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Donnerstag, 30. Juni 2016

616. Post. Sind wir nicht alle ein Bisschen Jäger, Sammler, Türke, Grieche und Osteuropäer?

https://www.uni-mainz.de/presse/75661.php

Gut, 
dass die Balkanroute nicht immer schon geschlossen war.


Wenn man wie ich seine eigene Existenz einer Migrationsbewegung der unmittelbar letzten und vorletzten Vorfahren verdankt, dann muss man über die Kurzsichtigkeit und Dummheit heutiger Zeitgenossen nur den Kopf schütteln. Die Evolution scheint sich jeder geistigen Leistung und Kulturentwicklung abhold, unreflektiert und geistig unkontrolliert Bahn zu brechen. Ein Land der Dichter und Denker - der Richter und Henker. Survival of the stupid.

Vielleicht sollte ein Schulfach die eigene Herkunft bewussster machen mit der Suche nach der eigenen Identität über einfache Familienaufstellungen und Ahnenforschung, um schon im Kindesalter die Brücken zu der Erkentnis zu schlagen, dass in allen Menschen dasselbe Blut fließt und auch "alteingesessene Familien" ihre Migrationsgeschichte haben, der sie ihre Existenz verdanken. Ausnahmslos. America first, sagt dieser Tage Herr Trump - ein Mensch mit "deutschen Wurzeln" will Amerika zu seiner "alten Größe aufsteigen sehen" Welche Größe? Die der ersten Amerikaner`? Die der "Indianer"? oder ist es doch nur "deutscher Größenwahn?"

Sonntag, 26. Juni 2016

615. Post. Neues vom Sonderbucher Bödemle.

Und weiter geht's nach dem Hacken im Mais...

 Bei dieser Patina, muss das Stück schon seit der Eiszeit hier auf der Oberfläche rumliegen...(Kieselkalk)

 Schlagstein mit deutlichen Schlagnarbenfeldern auf einem kugeligen Kern als Grundform

Mehr Steckenbleiber geht nicht: Aufgegebener Kern

Kern mit Abschlagserien

Mehr Patina geht nicht: Ledergelber Hornstein

Last for today, but not least:

Linienbandkeramische Pfeilspitze mit abgebrochener Spitze (Aufprallschaden?)



Samstag, 25. Juni 2016

614. Post. Darf es etwas genauer sein?

Neolithikum...

verwendet man in der Regel bei der Denkmalerfassung für den Eintrag in die offizielle Bodendenkmalliste, wenn eine genauere Datierung aufgrund der Belege unsicher ist.

So auch im Falle einer Siedlung bei Bermaringen im Gewann Trieb mit der Nummer 10 in der Denkmalliste.



Das eingetragene Denkmal hat den Schutzstatus nach 

"§ 2 DSchG – Gegenstand des Denkmalschutzes

(1) Kulturdenkmale im Sinne dieses Gesetzes sind Sachen, Sachgesamtheiten und Teile von Sachen, an deren Erhaltung aus wissenschaflichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht..." Eine Missachtung dieses Schutzes übersteigt in der Regel den Status einer Ordnungswidrigkeit und kann einen Straftatbestand darstellen, insbesondere dann, wenn auf solche einer unter Schutz gestellten Fläche Grabungen vorgenommen werden, wie sie meist in Folge von Metallortungen mittels Sonde erfolgen.

deshalb ist es richtig, Oberflächenfunde möglichst dort zu belassen wo sie sind und nicht durch wildes Absammeln zu verschleppen.

Das Geräteinventar der verschiedenen neolithischen Kulturen und Gruppen unterscheidet sich in einer Vielzahl der Artefakte nicht sehr wesentlich und oft waren es wenige, einzelne Funde oder Ansammlungen von Silextrümmern, die bei der Eintragung in die Denkmalliste zu weit gefassten Zeithorizonten anregten. Bezeichnungen wie "vorrömische Eisenzeit"  ist so eine Bezeichnung und eben auch Neolithikum, die einen langen Zeitraum  zur genauen Festlegung offen lässt. Oft sind es auch solche Funde, die über lange Zeiträume verschollen sind, und nur noch in der Literatur herangezogen und zitiert werden können.

