Von Rusenschloss aus geht der Blick auf den "Rucken" mit dem "Klötzle Blei". Dort ist eine mittelpaläolithische ( Freiland-) Fundstelle bekannt geworden. Die große Grotte unterhalb des Rusenschlosses schützte bis zur Grabung den selben Zeithorizont.
Am Fuß des Berges die Blau, darüber auf einem Felsen steht das "Rusenschloß" auf einem mächtigen Schwammstotzen des Jurakalks. Im Fels unter dem Schloss befindet sich die Große Grotte.
Die Große Grotte/ unten und oben im Vordergrund die "obere Etage" wo ein Schädelbecher aus einer Kalotte eines Rentierschädels geborgen wurde.Die Form des Bechers ist aus der vollen Kalotte herausgebrochen oder herausgeschlagen. Schnittspuren sind nicht zuerkennen. Die Bruchkanten sind verrundet. Die Seitenwände des Bechers sind ungleich hoch, so daß sich ein nur geringes Fassungsvermögen ergibt (E. Wagner)
Die Tierknochen aus der Großen Grotte erlauben eine Rekonstruktion der Umwelt des Menschen. Die Tierwelt ist belegt durch Knochen von Großsäugern aus dem älteren Teil der letzten Eiszeit: Hyäne, Höhlenbär, Rothirsch, Steinbock, Bison, Wildpferd, Mammut und Fellnashorn - Tiere, die zumeist als Jagdbeute vom Menschen in die Höhle gebracht wurden. Diese Tierarten lassen auf eine baumlose Steppe auf den Hochflächen schließen, dort, wo auch Freiland- bzw. Jagdstationen zu finden sein müssen und sich vereinzelt Artefakte der Neandertaler einfinden, während in den Tälern eher subarktischer Waldbewuchs herrschte.
Die Werkzeuge der Neandertaler, darunter ein typischer Miqoqien-Faustkeil,, unretuschierte, breitdreieckige und schmale, langgezogene Levallois-Spitzen, Faustkeilschaber mit Rücken, eine Reihe einfacher Schaberformen, wie Bogen- Hohl,- Winkel-, Gerad- und Breitschaber fanden sich hier. Levallois-Formen fehlen zwar nicht ganz, spielen aber kaum eine Rolle. (Felsboden)
In Schicht II, mit 450 Geräten und etwa eben so vielen Abfallstücken lag der größte Materialanteil. Die Formenzusammensetzung zeichnet sich durch durch typische Spitzbogenschaber, keilmesserähnliche Schaber und Blattspitzen aus. Hier wurde auch die geschliffene Knochenspitze gefunden. Solche Funde sind für das Mittelpaläolithikum selten. Die Werkzeuge sind aus dem lokal anstehenden Hornstein gefertigt. Zusammen mit Kernen von der Hochfläche wurden auch Frostscherben aufgenommen und zu Werkzeugen verarbeitet. Damit sind etwa 20% von Werkzeugformen des Gesamtinventars nicht artifizieller Herkunft. Solche Frostaufbrüche finden sich auch heute noch häufig an der Oberfläche der Albüberdeckung. Sie wurden also mit intakten und angebrochenen Knollen aufgesammelt. Frostbruchflächen sind bei genauer Untersuchung des Materials gut zu erkennen. Sie unterscheiden sich von artifiziellen Schlagbahnen meist eindeutig dadurch, dass ihnen typische Abschlagsmerkmale wie Bulbus, konzentrische Wellenringe (Wallnerlinien) oder radialstrahlige Struktur in jedem Fall fehlen. Bevorzugt wurden flache Gesteinsscherben.
Der weitaus größte Teil der Artefaktformen sind der Entstehungstechnik nach Breitabschläge. Die hierbei zur Anwendung gekommene Technik ist die einfachste Form der artifiziellen Gewinnung von Steinwerkzeugen. Ihre Anwendung setzt keine besonderen verfahrenstechnischen Hilfsmittel voraus, wie etwa diejenige der Schmalklingentechnik oder der Levallois-Technik, Ausgangsformen sind immer Rohknollen aus Silexmaterial ( Hornstein) von denen mit Hausteinen scheibenförmige Abschläge abgetragen wurden. (E.Wagner) Eine auffällige Vielzahl solcher scheibenförmigen groben Abschläge lässt sich in der Nähe von Wippingen in großer Zahl an der Oberfläche finden. Von dort sind auch vereinzelte mittelpaläolithische Werkzeuge bekannt. Meiner Meinung nach liegt dort ein geringes, natürliches Vorkommen von Hornsteinen vor.
