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Samstag, 22. August 2015

562. Post. Ein neuer Feuerschlagstein aus Sonderbuch

Aus einem Bereich einer älter neolithischen Siedlung, zugleich aber auch aus dem Kontext eisenzeitlicher Großgrabhügel kommt ein neuer Feuerschlagstein...

als Fundbeleg für die Nutzung des Feuers über die Jahrtausende. Er muss über einen längeren Zeitraum benutzt worden und könnte vielleicht auch von seinem Besitzer mitgeführt worden sein. Er könnte ein ähnlich treuer Begleiter gewesen sein, wie etwa heute ein Taschenmesser. Unweigerlich drängt sich hier so etwas wie ein Beutel oder so etwas wie eine "Hosentasche" auf. 


Feuerschlagstein aus Klingengrundform, hier die Dorsalseite.
Man beachte auch die stark verwitterte Oberfläche

Sowohl das Proximal, als auch das Distalende zeigen die typischen
Verrundungen, die Feuerschlagsteine aufweisen.

Die Ventralseiten zeigen durch den Gebrauch entstanden oft
eine ausgeprägte Politur, bzw. Glanz

Verrundetes Proximalende, aber auch die Lateralen
sind betroffen.

Das Distalende.
Während die Funkenspender wie das Material, das die Funken zum Glühen bringen musste meist völlig vergangen sind, erweisen sich die Schlagsteine wie alle lithischen Werkzeuge als resistent und zählen neben diagnostisch gezielt angelegten Feuerstellen  zu den wenigen Zeugen für den kontrollierten Gebrauch von Feuer, einem der Meilensteine auf dem Wege zur Menschwerdung...

Samstag, 15. August 2015

561. Post. Eisenzeitliche und steinzeitliche Relikte in einer Baustelle auf der Ulmer Alb...

Baustellenbeobachtungen machen einen Großteil ehrenamtlicher Denkmalpflege aus...

und so ist es einmal mehr der Fall, dass Belege für eine im Vorab grob als eisenzeitlich ein zu schätzende Siedlungsstelle in Rahmen einer Erschließungsmaßnahme für ein neues Baugebiet in meinem Beobachtungsgebiet zu Tage kamen. Kanäle und Straßen sind schon fertig...
Es ist angerichtet: Bauplätze, bereit zur Bebauung
Jahrhunderte nur UMGEPFLÜGT, bald überbaut...

Vielleicht die letzte Impression einer langen Siedlungs- Geschichte:
In einer rezenten Planierschicht: Eisenzeitliche Keramik, zerbrochen,
doch noch im Verbund
Die Scherben weisen teilweise typische Merkmale (Gefäßform,
Machart, Randstücke, Verzierungen)  auf,
sodass eine Datierung leicht möglich sein wird.
Die Funde liegen bereits der Denkmalpflege vor.

Nur in den noch ungestörten Flächen sind noch Untersuchungen möglich.
Neben den Kanalgräben durchzieht auch ein tiefer Entwässerungsgraben
die eisenzeitliche Siedlung.
Kein schönes Thema ist die schleichende Zerstörung durch zunehmenden Flächenverbrauch wenn die Mittel für eine Untersuchung fehlen (oder im gesamten Planungswust, der sich über Jahrzehnte hinziehen kann, auch schon mal ein Denkmal übersehen wird) . Unweit davon liegen die Grabungsflächen der neuen ICE-Trasse über die Ulmer Alb, für die durch das Verursacherprinzip Geld für die Archäologische Untersuchung zur Verfügung stand. Bei kleineren Baumaßnahmen wie dem privaten Wohnungsbau kommt das Verursacherprinzip fatalerweise nicht, oder nur selten zum tragen und wenn die Mittel der Denkmalpflege erschöpft sind, bleibt meist nur übrig, Flächen auf zu geben, auch wenn sie als Denkmale schon lange bekannt und in die Denkmalliste eingetragen sind.
Ausweitungen der Beauftragungen von Ehrenamtlichen Mitarbeitern und ehrenamtlichen Sondengängern, auch wenn das im ersten Moment paradox klingt, werden diese Problematik weiter verschärfen: Ein mehr an Funden, ein Mehr an Fundstellen, ein Mehr an Bodendenkmalen, ...usw. aber kein Mehr an Mitarbeitern und kein Mehr an Kapazitäten für Grabung, Auswertung, wissenschaftliche Bearbeitung, Restaurierung und kein Platz mehr in längst überfüllten Magazinen. ( Quasi Erhaltung ex situ) Ohne wohlüberlegte Selektionsmaßnahmen wachsen die Aufgaben des staatlichen Denkmalschutzes in Dimensionen, die sich nicht mehr bewältigen lassen werden, und es entscheiden die mal mehr, mal weniger leeren Kassen was erhalten oder geborgen werden kann und was nicht und nicht was aus wissenschaftlicher Sicht und Erkenntnis an Erhaltung geboten scheint. Längst kann der Staat alleine seinen staatlichen Aufgaben hier nicht mehr ausreichend nachkommen.
Die Denkmalpflege kann hier  oft nicht langfristig planend arbeiten, sondern nach dem Prinzip der Feuerwehr, die von Brandort zu Brandort eilt, oft genug, wenn alles schon lichterloh brennt und die neue Struktur der Baden Württembergischen Denkmalpflege die mit einer überregionalen Einsatztruppe...

