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Dienstag, 24. April 2012

349.Post. Das Rohmaterialspektrum von Allmendingen-Altheim/Kreuthau I

In den Siedlungen um Sonderbuch erscheint fast ausschließlich bzw. überwiegend der Hornstein aus der lokalen Lagerstätte aus Asch-Borgerhau,
und die Siedlungen sind ein Beispiel für die fast unerschöpflichen Ressourcen, bzw. gute Versorgung mit dem hier anstehenden Rohmaterial.
Anders in der vermutlich jungneolithischen Siedlung bei Allmendingen-Altheim, die in Zuge eine Erdgastrassierung entdeckt und gemeldet werden konnte. Leider fehlen mir (noch) die entsprechenden Flurkarten um genaue Einzeichnungen vornehmen zu können. Von Seiten des Denkmalamtes war mehrfach  zu hören, dass sie sich vornehmlich um die weißen Flecken der archäologischen Landkarte kümmern und Gebiete die archäologisch gut erschlossen sind, warten müssen. So werden auch die Funde aus Altheim warten. 

willkürliche Auswahl an Rohmaterialien von Kreuthau I



Bohnerzhornstein, Restkerne, links in Sekundärfunktion als kleiner Klopfer



Pfeilspitze mit konkaver Basis.



ein Kratzer, Kappe links


beschädigte Pfeilspitze mit gerader Basis



Plattenhornstein


Das Rohmaterial wurde aus einem größeren Einzugsgebiet bezogen. Der ortsübliche Jurahornstein überwiegt aber auch hier. Die Reiserouten des Materials waren komplizierter, als es den Anschein hat. Es scheint so, dass nicht nur später die Metalle, sondern auch schon die Silices sich so hoher Wertschätzung als Werkstoff
erfreuten, dass sie im Gütertausch, als Geschenke oder Mitbringsel weite Strecken zurücklegen konnten. Bei Einzelstücken wie dem Grand Pressigny-Feuerstein von dem man in Süddeutschland aus rund 3000 Jahren etwas über 80 Artefakte kennt geht man bei der großen Entfernung zur Lagerstätte davon aus, dass es eine eher zufällige Weitergabe gegeben hat und über den praktischen Nutzen hinaus könnten sie auch den Charakter von Statussymbolen gehabt haben. 

348. Vergleich neolithischer Bohrer

Drei Bohrer. Links ein neuer Klingenboher aus Erbach-Ringingen/Heiden. Mitte: Sonderbuch/Schlaghau.Rechts: beim Kreuthau.I/Altheim.

links 34mm, mitte 20mm und rechts 22mm.

Links: Grundform ist eine Klinge, die unilateral nach dorsal retuschiert ist. Die Ventralfläche weist keinerlei Retuschen auf. Durch die Benutzung gibt es minimale Ausbrüche auch nach ventral. Der Bohrer stammt von einer linienbandkeramischen Siedlung.(Heiden und Salach) Der Bohrer ist ein gutes Beispiel für die Problematik der Abgrenzung zu den Spitzklingen.
Mitte: kleiner Bohrer mit sehr langer Bohrerspitze (Dorn). Die Retuschen, die gedrückt worden sein müssen sind alle nach dorsal ausgeführt. Das Artefakt stammt von einer Siedlung aus Sonderbuch, auf der Linearbandkeramik, sowie Mittelneolithikum nachgewiesen sind und die auch eine jungneolithische Komponente zu haben scheint. Da der Bohrer nicht stratifiziert ist, ist eine Einordnung unklar, aber eigentlich sind sie typisch für LBK. Er könnte jünger sein, als der linke, doch ist der Formenkanon breit gefächert. 
Rechts: Ein neuer Bohrer von Kreuthau I bei Almendingen-Altheim. Er ist bifazial, unilateral, einschließlich der Basis bifazial retuschiert und damit ungewöhnlich aufwendig hergestellt. Er dürfte die Bekanntschaft mit einem Kupferstift gemacht haben mit dem er gedrückt wurde. Datieren würde ich ihn in die Zeit des Jungneolithikums. Im nahen Öpfingen wurden dieses Jahr die Glockenbecherleute nach gewiesen ( Grab eines Bogenschützen) möglich ist aber noch eine Datierung bis hinein in die Bronzezeit. Bronzezeitfunde gibt es nahe der Siedlung Heiden, ganz in der Nähe. ( Keramikbelege )

Auch auf den langen Klingenkratzern vom Kreuthau fallen die feinen, regelmäßigen Retuschen auf. Dazu finden sich auf der gesamten Siedlungsfläche nur wenig Abfallstücke. Der Anteil der modifizierten Artefakte ist sehr hoch, das Rohmaterialspektrum vielseitig.


