Powered By Blogger

Donnerstag, 22. April 2010





22. Post. Umgepflügt. Sammlung Bollow, Eröffnungsrede der Ausstellung,
Die "Neolithisierung...."
Das alte Bild von der regelrechten "Landnahme" bröckelt, indem die Bandkeramiker über weite Gebiete hinweg ihre donau -ländische Kultur verbreiteten und damit die jahrtausende herrschende archaische Struktur der Jäger und Sammler von Paläolithikum und Mesolithikum ablösten, in dem sie selbst in großen Massen siedelten.
Kamen wirklich so viele aus ihrer alten Heimat, dem heutigen Westungarn um in nur wenigen Jahrtausenden weite Teile Mitteleuropas zu besiedeln?
Der überwiegende Teil der Archäologen beschreibt in zahllosen Büchern...wie die bandkeramischen Pioniere vom Balkan entlang der Donau nach Bayern und Süddeutschland vordrangen. Eine andere Route führte, wie hier auch schon beschrieben die March aufwärts nach Mitteldeutschland und von hier aus nach Hessen und Niedersachsen...
Lange wurde auch angenommen, daß die Linienbandkeramiker die einzigen Pioniere waren, deren Kultur die erste Töpferei verbreitete. Das stimmt jedoch nur bedingt. 1983 wurde die La Hoguette Gruppe bekannt und in Baden Württemberg erstmals nachgewiesen. Sie tritt "gerne" in im bandkeramischen Kontext auf. Diese Gruppe stellte ebenfalls Töpferwaren her und trat zeitgleich auf. (Chr. Jeunesse.la ceramique de la hoguette 1987)
Außerdem lebten zu dieser Zeit nachweislich in vielen Teilen des Landes das nun von den Kolonisten in Besitz genommen worden sein soll (...) noch die mesolithischen Jäger und Sammler. Die Hinweise für mesolithische Kulturträger ist auch in Sonderbuch trotz Bandkeramiksiedlungen nicht von der Hand zu weisen, selbst in bandkeramnischem Kontext. Von diesen mesolithischen Jägern und Sammlern wurde schon lange sehr verhalten gemutmaßt, sie könnten die neuen Lebensweisen übernommen haben, also sich mehr die neuen Lebensweisen ausbreiteten und nicht die neuen Volksstämme.....Aber muss das eine das andere ausschließen?
Kürzlich haben Mainzer Anthropologen Hinweise gefunden, dass es - wenn überhaupt - nicht viele Einwanderer aus dem Osten gewesen sein können, die Landwirtschaft mit nach Europa brachten. Sicher ist hingegen, dass all unsere Rinder Nachkommen orientalischer Kühe sind. Das hat die Genetikerin Ruth Bollongino von der Universität Mainz fest gestellt. In einem dreijährigen Projekt analysierte sie die jungsteinzeitliche mitochondriale DNA (mt DNA) - solche, die nur über weibliche Tiere vererbt wird- aus Rinderknochen, die bei archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden.
Im Verlaufe dieses "Mutterschaftstests" hat Bollongino zusammen mit ihrer Kollegin Amelie Scheu 72 Proben vom nahen Osten bis nach Frankreich untersucht. Die Gensequenzen der europäischen Hausrinder unterscheiden sich so sehr vom europäischen Ur-Rind, dass die Forscherinnen eine direkte Abstammung ausschließen können. Die Trennung muß vor etwa 200 000 Jahren erfolgt sein, so schätzt die Genetikerin. Dagegen gleichen Gensequenzen der jungsteinzeitlichen Rinderknochen aus Europa denen aus dem nahen Osten! Bollongino kann die Linie über Anatolien, den Balkan bis nach Mitteleuropa verfolgen. Diese Linie beschreibt auch die allmähliche Ausbreitung der Linienbandkeramik.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen