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Mittwoch, 12. Mai 2010


46. Post. Das "Glisbeil" von Sonderbuch
fundfrisch und erstmals gereinigt: Neufund März 2007...Neolithikum oder Mittelpaläolithikum??


46. Post. Das "Glis-Beil" von Sonderbuch.
Im Frühjahr 2007 stellte sich als Oberflächenfund ein Artefakt ein, das vorläufig als neolithisches Beil interpretiert wird und in den "Typ Glis-Weisweil" ein zu ordnen ist.
Das Artefakt ist auffällig und im Fundkomplex bislang einmalig. Ich habe auf dem Postweg Herrn Prof. Kind vom Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart Fotos davon vorgelegt. Herr Prof. Kind äußert sich dazu wie folgt: (Zit.)" Es ist nicht ganz so leicht, mit Hilfe von Fotografien eine sichere Aussage über Steinartefakte zu machen. Dies ist im vorliegenden Fall nicht anders. ...Ich habe den Eindruck, dass das Artefakt zu einer kleinen Serie von Objekten passen könnte, die ich in der Sammlung Mollenkopf gesehen habe. Wie bei diesen halte ich auch bei ihrem Stück eine Datierung in das Mittelpaläolithikum, also die Zeit des Neanderthalers, für denkbar....Ich kann anhand der Fotos nicht sicher entscheiden, ob an dem Stück die Spitze abgebrochen ist. Wenn sie abgebrochen ist, würde man das Artefakt als Blattspitze oder kleinen Faustkeil ansprechen. Wenn das Artefakt nicht gebrochen ist, wäre es ein bifaziell gearbeiteter Schaber.
(Zit. weiter:) "...Es gibt aber die Problematik, dass auch in größeren jungneolithischen Fundkomplexen immer wieder derartige oder ähnlich aussehende Artefakte vorkommen. Sie werden z.B. als Beile vom Typ Glis- Weisweil bezeichnet. ...Es gibt eine Arbeit aus Hornstaad-Hörnle von Frau Jutta Hoffstadt über diese Artefakte. Frau Hoffstadt schreibt, dass Glis-Beile in allen jungneolithischen Siedlungen sehr selten sind. Aus der Gegend um Asch-Sonderbuch gibt es aber nun schon mehrere dieser Stücke...." Zit.Ende.

Glis-Beile sind typische Geräte für den Zeitabschnitt der Hornstaader Gruppe. In der Nähe wurde von mir ein ebenfalls hier vorgestelltes Fragment eines jungneolithischen Dolches gefunden. Durch Ausgrabung belegt ist vor Ort die Linienbandkeramik, ebenfalls durch Keramik und einen Schuhleistenkeil das Mitelneolithikum und durch Dolch und Glis-Beil ( wenn es kein Mittelpaläolithischer Hinweis ist...) erweitert sich das Zeitfenster und der sicher belegte bandkeramische Kontext erweitert sich allein durch Oberflächenfunde doch sehr. Aus Hornstaad sind 4 Glisbeile bekannt, wovon eines ebenfalls in einer Privatsammlung sich befindet. Wie aber werden nun diese Beile interpretiert bzw. welchen Typ von Artefakt haben wir vorliegen?
Frau Hoffstadt schreibt in ihrer Arbeit, dass es sich dabei eventuell nicht um alltägliche Gebrauchsgegenstände, sondern um Geräte von anderer Bedeutung und/ oder Funktion handelt. Ob diese Beile nur für bestimmte, vielleicht rituelle Handlungen benutzt wurden, oder auch nur Schauobjekte ( Statussymbole) darstellen, ist am archäologischen Fundmaterial nur sehr schwer nachzuweisen. Untersuchungen über die Benutzung sind noch nicht abgeschlossen. Die in der Regel alternierend retuschierten Schneiden der Beile lassen keinen häufigen Gebrauch der Geräte vermuten. Durch den zickzackförmigen Verlauf dürften beim Gebrauch sehr schnell erhebliche Aussplitterungen an der Schneidepartie entstehen. Solche Aussplitterungen sind an den Beilen auch belegt. Bei entsprechend höherem Bedarf durch Abnutzung müssten die Beile dann häufiger im Fundgut belegt sein. Das ist nirgendwo der Fall.

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