Auf BERM 10, Trieb, neu in der Fläche eingemessene Einzelfunde, die sich für eine nähere Datierung eignen:
Bermaringen Trieb. links weitgehend unbenutzt,
rechts durch Gebrauch verrundet.
 Zwei Bohrer, die meiner Meinung nach in das ältere, nicht älteste Neolithikum datieren dürften: in die Zeit der ersten Bauern, der Zeit der Linienbandkeramik. (LBK) Unten zum Vergleich drei ähnliche Bohrer einer LBK Siedlung bei Sonderbuch. Die Siedlung bei Bermaringen dürfte daher in einem engen Zusammenhang mit der nahe gelegenen Siedlung beim Katharinenholz in der Nähe von Bollingen stehen, von der ebenfalls langschmale Bohrer ohne Schulter bekannt sind. 
Sonderbuch Schlaghau





Mittwoch, 22. Juni 2016

613. Post. Hübscher Maisfeldfund: Spinnwirtel

Unter die Kategorie Kleinfunde zähle ich normalerweise Spinnwirtel nicht unbedingt,

es sei denn, sie sind so klein, wie mein heutiges Exemplar, das im Durchmesser in etwa so groß ist wie ein 10-Cent-Stück und nur 11g. wiegt.

Archäologisch, wissenschaftlich, heimatgeschichtlich...ist er leider "nur neuzeitlich" denke ich und muss mit seinem konischen Loch einen sehr dünnen, stabförmigen Schaft gehabt haben und es fällt fast schwer, ihm "Schwungmasse" zu zuschreiben.


Fragen sie mal heute einen Teenager, was ein Spinnwirtel ist und sie werden feststellen, wie unbekannt neuzeitliche Dinge schon sein können, wenn sie nicht sofort mit einem Smartphone ergoogelt werden können...

Irgendwas Interessantes liefert ein gut abgeregnetes Maisfeld immer.

612. Post. Schwarzroter Radiolarit

Abseits der neolithischen Siedlungen bestimmt der Bauer mit dem Maisanbau, wo der Sammler derzeit noch seiner Wege geht...

weil nur noch diese Äcker eine freie Sicht bieten.

Fundsache Radiolarit - der schwarze Radiolarit ist auch als Lydit bekannt und in paläolithischen Zusammenhängen nicht selten. Da er um Sonderbuch nicht natürlich vorkommt, muss er auf andere Weise auf die Flur Jägeräcker gelangt sein. Unweit davon liegt der Sonderbucher GRUND, eine Fundstelle, die neben einem mittelneolithischen Schwerpunkt auch paläolithische Funde gezeigt hat. 

 

611. Post. Warum wohl?

Ja warum nimmt man die Mühe auf sich und geht stundenlang alleine über die Felder?...

höre ich an meiner Arbeitsstelle immer mal wieder.

Die Sache ist einfach:

 weil einem da wenigstens manchmal - so wie heute -nach vielen Stunden der Mühe - im Gegensatz zu manchen Tagen am Arbeitsplatz - auch mal ein freundliches Gesicht begegnet...

eigentlich... kommt dies sogar richtig oft vor

Sonntag, 19. Juni 2016

610. Post. maisZEIT ZEITigt eisZEIT?

Neues vom Bödemle bei Sonderbuch 

Kein typisches Siedlungsinventar, sondern eher eine Mischung aus Einzelartefakten, die in kein geschlossenes Schema passen, zeigen sich nach wie vor auf der Flur Bödemle an einer Stelle, bei der man mal an Neolithikum, mal an Mesolithikum, aber auch an Paläolithikum denken muss.

Vor allem die paläolithischen Funde streuen vielleicht deshalb um Sonderbuch immer in neolithischen Zusammenhängen, weil die Hinterlassenschaften der Jungsteinzeit  domninieren und diese Ansammlungen auch die größte Aufmerksamkeit der Sammler auf sich ziehen. 

Begehungen in noch freien Maisäckern ziehen deshalb zur Zeit die Blicke auf sich, da es die einzigen noch verbleibenden Äcker sind, die aufgrund der noch kleinen Maispflanzen eine freie Sicht auf sehr gut abgeregnete Böden bieten und auch einmal den Blick auf Flurstücke lenken, die bislang keine Funde gezeigt haben. 

