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Dienstag, 26. April 2011

246. Nur "Umgepflügt", oder geschlagen? Von der Spannung beim "Steineauflesen" ( oder schwäbisch: "Schtoiklauba")
Die Kante, unten, wirkt alternierend retuschiert
Die Dorsalseite mit der Kortex scheint einen Zielabschlag zu tragen, ein Bulbusnegativ ist jedoch nicht zu sehen.
wenig formgebend, wenn umlaufend retuschiert...näpfchenförmige Ausplatzungen auf der Fläche zeugen vom Frost. Keine der Kanten ist rezent gebrochen, alle Modifikationen, so es denn welche sind, haben Patina.

oben:
"Endretusche" an einer Frostscherbe aus dem Umfeld von drei mittelpaläolithischen Funden, oder doch nur eine Laune des Pflugs?

Das mittelpaläolithische Artefakt, ein Lesefund, rechts - im Vergleich mit einem Artefakt der Großen Grotte, eine Umzeichnung aus der Diss. von E. Wagner.
Mittelpaläolithisches Artefakt. Träger war der Neandertaler.


246. Post.Das Mittelpaläolithikum und "seine modifizierten Frostscherben..."

In Post 445 schrieb ich aus der Diss. von E. Wagner in der er die modifizierten Frostscherben der Großen Grotte beschreibt, dass der Neandertaler die auf der Albhochfläche aufgefundenen Scherben zusammen mit anderem Material mit sich nahm, teilweise modifizierte.

Das klingt einleuchtend und aus intakten Stratigrafien einer Höhle sind sie als Artefakte sicher zu identifizieren. Als Lesefunde haben es Artefakte dieser Art ungleich schwerer, bzw. sind seriös und mit Hausmitteln nicht sicher als solche an zu sprechen. Solchen echten Stücken fehlt wie den zufällig entstandenen Lesefunden im Pflughorizont der eindeutig intentionelle Charakter einer geschlagenen Grundform, zeigt keinen Bulbus oder Schlagflächenrest.

Ich werde ein Beispiel dafür geben, wie sehr "mittelpaläolithisch anmutende Stücke" den Sammler in Atem halten können.



Beispiel: ein von von Prof. Müller-Beck als mittelpaläolithisch eingestuftes Stück, im Vergleich mit einem nur wenige Meter davon entfernt auf gefundenen Stück. Beide weisen partiell Frostbrüche auf und scheinen auf den ersten Blick in ähnlicher Weise modifiziert zu sein. Welchen Anteil nun rezente Schäden, etwa durch die Bekanntschaft mit den Landmaschinen daran haben, wird bei Stücken ohne artifiziell entstandene Grundform sehr schwierig zu unterscheiden. Hier ist nach dem Sammler sicher noch der Facharchäologe gefragt! Frostbrüche und Spuren von Eisenoxid sind schlechte, erste Anzeichen für so ein Stück.

Beide Stücke bestimmt aus lokalem Hornsteinvorkommen. (Jener weißen Art, wie sie auch auf dem nahen Borgerhau zu finden ist).



Funde dieser Art halten aber die Spannung bei der Suche, vor allem im Umfeld auffälliger, seltener und besonderer Artefakte.

Beurteilungen/ Einschätzungen anhand von Fotos erlauben kein sicheres Urteil. Alle Sammler und Archäologen sind sich weitgehend einig, dass man die Artefakte in der Hand haben,- und den Kontext womöglich auch noch genau kennen muss, um mehr Klarheit zu bekommen.

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