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Sonntag, 10. April 2016

602.Post."Endretuschen...&Co."

Mit dem Wissen um eine paläolithische Komponente auf einer Fundstelle, treten manche Artefakte in ein neues Licht und enden vielleicht auch in neuen Erkenntnissen

Wo enden vermeintliche neolithische Kratzer und Endretuschen und verweisen in andere Zeithorizonte? So geht es mir auch mit diesem Gerät: Ein kurzer, flacher Abschlag mit etwas abgerollter Kortex auf dem Schlagflächenrest aus rötlichem Hornstein trägt auf dem Distalende eine steile Retusche. Der Abschlag trägt markante Wallnerlinien auf der Dorsalfläche und entstammt einem direkten Abbaukonzept. Vielleicht fiel er bei der Präparation einer Schlagfläche an.
dorsal. Die Kantenretusche liegt rechts
In seiner Erscheinungsform entspricht diese "Endretusche" dem sogenannten Raclette (Nach Demars und Laurent, von Cheynier 1930 aus Badegoule, Dordogne beschrieben) Geräte dieser Art sind insbesondere für das (späte) Jungpaläolithikum als häufig und charakteristisch beschrieben worden. Hat das Neolithikum auf und im Umfeld des Schlaghau keinen Anachronismus produziert, ist die Quelle eventuell im Paläolithikum zu suchen, das hier ebenfalls Spuren hinterlassen hat. (Beispielsweise Sammlung Sauer)
ventral, die Kantenretusche liegt rechts

Die steile Kantenretusche
(Funktionsende)

Alles nicht so easy, wenn man Vergleichsstücke nur aus der Literatur heranziehen kann. Es muss traumhaft und für alle Zeiten höchst aufschlussreich sein, geschlossene, paläolithische Inventare vor Augen zu haben um sie im Wortsinne begreifen zu können,  Eine Erfahrung, die in der Regel dem ausgebildeten Archäologen vorbehalten bleibt. 

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