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Montag, 4. April 2016

595. Post. Laiensammlungen bilden erste Grundlagen archäologischer Feldforschung

Es wird immer klarer:

In vielen Inventaren unterschiedlicher und teilweise auch aus "archäologischer Sicht zusammenhängender Flurstücke" mit neolithischen Hinerlassenschaften, verstecken sich paläolithische Artefakte rund um Sonderbuch, Asch und Wippingen. 

Bei vielen Sammlern stehen die einzelnen Funde oft ausschließlich im Mittelpunkt des Interesses und sie sind auch oft der Gegenstand von regem Austauch in einschlägigen Internetforen. Selten gehen die Fragen in Foren über die Artefaktbeschreibung und möglichst genaue Ansprache hinaus. Vielfach scheint nicht einmal der Fundort von Interesse zu sein und es wird sogar in aller Herren Länder gesammelt und auch der Urlaub damit verbracht, Funde zu verschleppen um eine fragwürdige Privatsammlung zu erweitern, bzw. diese und oft damit sich selbst in der communitiy auf zu werten. Die Funde, denen dieses Schicksal erspart bleibt, gemeldet werden und im Einklang mit der Denkmalpflege aufgenommen wurdem, stehen eher am Anfang von wissenschaftlichen Fragen, geben erste Hinweise auf weitergehende Fragestellungen, etwa nach Landnutzungssrategien und somit der Besiedelungsgeschichte bzw. Siedlungsentwicklung eines Ortes oder Raumes, die wie andere, weitergehende und eigentlich wichtige Fragen über das reine Anhäufen von Funden und deren Zurschaustellung hinausgehen. Absammlungen sind aus meiner Sicht opportun, wenn sie dem Schutz der Fundstelle dienen, etwa um schneller als die unaufhaltsame Zerstörung etwa durch die Landwirtschaft oder Baumaßnahmen zu sein und im Einklang mit den Schutzgesetzen und im Einklang mit der Denkmalpflege stehen. Einer Beteiligung von Laien steht demnach aus meiner Sicht auch nicht grundsätzlich etwas im Wege. sofern sie eben im Auftrag und über eine Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde geschieht.

Würde man das paläolithische Inventar einer Höhle auf einer neolithischen Siedlung verstreuen, so wüde vermutich wohl nur ein unwesentlicher Bruchteil der Artefakte bei der Absammlung wieder unzweifelhaft als eindeutig paläolithisch auf den ersten Blick oder überhaupt erkannt werden. (Danke an B. Schürch für dieses Beispiel) Durch die Übersiedlung und damit der Durchmischung von Artefakten verschiedener Zeitstellungen durch neolithische Bauern von Flächen, die im Paläolithikum schon längeren Aufenthalten dienten, stellt sich dieses Problem auch ohne das eingangs dargestellte, theoretische Experiment ähnlich auf vielen Fundstellen meines Sammlunsgebietes. Dazu kommen sehr viele andere Stör- und Verfremdungs -Faktoren, von denen Siedlungstätigkeit bis in unsere Zeit hinein nur einer der wesentlichen  darstellt.
Die komplexe Siedlungsdynamik auf neolithischen Siedlungsplätzen und paläolithischen Freilandfundstellen die sich oft überschneiden... wird durch die partielle Auswertung/Bearbeitung u.a. meiner  Sammlung durch Benjamin Schürch -nunmehr im Rahmen einer Masterarbeit - weiter aufgedröselt und die eindeutigen und sehr wahrscheinlich älteren, paläolithischen Funde weitergehenden Analysen zugeführt.

Die ensprechenden Funde des Mittelpaläolithikums, sowie des darauf folgenden Jungpaläolithikums, deren Vertreter ja nicht nur Spuren in den berühmten Höhlen hinterlassen haben, werden deshalb nicht alle im Rahmen des blogs UMGEPFLÜGT vorgestellt. Dies ist hauptsächlich den weiteren Publikationen durch den Bearbeiter, der Wissenschaft vorbehalten.

Da viele Funde aus einem überwiegend "neolithischen Oberflächen-Kontext" kommen, gewährleistet dieser Umstand, dass auch das Neolithikum der Blaubeurer Alb nicht in Vergessenheit gerät und entsprechende, wenn auch nachrangige Beachtung findet. Nach wie vor stammt die Hauptmasse der Obeflächensammlung aus der Jungsteinzeit.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Laiensammlungen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wenn es, wie viele sagen stimmt, dass die schönsten, besten und eindeutigen Fundstücke nicht im Museen, sondern in Privatsammlungen zu finden sind, ist es erstaunlich, dass vielerorts diesen Sammlungen so wenig Aufmerksamkeit zuteil wird.

Siehe auch:
 http://www.steinzeitwissen.de/kommentar-zum-schatzregal

(Wie über die Hintertür Tatsachen geschaffen werden. Im Ergebnis werden archäologische Funde aus dem Denkmalschutz aus geklammert und gewissermaßen die Denkmale selbst dadurch entwertet - ganze Sammlungen, (seien sie auch unter Wahrung aller archäologischen Standadards angelegt worden) - für wertlos zu erklären versucht. Nicht nur im Hinblick auf internationale Schutzgesetze gilt es diesen Gesetzesbrüchen entgegen zu wirken!)

 Viele der Altsammlungen sind jedoch unstrukturiert und unspezifisch, oft auch ohne Dokumentationen wie etwa Einmessungen, nicht selten durch ungenaue oder fehlende Angaben und Beschriftungen sogar anonymisiert und entwertet. Diese in die Wissenschaft zu holen und zu erschließen ist wohl meist keine einfache und eher undankbare, manchmal vielleicht auch unmögliche und wie im oben angeführten Beispiel von NRW auch zu kostspielige Aufgabe. Dass die partielle Bearbeitung nun der Sonderbucher Sammlung zuteil wird, führt die Sammlung zum Ziel, die Zuarbeit mündet in eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, zumindest was die paläolithischen Funde anbelangt. Ein sehr großer Dank an dieser Stelle geht deshalb allen voran an Herrn Prof. H.Floss, Benjamin Schürch und an die Gebietsreferenten im Denkmalamt, allen voran Herrn Dr. Frieder Klein, mit dem auch Jahre lang eine gute Zusammenarbeit auch schon ohne den Status eines Ehrenamtlichen Beauftragten möglich war. 

Verschiedene Faktoren haben den Aufenthalt von Menschen über lange Zeiträume an bestimmten Stellen begünstigt. Naheliegend ist aber auch, dass der Aufenthalt an diesen Stellen auch nur einem Zufall geschuldet sein kann. Ein Gunstfaktor ist sicherlich in einem Falle von gehäuft auftretenden paläolithischen Artefakten die nahe liegende Rohmaterialquelle des heutigen Borgerhau. Da dies nicht die einzige Rohmaterialquelle gewesen ist ist somit auch nur ein Grund, dass es weitere Freilandfundstellen geben kann und muss, die aufgrund der starken Fokussierung auf die neolithischen hotspots bislang unerkannt geblieben sind. Ich bin mir daher ziemlich sicher, dass es auf der Blaubeurer Alb in dieser Hinsicht noch viel zu entdecken geben wird. 


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