Narürlich kommt dieser Fokus aufgrund der optimalen Oberflächenverhältnisse auch den mir bisher bekannten Fundstellen zugute, insbesondere natürlich der neu erkannten Fundstelle am Rande des Blaubeurer Talkessels und unweit der Rohmateriallagerstätte "Blauberg".

Heute neu: Artefakt 1

Dorsalseite des stark patinierten Artefakts. Die zerrüttete, patinierte Oberfläche lässt auf den ersten Blick auf eine sehr grobe Textur des Rohmaterials schließen,,..

...ebenso die Ventralfläche des Artefaktes aus Abschlaggrundform

Eine rezente Beschädigung zeigt jedoch ein sehr dichtes Material, ein Silex von guter Qualität und als Material nicht besonders häufig um Sonderbuch gefunden.

Die linke Laterale zeigt  eine Modifikation auf der ganzen Länge.
Die hier angelegten Retuschen sind sehr steil und von Gebrauch überprägt und zeigen im Gegensatz zu der ventralen, rezenten Beschädigung etwas weniger Glanz.

Zum Distalende hin endet die intentionelle Retusche und das Distalende selbst zeigt lediglich eine leichte Zerrüttung, die durch den Gebrauch entstanden sein sollte. Demnach müssen wir von einer Lateralretusche, wenn nicht von einem Schaber sprechen.

Artefakt 2
Dorsalseite mit abgerollter Kortex und vorangegangenen Abschlagsnegativen eines seriellen Abbaus Selten sieht man derart ausgeprägte Wallnerlinien an einem brauchbaren Stück.
Vermutlich wurde der Kern im Vorfeld getempert

Ventral zeigt das Artefakt wenige Ausbrüche die durch den Gébrauch entstanden sind. Proximalende unten

mit übersteilter Retusche ist die rechte Laterale ausgestattet, während die ebenfalls dorsale Retusche links nur im Distalbereich - vielleicht formgebend am Ende eine stumpfe Spitze bildet. Das Artefakt als Kratzer an zu sprechen finde ich  schwierig, eher wirkt es schon vie eine "Spitze" und ist ein gutes Beispiel dafür, wie sehr die Übergänge manchmal fließen und Ansprachen vom Bearbeiter abhängen können.
Auch einen passenden Kern gibt es an dieser Stelle zu diesem widerspenstigen,
getemperten Material

Artefakt 3 und 4
Flächig bifaziell bearbeitete Spitzen


 Möglicherweise flächenretuschierte PROJEKTILE, eventuell des Mesolithikums, eine davon Halbfabrikat mit abgebrochener Spitze, die zweite oben dorsal, unten ventral, blattförmige Spitze mit runder Basis, dem Glanz nach zu urteilen aus hitzebehandeltem Hornstein. Allein die Größe ist unpassend, da sie meist 2 bis 3,5 cm lang sind und das neu gefundene Artefkt in Vergesellschaftung von getemperten Kernen und Kerntrümmern ganze 4 cm. Außerdem ist für mesolithische Projektile die Flächenretusche nicht vollständig auf beiden Seiten aus geführt, meist beschränkt sie sich auf der Ventralseite auf eine Basisretusche, wogegen diese Spitze vollständig flächig überarbeitet ist.








