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Sonntag, 17. April 2011

234. Post. Tempern...
Getemperter Hornstein
eine getemperte Kernscheibe
Ein getemperter Kern I, eventuell Kerngerät (?)
Ein getemperter Kern II, bipolar geschlagen.
Ein sehr kleiner, getemperter Kern III, Rest mit einer Schlagfläche. Der Kleinstkern misst 28mm in der Länge.

Ein bifaziales Gerät, Spitzenfragment, getempert, ventral oben, dorsal mit Kortex unten./ doch welcher Kontext? Die Zurichtung spricht vielleicht für Jungeneolithikum, ich möchte aber auch sehr viel frühere Zeithorizonte nicht ausschließen.
234.Post. TEMPERN.
Da hier so oft von "Tempern" die Rede ist, vielleicht ein kurzer Exkurs um dem geneigten Leser die Recherchen zu ersparen...

Unter Tempern versteht man grob, eine thermische Behandlung von Feststoffen und sie wurde vor allem im Mesolithikum bei Hornstein oder Flint eingesetzt um eine Veränderung in der Gesteinsstruktur zu bewirken, die auch optisch zu erkennen ist. Platt gesagt sollten aber dadurch die Schlageigenschaften verändert, bzw. verbessert werden. Die Spaltbarkeit des Materials wurde erleichtert, der Kraftaufwand verringert. Die Bruchausdehnung erhöhte sich. Die kinetische Energie wurde also effektiver eingesetzt. Man musste, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, weniger Energie aufwenden.



Eine "Standartarbeit" zu diesem Vorgang liefert Jürgen Weiner : Die Verbesserung der Bearbeitungseigenschaften von amorphen Gesteinsarten durch kontrollierte Thermische Behandlung./ Archaeologica Venatoria 9, 1985, S. 39-47. Jürgen Weiner ist einer der Autoren, die an einer Neuauflage bzw. Fortschreibung der Hahn'schen Artefaktmorphologie arbeiten und an deren Erscheinen er auf mündliche Mitteilung mittlerweile selbst nicht mehr glauben mag.



Bei Weiner lesen wir wie an anderer Stelle der kurzen (!) Literaturliste zum Thema, dass durch Tempern als charakteristisches Merkmal ein seidenmatter Glanz entsteht, der ausschließlich auf Zurichtungsnegativen vorhanden ist, die nach der Hitzebehandlung angelegt worden sind. Die Materialzusammensetzung ist schließlich entscheidend, ob nach der Hitzebehandlung um die 350 Grad eine rote, eine rosarote oder graue Farbvariation hervortritt. Die Intensität der Rötung hängt vom Eisengehalt des Steines ab, während die ins graue spielenden Varianten mit Mangananteilen zu erklären sind. Das Tempern erweist sich in der experimentellen Archäologie als knifflige Sache, da die Temperatur nicht über 350 Grad steigen sollte.

Man nimmt an, dass die Temperung in einem Sandbad vorgenommen wurde, da der Hornstein im offenen Feuer strukturell zerrüttet und weiß brennt ( kalziniert). Dieser Stein ist von der intentionellen Temperung zu unterscheiden.

Die Temperung erscheint ab dem mittleren Jungpaläolithikum, dem sogenannten Solutreen, kommt in Frankreich noch im Jungneolithikum vor und in unserem süddeutschen Raum belegt es das Mesolithikum (Beuronien).
Schwierigkeiten in der Ansprache entstehen dadurch, dass auch durch Feuereinwirkung Rohmaterial aus den primären Lagerstätten gewonnen wurde ( siehe im Mittelpaläolithikum bei Börslingen) Dadurch entstehen ebenfalls Rötunen des Materials, aber auch abweichende Zonierungen der Bänderungen.



Die gezeigten Fotos sind allesamt Funde in Ergänzung zum 233. Post - von SOND008.P469. ein Flurstück in der unmittelbaren Nähe. Die gezeigten Fundstücke weisen die rosarote Färbung der Temperung auf. Die beiden gezeigten Kerne könnten durchaus ebenfalls mesolithische Belege sein. Durch Temperung grau gefärbte Belege siehe Post 229 und Post 230.

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