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Freitag, 23. April 2010




24. Post. Wann nahm die "Neolithisierung" in Sonderbuch ihren Anfang?
Es gelang mir erstmals 2003 durch das Auffinden von unzweifelhaften Keramikscherben auf dem schon länger bekannten Siedlungsplatz Schlaghau / SOND 008 / Bandkeramik nach zu weisen und damit bisher undatierte Steinartefakte zumindest teilweise einem bandkeramischen Kontext zu zu weisen.
Die typischen Verzierungsmuster der Linienbandkeramik, die sich vor allem auf die Feinkeramik beschränken, sind dabei aber bis heute sehr selten, die ursprünglichen originalen Oberflächen des Gebrauchsgeschirrs stark erodiert . Bis vor wenigen Jahren glaubten die Sammler und die Denkmalbehörde noch, dass überhaupt keine Keramik erhalten ist. Somit blieb auch das Vorhandensein einer Siedlung zweifelhaft. Lynn Fisher und Corinna Knipper ( u.a.) mutmaßen dies noch 2003 in einem Ergebnisbericht ihrer "survey" in: Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte ( 2003).
Für Sonderbuch gilt, obwohl die Keramik sich inzwischen eingefunden hat ( später systematische Forschung auch durch Grabung- darüber soll noch berichtet werden) jedoch weiter, daß sie im Allgemeinen einen bedeutenden Bestandteil der materiellen Kultur und zum Inventar einer Siedlung gehört, wohl aber in Sonderbuch keine herausragende Ausprägung erfahren hat. Für die relativchronologische Differenzierung der archäologischen Hinterlassenschaften ist sie aber von großer Bedeutung. Dabei ist "der Pflug" als Stellvertreter für intensive Bodennutzung sicher auch nur teilweise der Grund für die schlechte Erhaltung und die Tatsache, dass die Keramik an vielen Stellen gänzlich vergangen scheint.

Einen möglichen Grund dafür liefern die Sedimente selbst, indem diese an vielen Stellen stark von pliozänen Urdonauschottern durchzogen sind und die mechanische Beanspruchung bei Bodenbewegungen erhöhen. Zum Anderen ist es an vielen Stellen der Siedlungen und sonstigen Fundplätzen so, dass der archäologische Fundhorinzont keine besonders hohe Mächtigkeit aufweist und das gesamte Fundinventar sich im Pflughorizont bewegt, (Dass es dennoch ungestörte Befunde gibt, zeigten spätere Grabungen) also schon in sehr geringer Tiefe der "gewachsene Boden" zu erwarten ist. Besonders im "Grund" aber auch auf dem "Schlaghau" folgt dem Pfluhorizont teilweise aber ein mächtiges Kolluvium, das über Jahrhunderte hinaus die intakten Befunde zu schützen vermag.
Zahlreiche Artefakte tragen Eisenoxidspuren (-"Rost") die von den entsprechenden Eisengeräten aus auch schon früheren Jahrhunderten durch die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen herrühren. Da die Keramikscherben sich im gleichen Horizont über die selben Zeiträume bewegen und an die Oberflächen gelangen, setzt ihnen außer der mechanischen , Beanspruchung auch der Frost stark zu, indem sich die weiche Keramik mit Wasser vollsaugt und vom Frost gesprengt wird. Durch den ständigen Wechsel von Frost und Auftauen beschleunigt sich dieser Prozess. Dazu kommt, dass das Rohmaterial des Sonderbucher Scherben keine besonders gute Qualität auf zu weisen scheint. Der hier anstehende Lehm ist stark von Kalk durchsetzt, der die Eigenschaft besitzt sich beim Brand in Gips um zu bilden, der Wasser aufnimmt, dadurch an Volumen gewinnt und Gefäße sprengt. Ein Umstand, der nicht nur den Pioniertöpfern sonder den Töpfern zu allen Zeiten zum Verhängnis wurde und traditionelles Töpferhandwerk nur in solchen Gegenden zur Blüte bringen konnte in denen hochwertiger Bolus ansteht. Dies scheint im nahen Erbach-Ringingen, wo sich ebenfalls eine bandkeramische Siedlung besonderer Größe befindet der Fall zu sein. Es zeigt sich dort Keramik von besonders guter Qualität wohin zu noch die besseren Erhaltungsbedingungen kommen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es in Sonderbuch im 19. und angehenden 20. Jahrhundert eine Ziegelei gab, die anstehende Lehme verarbeitete, aber kaum mehr als den lokalen Bedarf zu decken vermochte, während in der Gegend um Ringingen auch heute noch ein namhaftes Ziegelwerk die Tradition fortsetzt, sich die Zunft aufgrund des hochwertigen Rohstoffes bis heute halten konnte, obgleich natürlich auch andere Faktoren für so eine Entwicklung stehen könnten. Eine wichtige oder besondere Bedeutung des bandkeramischen Töpferwesens ist wohl nicht an zu nehmen.
Man muss in der Bandkeramik desweiteren davon ausgehen, dass beim Brennen keine besonders hohen Temperaturen erreicht wurden. Da für den Brand das Minimum von 600 Grad Celsius notwendig sind, dürfte das wohl gerade erreicht worden sein. Je niedriger ein Gefäß gebrannt wird, umso weicher ist der Scherben und umso anfälliger für mechanische Beanspruchung, das gilt auch für die Erdlagerung. Hohe Brenntemperauren machen die Gefäße dichter und damit wasserundurchlässiger und härter.

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