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Montag, 28. Dezember 2015

584. Post. Noch eine 2015er Spätlese, lieblich, ... schon lange im Magazin abgelagerte STICHEL,

jetzt erst erkannt:

Stichel aus Sonderbuch...verraten die Anwesenheit von Jägern und Sammlern auf der Blaubeurer Alb. 

Stichelblindheit ist unter mir bekannten Sammlern weit verbreitet, so auch bei mir. Vielleicht orientiert sich das Auge als Gewohnheitstäter an Dinge, die häufig da hineinfallen, das sind neolithische Highlights im Bereich von Klinge, Kratzer, Bohrer, Pfeilspitze und Co. Und was man schließlich gar nicht wirklich kennt, das sieht man auch nicht. Vermutlich ist der Anteil an Artefakten, die schon im Paläolithikum zerlegt wurden auf manchen Flurstücken höher, als bisher gedacht. Dies beweist eine Revision von Fundkisten und Reinigung von Artefakten mit schon etwas länger zurück liegendem Funddatum am Jahresende.

Die Artefaktmorphologie für das Neolithikum gibt nicht sehr viel her und die Vielfalt an Artefakten wie auch die Artefakte selbst werden hier sehr wenig differenziert und entsprechend wenig reicht die bisherige Morphologie aus, sie an zu sprechen. Morphologisch gut ausgewertete neolithische Inventare sind eher selten.
Dies ist im Paläolithikum anders und deshalb sind eindeutig paläolithische Erscheinungen manchmal gut von neolithischen zu trennen. Dies gilt für Stichel, die definitiv keine typisch neolithische Erscheinung sind. sondern Artefakt-Formen aus dem Paläolithikum. "Die Definitionen der Typen sind sehr differenziert.  Sie berücksichtigen je nach Bearbeiter die gesamte Morphologie des Stückes, das Aussehen der Stichelspitze oder die funktionale Variabilität"( Knecht 1988/ Pasda in Steinartefakte, Tübingen 2012)
Kielstichel 1, wohl des Aurignacien
Mehrschlagstichel
 Deutlich sind die Endpunkte der abgelösten , gebogenen Stichellamellen/bahnen zu erkennen.
So ein Stück macht deutlich, dass Kielstichel Kerne sind, Hier an einem Abschlag.

Ventralseite des Abschlages 1, an dessen Ende die Stichelbahnen
angelegt sind.
Kielstichel 2 , schon im vorher gehenden Post vorgestellt.

Stichel 3/ Klinge, schon im vorhergehenden Post vorgestellt. 
Mit diesen Identifizierungen schließt sich nun auch die bisher bestehende Lücke zwischen dem Neandertaler, dem Träger der mittelpaläolithischen Werkzeuge und den ersten Bauern - durch die Werkzeuge, der ersten, modernen Menschen in unserem Raum, denen die ersten  Kunstwerke und die ersten Musikinstrumente der Menschheit zugeschrieben werden und deren Höhlen sich auf dem Wege zur Anerkennung als Weltkulturerbestätten befinden und wo diese Menschen sich nur temporär aufgehalten haben können. Vielleicht stand die Wiege der Kunst ja auf der Alb...Jedenfalls bestätigen die jungpaläolithischen Werkzeuge im Freiland,
aus welchem Zeitabschnitt sie auch letztlich nach eingehenderen Analysen auch immer stammen, die Vermutungen der ersten Ausgräber der Höhlen in Ach- und Blautal:,
daß die angrenzende (Blaubeurer-) Alb  Jagdgebiet bzw. eigentlicher Aufenthaltsort - neben den bewohnten  Höhlen - gewesen sein muss.


Mittelpaläolithikum, Jungpaläolithikum, Neolithikum. -das gesammelte Ergebnis von 15 Jahren Feldbegehung auf der Blaubeurer Alb in (m)einer Sammlung. Wird Zeit, dass den vereinzelten mesolithischen Kernen auch noch die Werkzeuge dieser Zeit folgen, um die letzte Forschungslücke der Menschheitsentwicklung auf kleinstem Raum  direkt vor meiner Haustüre sicher zu schließen.
Am Ende des Jahres ist wie immer den Eigentümern und Pächtern der Flurstücke die die Begehungen und Oberflächensammlungen zu lassen und möglich machen ganz besonders im Namen der Denkmalpflege zu danken.  Durch meinen ehrenamtlichen Auftrag hat sich mein Schweifgebiet und auch die Zahl der Kontakte und Fundstellen deutlich erhöht. Mein besonderer Dank gilt dieses Jahr aber Herrn Professor Harald Floss und dem Bachelor- und jetzt Masterstudenten Benjamin Schürch, die sich den Fundstellen auf der Blaubeurer Alb angenommen haben und weiterhin annehmen. Über die teilweise Bearbeitung der Oberflächenabsammlungen müsste es möglich sein, die Erforschung des Paläolithikums der Blaubeurer Alb einen guten Schritt voran zu bringen.  Wenn es mein blog vermochte hier das entscheidende Interesse zu wecken und wach zu halten, ist sein wichtigster Sinn schon erfüllt.
Auf dem Flurstück, das offensichtlich mehrere Stichel zeitigte, wurde auch ein mittelpaläolithischer Fund gemacht, ebenso auf den angrenzenden Flurstücken.. Was ist für die weltweite Urgeschchtsforschung spannender als die noch nicht archäologisch belegte Schnittstelle von Neandertaler und modernem Menschen ?...In den Höhlen um Blaubeuren kann diese genetisch nachgewiesene Begegnung archäologisch nicht belegt werden. Sollte es in unserer Gegend überhaupt möglich sein, dann vielleicht im Freiland? An der paläolithischen Hornstein-Abbaustelle Börslingen konnten sowohl mittel- als auch jungpaläolithische Funde nachgewiesen werden. Ob längere Aufenthalte dort statt fanden, könnte durch den Nachweis von Feuerstellen vielleicht gegeben sein, aber waren sie zeitgleich?  Schaun wir mal, wie es hier auf der Blaubeurer Alb in dieser Hinsicht im neuen Jahr weiter gehen wird. Es bleibt spannend. Bleiben Sie meinem blog treu.

Eine kleine Blogstatistik für das vergangene Jahr wird noch folgen.


Vergl.-Post Nr. 472.
http://lesefunde.blogspot.de/2013/08/472-post-der-erste-sonderbucher-war-ein.html


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