347. Neues von Erbach-Ringingen/Heiden. Siedlung der Linienbandkeramik

Neue Funde aus der Siedlung Erbach-Ringingen.

Di Grobkeramik aus dem Siedlungsareal Heiden ist dickwandig und beseht aus mit Sand gemagertem Ton mit Kieseleinschlüssen bis zu 5mm Korngröße.

Es handelt sich um Koch- und Vorratsgefäße. Die Feinkeramik ist mit feinem Sand versetzt, hat eine 3-8mm starke Wandung und trägt häufig Verzierungen, wie das charakterisitsche Bogenband, das öfter mit Stichreihen besetzt oder gänzlich mit Stichen gefüllt ist, ebenso Winkelbänder oder Stichverzierung. Hierbei werden Anklänge an die Stichbandkeramik deutlich. Somit rückt die verzierte Keramik der Siedlung Heiden ins mittlere und späte Frühneolithikum ( 3. Jahrtausend vor Chr.)
Dieser Tage liegen wieder zahlreich Scherbenpflaster auf der Oberfläche, die es auf zu nehmen gilt. Eine weitere Bodenbearbeitung überstehen die empfindlichen Scherben nicht.

Scherben der Linearbandkeramik aus Erbach-Ringingen, Flur Heiden.

Handhaben wie diese Henkelöse kennzeichnen die großen Koch- und Vorratsgefäße
-ungereinigte Funde. 

Montag, 23. April 2012

346. Post. Dem Neandertaler auf der Spur,aber...

...wer würde eine neolithische Pfeilspitze liegen lassen?

bandkeramische Projektile"fundfrisch..."


über 7000 Jahre alte Projektile aus Sonderbuch
Frühjahr 2012

345.Post. Lange Bohrer

Zwei Bohrer, 52mm lang und 38mm lang, ohne Schulter,  aus bandkeramischem Kontext und zwei unterschiedliche Belege der Nutzung?
Die Grundformen sind Klingen.
Der kleinere der beiden Bohrer aus weißem Jurahornstein, wie er im Borgerhau vorkommt weist eine raue Oberfläche auf und auch die dorsalen Lateralretuschen sind durch die Bohrfunktion von Gebrauchsretuschen überprägt und scharfkantig. Es ist an weichere Materialien die damit bearbeitet wurden zu denken, wie etwa Holz. Die Spitze ist nicht verrrundet.
Der größere Bohrer aus Jurahornstein, gelblich, wie er vor allem im Borgerhau direkt unter der Kortex bei Knollen belegt ist, ist sehr feinkörnig und hochwertig. Ein Kortexrest belegt die ursprüngliche Lage des Materials aus dem Bereich der Rohknolle wie beschrieben. Er besitzt noch den Schlagflächenrest, der wie die Bohrerspitze völlig verrundet ist. Bei Gebrauchsspuren dieser Art geht man von der Bearbeitung von Stein, oder/und von Verwendung als Feuerschlagstein aus. Die Abgrenzung zu den Spitzklingen ist hier besonders schwierig und das Artefakt könnte auch als solche an gesprochen werden...



Die Lateralretuschen, auch hier alle nach dorsal sind vor allem im letzten Drittel des Distalendes wie die gesamte Spitze stark verrundet,  wie sie beim Gebrauch entsteht. Das Material fühlt sich speckig an. Bohrer waren je nach Gebrauch und Funktion Multifunktionsgeräte, manche davon auch geschäftet, was sie oft durch Polituren an den Schäftungsstellen verraten. Ursprüngliche Grundform also Klinge, in der Primärfunktion ein Bohrer und Sekundär ein Feuerschlagstein...- Die Proximalretusche des kleinen Bohrers könnte so eine Schäftungsretusche sein. Sie ist steil nach dorsal angelegt.

Samstag, 21. April 2012

344. beredter Präparationsabschlag.

Kernfußklinge und abgetrennter Kernfuß dienen der Korrektur eines Kernes. Siehe auch:
http://www.steinzeitwissen.de/neolithikum/steinartefakte/kernfussklinge

Hier nun ein Beispiel eines abgenommenen Kernfußes, um eine neue, einer alten entgegen gesetzten  Schlagrichtung zu ermöglichen. Der Kernfuß trägt ein Schlagnarbenfeld. Ein Restkern wurde temporär als Klopfer ein gesetzt. Dann wurde der Kern weiter abgebaut.... Biographie eines Kerns...
Erst Kern, mit mindestens zwei Schlagflächen, dann Klopfer, dann wieder Kern?.....Der Präparationsabschlag ist ein Abfallstück, das die verschiedenen Phasen der Nutzung und des Abbaus belegt...Weitgehend abgebaute, amorphe Kerne mit mehreren Schlagflächen, also opportunistischer Abbau um möglichst das ganze Rohmaterial zu nutzen, spricht eher für Zeiten weniger guter Versorgung mit dem Rohmaterial. Ein Umstand, der auf SOND008 für die Zeit der Bandkeramik zu beobachten ist. Hier finden sich immer wieder auch Artefakte mit sehr verschieden ausgeprägter "Patina". Sekundärfunktionen erscheinen auf einem sehr lange genutzten Siedlungsareal logisch. Irgendwann verworfen wurde es doch wieder aufgenommen und weiter verarbeitet oder benutzt. Im Mittelneolithikum finden sich sehr viel mehr großzügig verworfene Kerne. Möglicherweise die Hochphase der im Borgerhau erschlossenen Ressourcen.


Rechts der Schlagflächenrest, unten die Negative einer zweiten Abbaufläche, oben die Kortex mit den Schlagnarben des Kernfußes


Präparationsabschlag und damit Abfall. Durch das konvexe Distalende des Abschlages wäre nun  eine ideale Grundform für einen Kratzer entstanden, der an solchen Formen auch völlig talent-freien Steinschlägern ohne weiteres gelingen würde. 




Freitag, 20. April 2012

343.Post. Verflachte Grabhügel, ausgepflügte Steinpackungen.

Umgepflügte Nekropole bei Sonderbuch..

Aus den ersten Blick nur ein Feld voller Steine..


Die aber zu einer altem Grabanlage gehörten


Von einem etwas besser erhaltenen Hügel aus der Blick auf einen verflachten Hügel, dessen Steinabdeckung nun weit streut.


Aus der Froschperspektive sind nur noch leichte Erhebungen aus zu machen.


UMGEPFLÜGT...


UMGEPFLÜGT...
Verrückt: Wäre dies nicht wenigstens ein Fall für zertifizierte Sondengänger
um wenigstens zerpflügte Metallreste zu bergen?
Nein, eindeutig nein, weil diese in BW lediglich auf überplanten Flächen 
eingesetzt werden...so die selbst von der Denkmalpflege
auferlegte "Gesetzeslage."


UMGRPFLÜGT...

Ein neues Dokument der Zerstörung von Bodendenkmalen durch die Landwirtschaft zeigt sich im zeitigen Frühjahr bei Sonderbuch. Kleinere Grabhügel sind inzwischen so weit verflacht, dass der Pflug die ursprünglichen Steinabdeckungen auf der Achse der Pflugrichtung weit in das Umfeld verlagert hat. 
Die Höhe der Hügel dürfte nur noch wenige Zentimeter betragen und sie sind nur noch sehr schwach als solche erkennbar. Ein Teil der Nekropole, die eingetragenes Bodendenkmal ist wurde durch die Auflage dort ein Grünland zu schaffen schon vor einiger Zeit geschützt. Mit dieser Schutzmaßnahme werden aber nicht alle Grabstätten erfasst. Die endgültige Zerstörung ist damit besiegelt.
Steine dieser Größe enden mit Sicherheit auf Lesesteinhaufen um dann endgültig zu verschwinden.

Donnerstag, 19. April 2012

342.Post.Eine bandkeramische "Flachhacke" aus Sonderbuch

Neufund vom Schlaghau.
(Breitflache Dechselklinge)                
Ein flaches, breites Beil fand sich unweit des kürzlich vorgestellten "Schuhleistenkeils" auf dem Siedlungshügel Schlaghau (SOND008) http://lesefunde.blogspot.de/2012/04/336-post-ein-neuer-dechsel-vom.html
Ein Fund von der Oberfläche, jenem Bereich, der bei großflächigen, archäologischen Untersuchungen in der Regel bis auf die  ungestörten Schichten abgeschoben wird. Eine Schramme bezeugt die Bekanntschaft mit dem Pflug. Solche Funde werden durch weitere landwirtschaftliche Eingriffe nicht schöner. 

Die Schneide des Beiles aus der Zeit der Linienbandkeramik.
um die 7000 Jahre alt.
Neolithikum





Nahaufnahme 


Das Beil weist vom Bereich des Nackens ausgehend eine alte Beschädigung auf, die durch den Gebrauch in der Schäftung verursacht worden sein könnte.
Das Beil hatte mit 70 mm Länge und 75mm Breite an der Schneide und ca.60-65mm Breite am Nacken eine geschlossenen trapezförmige Fläche mit konvexer Schneide.


Zustand bei der Auffindung. Für den ersten Moment wurden die GPS-Daten fest gehalten. Später wird der Fundort noch im Gelände von Hand ein gemessen. Das Artefakt unterscheidet sich nicht von den zahlreich dort liegenden Kieseln, einer Schotterfläche der Urdonau mit Material aus den Schweizer Alpen. 