Zur Forschung:
Aus Gründen des Landschaftsschutzes konnte der Höhlenschutt nicht als Abraumhalde vor der Höhle abgelagert werden, sondern musste mit erheblicher Raumnot verbunden während der Grabung in schachbrettartigen Kleingrabenfeldern umgeschichtet werden. Der Schutt ist deshalb an Ort und Stelle verblieben und vereinzelt wäscht der tief in die Höhle dringende Regen kleine Knochenteile frei. An anderer Stelle lehrt uns das erneute Graben in bereits durchsuchten Höhlensedimenten mit heutiger Technik und Akribie, dass er nicht fundfrei/steril sein kann. Die Grabungskampagne von Riek dauerte 4 Monate und beschäftigte durchschnittlich vier Grabungshelfer. Die Grabung- die archäologische Untersuchung- bedeutet nur all zu oft die finale Zerstörung des Denkmals. Die Denkmalpflege und das teilweise belassen intakter Schichten... hat inzwischen höchste Priorität, das Nachgraben wurde fast eine " neue Wissenschaft." / siehe Nachgrabungen im Lonetal oder im Neandertal.
244. Post. Wanderung zur Großen Grotte bei Blaubeuren...
In der Umgebung von Blaubeuren sind viele Höhlen mit Siedlungsspuren des urgeschichtlichen Menschen bekannt geworden. Seit über 100 Jahren werden diese Höhlen erforscht, so dass das Blautal heute das Gebiet Süddeutschlands ist, in dem die Lebensverhältnisse des Menschen während der älteren Steinzeit und seine natürliche Umwelt am besten bekannt und dokumentiert sind ( Eberhard Wagner 1983)
Die große Grotte unter dem Rusenschloß bei Blaubeuren wurde zwischen 1960 und 1964 durch Prof.G.Riek, Urgeschichtliches Institut der Universität Tübingen, aus gegraben. Der archäologische Befund ergab elf gut trennbare mittelpaläolithische Schichten, die in die erste Hälfte der letzten Eiszeit zu datieren sind, d.h. ungefähr in die Spanne zwischen 70000 und 40000 Jahre vor heute. Die Große Grotte hat mit einer Sedimentmächtigkeit von durchschnittlich zwei Metern die bis heute am besten gegliederte und gesicherte Abfolge des Mittelpaläolithikums in einer Höhle der Schwäbischen Alb erbracht. Das Fundmaterial umfaßt etwa 2000 Steingeräte und Abschläge und gehört - kulturgeschichtlich- dem Miqoqien und einem etwas jüngeren Mittelpaläolithikum an. Als Besonderheit dieser Fundstelle sind Blattspitzen und eine geschliffene Knochenspitze zu nennen. (E.Wagner)
Die große Grotte erreichen Sie: Blaubeuren, Richtung Gerhausen. Erste Möglichkeit links abbiegen bis zum Parkplatz beim Sportplatz. Zu Fuß gehen sie nur wenige hundert Meter wieder Richtung Blaubeuren und überqueren die Blau über die Fußgängerbrücke (rechts) Nach wieder wenigen Metern biegen Sie links auf den Tugendpfad, den man ja nie verlassen sollte, doch wenn Sie weitere 3oom nach links gehend die Höhle sehen möchten, biegen Sie jetzt einen ausgeschilderten Weg den Hang nach oben. Beachten Sie das Betretungsverbot in den Sommermonaten, während der Brutzeiten dort lebender Vögel!
Sommer 2013 - Grotte und Weg zur Grotte sind bis auf Weiteres gesperrt. Es werden voraussichtlich im Herbst Sicherungsmaßnahmen im Steilhang vor genommen. R.B.
AntwortenLöschenAuch im Jahre 2015 bleiben Grotte und Wege weiterhin gesperrt. Der Beginn von Sicherungsmaßnahmen ist noch nicht ab zu sehen.
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