118. Post. Mittelpal. auf der Blaubeurer Alb. Nicht nur durch die Schlagtechniken, auch das Rohmaterial kann Hinweise auf mögliche Datierungen geben. Es gibt mehrere Werkzeuge in meiner Sammlung, die aus Radiolarit hergestellt wurden. Dieser Werkstoff ist für das Neolithikum ziemlich unwahrscheinlich. Mittelpaläolithische Werkzeuge aus der Großen Grotte bei Blaubeuren sind aus diesem Material geschlagen. Es handelt sich meist um alpines Material. Der alpine Radiolarit tritt auf allen Fundstellen ( z.B. Große Grotte) an Häufigkeit gegenüber dem Jurahornstein stark zurück. Die ebenfalls bis kindskopfgroßen, dunkelroten bis dunkelbraunen Knollen stammen aus dem alpinen Malm und gelangten von dort teils in die tertiäre Nagelfluh, teils in die diluviale Moräne und finden sich, von dort her verbreitet, in den Sanden Oberschwabens. Das nächste fluvioglaziale Vorkommen ist 13 km südlich von Blaubeuren bei Berkach. Trotz der relativen Häufigkeit des Vorkommens wurden wohl nur wenige Werkzeuge daraus gefertigt. Dies liegt wohl daran, dass bei der geübten harten Schlagtechnik mittels Haustein die Knolle lediglich zertrümmert wird, ohne dass spanartige Abschläge entstehen. Es entstehen vielmehr bei der vorherrschenden mittelpaläolithischen Polyedertechnik unregelmäßige, eckige und stark zersplitterte Stücke, die nur mühsam in eine bestimmte Form gebracht werden können. Hinzu kommt noch, dass die verwendeten Radiolaritknollen von feinen, quarzverfüllten Rissen durchzogen sind, die auf tektonische Beanspruchung während der tertiären Gebirgsbildung zurückzuführen sind und die von vornherein ein bruchfreies Abspahnen fast unmöglich machen. In jungpaläolithischen Stationen sind gerade die guten Artefakte aus Radiolarit geschlagen, was auf die jungpaläolithische Klingengtechnik und die sorgfältige Auswahl der Rohknollen zurück zu führen ist.
Insgesamt zwei Artefakte meiner Sammlung sprechen für eine Entstehung im Mittelpaläolithikum. Sie wurden im Forum steine-scherben.de entsprechend diskutiert. Nachtrag:
Die Fotos der Raiolaritwerkzeuge sollten den Fach-Archäologen am Institut ( Eberhard Karls Universität Tübingen) von einem Studenten und Kollegen aus dem Forum im Oktober zur Begutachtung vorgelegt werden. Frau Lynn Fischer ist das gezeigte Stück bereits bekannt. Sie datiert das gezeigt Stück ebenfalls wesentlich älter als die neolithischen Artefakte. Das Forum ist inzwischen geschlossen worden.
Nachtrag: Datierung von Prof. Müller-Beck am 12.9.2010 : Mittelpaläolithikum
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