 -(Stichwort PfP, flexible Prospektionen) siehe auch

:http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/denkmale/projekte/archaeologische_denkmalpflege/flexible_prospektionen/Projekte_Flexible-Prospektionen_Flyer.pdf -

http://www.denkmalpflege-bw.de/denkmale/projekte/archaeologische-denkmalpflege/pilotprojekt-flexible-prospektionen.html

 ...die Ressourcen, insbesondere Personal bündelt, kann aus vielerlei Gründen nicht überall sein und auch nur dann, wenn die Finanzierung steht. Wenn wir langfristig möglichst viele primäre Quellen erhalten und bei drohender Zerstörung archäologisch erfassen wollen, werden mehrere Gleise notwendig sein, die hier gefahren werden müssen. Ehrenamtliche Arbeit ist zwar ein Gleis von vielen, hat hier aus gutem Grunde aber ihre Grenzen. Ein Heer von Sondengängern wird vielleicht mit immer mehr Schulungen in Zukunft immer mehr finden, was sich letztlich nicht erhalten lässt, isolierte Metallfunde ausgenommen. Was wir vor allem brauchen, ist eine breite Sensibilisierung der Öffentlichkeit, damit das lautlose Sterben Stimmen bekommt, die dies an vielen Stellen verhindern helfen.
Somit ist dies nicht als Kritik an der Denkmalpflege zu verstehen, sondern als kritischer Appell an die Gesellschaft, die eines Tages auch daran gemessen werden wird, wie sie mit dem kulturellen Erbe in der Ackerscholle umgegangen ist. Ein Zustand in einem Land, das immer noch zu einem der wohlhabendsten zählt und keine Beobachtung aus einem Kriegsgebiet. Denkmalpflege muss mehr sein, als Mängelverwaltung. Folgt nach dem ständigen Modifizieren der Aufgabenerfüllung Denkmalschutz irgendwann die Modifizierung der Aufgaben selbst? Viele relativ neue Gesetzgebungen sprechen dafür, dass sich die Länder mehr und mehr aus dieser kostenintensiven, hoheitlichen Aufgabe zu stehlen versuchen. Alle Gesetze fühlen sich internationalen Übereinkünften verpflichtet und sind überzeugt sie 1:1 um zu setzen und könnten doch unterschiedlicher nicht sein.

Neben Scherben zeigen auch wenige Hornsteinartefakte eine neolithische oder vielleicht mesolithische Komponente an.
von links: Abschlag, der einen bipolaren Abbau belegt,
lateral retuschierte Klinge, Mikrolith und
oben:opportunistisch abgebauter Kern

Edit: 28.08.2015. Nach Reinigung und Durchsicht scheint es sich um Keramik der ausgehenden Bronzezeit/ Urnenfelderzeit und Hallstattzeit zu handeln. Dazu kommen die neolithischen Artefakte. Hier handelt es sich also um mehrere Siedlungen, bzw. eine sehr lange Abfolge von Siedlungen und deren regionale Ausprägungen und Kontexte. Eine archäologische Begleitung der Baumaßnahmen konnte nicht statt finden. 

siehe auch: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.geschichte-denkmalschutz-im-dilemma.883fde27-4266-40a7-b03c-0e0e039120c6.html

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