Gegen eine Einordnung in das Jungneolithikums sprechen Temperung
und Patina

nähere Analysen wären wünschenswert...Noch ist die Anzahl der in diesem Bereich gefundenen Artefakte überschaubar und es ist ja noch keinesfalls klar, ob hier Siedlungstätigkeit vorliegt. Vieleicht stehen die Artefakte  im Zusammenhang mit der nur wenige Hundert Meter entfernten Rohmateriallagerstätte. ( auch diese ist in ihrer Art noch nicht sicher kategorisiert. Da aber wohl bei kleineren Untersuchungen keine Pingen/ Gruben identifiziert werden konnten, unterscheidet sie sich wohl von den Pingen des Borgerhau, die eine Sekundärlagerstätte sein muss.  Hier am Blauberg liegen die Knollen wohl noch in unmittelbarem Zusammenhang/Kontext mit dem Muttergestein, in dem sie eingeschlossen waren, also auswitterten und Oberflächen nah aufgenommen wurden. Dort befindet sich eine ausgedehnte Trümmerstätte.) In der Peripherie einer Lagerstätte sind sicherlich viele, teils nur temporär aufgesuchte Aktivitätszonen denkbar, die im Zusammenhang mit der Rohmaterialgewinnung stehen, allem voran Schlagplätze und da das Vorkommen an Hornstein hier doch sehr reichhaltig ist und ursprünglich noch reichhaltiger gewesen sein muss war dieser Umstand wohl auch über lange Zeiträume bedeutsam. Ansammlungen unterschiedlichen Zeithorizonten angehörender Artefakte zeugen so vielleicht auch von Schlagplätzen, an denen sich die Menschen nur zur Versorgung aufgehalten haben und auch einzelne Verlustfunde der fertigen Werkzeuge sind denkbar. Dies müsste auch für die kleinsten Artefakte gelten, die der Mensch jemals hergestellt hat: Mikrolithen, die als diagnostisch bedeutsam für die Mittelsteinzeit gelten, da es sicherlich für einen geübten Steinschläger einfacher war einen neuen an zu fertigen, wenn ihm einer verloren ging. Sie müssten also irgendwann und irgendwo gefunden werden. Vielleicht lag die Stelle auch an einem Zugangsweg ins Tal, wie das heute noch der Fall ist.  Da getemperte Rohmaterialien vorliegen, wie sie vor allem für die Zeit des Frühmesolithikums typisch sind, ist wohl auch das Auffinden von Mikrolithen eine Frage der Zeit und der geeigneten Umstände, wie es sich auch für die Werkzeuge des Neanderthalers inzwischen bewahrheitete. Alles eine Frage der Zeit...auch die Beantwortung der Frage nach einer vielleicht  mächtigen Deckschicht, die die Befunde schützt und nur wenige Artefakte durch das Pflügen freigibt, weil sie der Pflug kaum erreicht. Starke Regenfälle dieser Tag und ein erstaunliches Bodenfließen an dieser Stelle zeigt, dass die Erosion von höher liegenden Äckern so eine schützende Deckschicht über die Jahrtausende gebildet haben könnte.
sekundäre Kernkantenklinge / Klingenkratzer

herzförmiger Abschlag mit marginalen Retuschen
Alles klar, Flintensteine..., französisch, bestimmt MEUSNES
aber nur einer ist vom Bödemle...

 Flintenstein? Nö...Pfeilspitze aus dem Neolithikum,
flächig, bifaziell retuschiert mit leicht konvexen Seiten und
einer leicht konkaven bis geraden Basis. Eventuell späte LBK
bis mittelneolithisch, wobei langgestreckte Formen auf der Blaubeurer
Alb eher in das Jungneolithikum gehören. Da aber liegen dann
deutlich konkave, sorgfältige, symmetrische Basiretuschierungen vor.
Das Rohmaterial spricht für weitreichende Beziehungen bei der
Versorgung und in Asch ist  z.B. zum Vergleich aus dem Jungneolithikum eine Spitze
aus dem französischen Romighny Lhery gefunden worden. Romigny Lhery liegt ca.
560 km, Meusnes ca.900 km Fahrstrecke entfernt. Der Falk- Routenplaner gibt
die Strecke zu Fuß mit 717,9 km an, was nach dessen Berechnungen eine ZEIT
von 6 Tagen und 4 Stunden 56 Minuten dauern soll -durchgehend ohne Pausen.


Transluzid- Oogonien, Einschlüsse sind bei Projektil und Flintenstein
identisch.. rechts:Silex blond de Berry , Berry flint aus Meusnes

Da sollte man in diesem Falle vielleicht einmal alle vermeintlichen Flintensteine
unter die Lupe nehmen, mit Ausnahme unten links, der in einem Bleistreifen steckt.

und das Bödemle zeigt auch Gekieltes...
Der Grat auf der Dorsalen scheint zerrüttet und
damit Funktion gehabt zu haben



Proximalende und Distalende zeigen hohe Kratzer, die wie ein Kern
ganz durchgeschlagen sind.