Der Querschnitt zeigt denselben Winkel der  Schneidenfläche, wie sie die beiden schmalhohen Dechsel vom selben Fundort aufweisen. Diese Fläche hat in der Masse der Donauschotter das Artefakt zu erkennen gegeben.



skizzenhafte Ergänzung des alten Ausbruchs.
Eine bandkeramische "Flachhacke" vom Schlaghau.

Alle Dechsel, Artefakte aus Felsgestein einer einzigen Siedlung für die die Linienbandkeramik archäologisch nach gewiesen ist.
Dechsel links schmal und flach, nach rechts der neue, vorgestellte breitflache Dechsel. Beide dürften in einem Zwischenfutter gesteckt haben. Weiter nach rechts ein schmalhoher Dechsel, jedoch nicht ganz so hoch wie der Dechsel rechts außen und auch etwas breiter. Eine Spezialisierung der Beile ist erkennbar. Wie heute galt auch damals schon der Grundsatz: bestimmte Werkzeuge sind für einen bestimmten Zweck.
Das jeweilige Rohmaterial ist noch näher zu bestimmen.
Dechsel dieser Art und Zeit bestehen in der Regel aus Amphibolit, auch Grünschiefer genannt, einem harten und dichten, metamoprhen Gestein. Es kommt hier nicht geologisch vor. Das gilt für die meisten Fundstätten, war aber im Altneolithikum der gebräuchlichste Rohstoff für Dechselklingen. Das Gestein variiert in der Farbe von grün bis dunkelgrau. Es scheint für den bestimmten Gebrauch die besten Eigenschaften zu besitzen. Das harte, zähe Material hat zwar eine Schieferstruktur, die jedoch nicht so deutlich aus geprägt ist, dass sie die Stabilität beeinflusst. (nach Kegler-Graiewski 2007) Die meisten Dechsel hatten bis in die Siedlungen einen langen Weg vor sich. Er kommt in verschiedenen Mittelgebirgen vor. Die Gruppe der Akinolith-Hornblendschiefer (kurz AHS-Schiefer genannt) findet sich im Spessart, Odenwald, Erzgebirge und im Fichtelgebirge, sowie in Nordböhmen. Der neue Dechsel scheint wenig Glück bei der Erhaltung gehabt zu haben. Obwohl AHS-Schiefer ziemlich witterungsbeständig ist, kann er durch ungünstige Einflüsse im Boden so verwittern, dass er sich sehr rau anfühlt. Dann bleiben die beständigeren Materialien im Stein (dunkle Einschlüsse, die glimmerartig sind) leicht erhaben. Die beste Erhaltung mit einer sehr glatten Oberfläche zeigt dabei das Dechselfragment ganz rechts, während die neu gezeigte "Flachhacke" (zweite von links)  bis auf die Schneide ziemlich rau ist.


Zum Thema Beile, Dechsel, Äxte hat Christian Fuchs in seiner Website eine kurze, prägnante Rubrik eingerichtet:
 http://www.steinzeitwissen.de/beile-axte-und-andere-holzbearbeitungswerkzeuge
Viele Begriffe sind veraltet und überholt, werden aber in meinem blog (meist in Klammern) noch verwendet. Auch in der aktuellen Literatur sind die Begriffe "Schuhleistenkeil" oder  "Flachhacke" u.ä. noch in Verwendung. 

Mittwoch, 18. April 2012

341.Post. retuschierte Klinge.

Zu Post 340: http://lesefunde.blogspot.de/2012/04/340post-unilateral-retuschierte-groe.html Beifund: Klinge mit eventueller Bohrerfunktion:


Vielleicht nicht ganz so zufällig und singulär erweist sich die unilateral retuschierte Klinge von Post 340 durch einen weiteren Fund einer 63mm langen Klinge aus der Peripherie einer bandkeramischen Siedlung, die wohl von bestellten und begangenen Feldern umgeben war, auf denen Werkzeuge zu erwarten sind.

340.Post. Unilateral retuschierte, große Klinge.

90mm lange, bis zu 34mm breite, 16mm dicke Klinge mit Gebrauchsretuschen.










Ein Einzelfund aus der Nähe der linienbandkeramischen Siedlung Schlaghau von einem Flurstück, das nur wenige Hornsteinfragmente und drei regelmäßige Kerne bisher lieferte nun dieses Artefakt. Das Distalende trägt eine ursprünglich regelmäßige Kratzerkappe, die aber durch zahlreiche Gebrauchsretuschen überprägt ist. Ebenso weisen beide Lateralkanten Gebrauchsretuschen auf. Sowohl Distal- als auch Proximalende sind verrundet. Ein Multitool, doch zum Gebrauch wäre vielleicht auch an einen Feuerschläger zu denken, wenigstens in einer Sekundärfunktion.