd gegen eine Verschlechterung des Hellers zusammen und prägten erste, gemeinsame Silbermünzen: Den Schilling. Öttingen wandte sich später mehr Bayern zu. Zur Zeit der Prägung des 6ers galt nach den Reichsmünzverordnungen von 1551 und 1559 : 1 Gulden= 60 Kreuzer= 240 Pfennige. Der Wert des Guldens war auf die Kölner Mark Silber (233,86 Gramm) bezogen. (Quelle: Meinrad Schaab, Michael Klein, Allgemeine Geschichte, Band II)
Die Öttinger zählen zu den ältesten, heute noch bestehenden Adelsgeschlechtern in Bayern. 1147 führen sie zum ersten Mal den Grafentitel. Sie betreiben eine gezielte Erwerbspolitik. Die Arrondierung ihres Territoriums ist gegen Ende des 14. Jh. weitgehend abgeschlossen. Sie gewannen das größte weltliche Territorium in Ostschwaben. Die Grafschaft lag um die Reichsstadt Nördlingen im heutigen Bayern bzw. Baden-Württemberg. Im 15. Jahrhundert kommt es zu einer 2-Teilung des Hauses Öttingen.Es entstand einmal die  Linie Öttingen-Öttingen (evangelisch), daneben gab es die Linie Öttingen Gesamt (Alt-Wallerstein)(katholisch) . Später teilte sie sich in drei Linien..