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Freitag, 14. Juni 2013

461. Post. Feuerzeugkomponenten aus dem Geissenklösterle?


Auch weniger Geschichtsinteressierten werden in den  vergangenen Jahren und Jahrzehnte schon Archäologen auf gefallen sein, die im Aachtal mit dem Ausschlämmen des Erdaushubs aus den Höhlen beschäftigt waren. Dies ist notwendig, damit nicht auch nur der kleinste Splitter von Figurinen oder etwa Knochen von Kleinsäugern, Fischen und Vögeln und die Mikrodebitage von der Steingeräteherstellung übersehen werden können.



Da die Funde über die Jahrtausende meist oberflächlich dieselbe Farbe wie das sie umgebene Sediment an genommen haben, ist ein scharfes Auge notwendig, alle Funde zu erfassen. Es kommen dabei Siebe mit verschiedener, immer feinmaschiger werdenden Gittern zum Einsatz. Die letzte Stufe wird besonders akribisch aus gelesen und auch die Lupe kommt zum Einsatz. Dass diese Methoden in der Anfangszeit der archäologischen Grabungen in Höhlen nicht gebräuchlich war und die Archäologie als "Wissenschaft des Spatens" bezeichnet wurde, beschreibt die teilweise sehr groben Methoden, die zum Einsatz kamen. Sogar Loren auf Schienen wurden zum Abtransport des Aushubs ein gesetzt. Mit weitsichtiger Akribie wurden aber auch schon in früheren Zeiten Grabungen vor genommen, die man durchaus schon als wegweisende archäologische Standards bezeichnen kann. Besonders die Nachgrabung am Vogelherd in den Abraumhalden früherer Grabungen zeigt aber, dass auch sehr gründliche Untersuchungen Lücken aufweisen, zumal sie z.B. im Vogelherd unter dem Zeitdruck von Kriegsereignissen statt fanden.

Als einer der ersten ständigen Höhlenführer im Hohle Fels hatte ich schon während den Grabungen von Joachim Hahn oft die Gelegenheit den Archäologen in Hohle Fels und Geissenklösterle über die Schulter zu schauen. Was nach den Schlämmvorgängen über das Sieb hinaus in der Aach landete erweckte in mir schon immer lebhaftes Interesse. Absplisse von Silex, Kleintierzähne oder einmal eine Bärenkralle waren das von internationalen Studenten viel bestaunte Ergebnis meiner Neugier. Einige Stücke die noch dem Planquadrat zu geordnet werden konnten kamen so als "Streufunde" mit in die Auswertung. Vieles mag sich seit dieser Zeit geändert haben, die Methoden haben sich verfeinert. Meine auch. 

Schwefelkiesfragmente aus dem Geissenklösterle. Pyrit ist u.a. verantwortlich für die Farbe des sogenannten Schwarzen Jura ( fälschlicherweise Ölschiefer) sollte aber in einer Weißjurahöhle etwas Intrusives sein. 
Zu diesen Funden, die keine Beachtung fanden, nicht erkannt wurden oder als unbedeutend ein gestuft worden waren gehören zwei Fragmente von kleinen Schwefelkiesknollen/ Pyrit.
Schwefelkies bzw. Pyrit oder das Verwandte Markasit spielten bei der Erzeugung von Feuer in der Steinzeit eine bedeutende Rolle, und waren für den jugendlichen Freizeitforscher jedenfalls von Interesse. Sie stammen aus dem Schlämmaterial der Aach beim Geissenklösterle, das Jahr der Grabung kann ich leider nicht mehr genau nach vollziehen, müsste aber zwischen 1985 und 1990 gewesen sein. 
Joachim Hahn beim Schlämmen am Hohle Fels. Schwäbische Zeitung, 4.August 1988, Foto Dolde.
Bei Steinzeit&Co von Christian Fuchs lesen wir:
"...Schwefelkies zerfällt oft innerhalb weniger Jahre durch Einwirkung von Feuchtigkeit und Sauerstoffeinfluss an der Erdoberfläche zu Eisenoxidhydrat, besser bekannt als Limonit oder Brauneisenerz...."
Vom Vogelherd ist eine Pyritknolle bekannt, die wohl zum Feuerschlagen Verwendung fand. Anhand der großen Zahl von gefundenen Feurschlägern (Silex mit entsprechenden Schlagspuren) muss es sie über die Jahrtausende wohl in großer Zahl gegeben haben, erhalten sind nur wenige. Siehe auch: 

http://www.steinzeitwissen.de/neolithikum/schwefelkiesknolle-mit-schlagkerbe

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