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Sonntag, 6. Dezember 2015

573. Post. Unikate...

..Für grobe Bifaces und Unifaces gibt es keine verlässliche Morphologie, was das Neolithikum anbelangt.

Das Neolithikum hat morphologisch eine begrenzten Typenkanon, jedoch eine unerschöpfliche Vielfalt an nicht sicher an zu sprechenden Artefakten, die sich von früheren Zeitstellungen nur schwer abgrenzen lassen. 


So erschöpfen sich die Ansprachen auf morphologische Merkmale, die eine Modifikation und deren Lage am Artefakt beschreiben, ohne einer Funktion und einem Zweck näher zu kommen.
Typen beschreiben im allgemeinen einen bestsimmten Zweck und Funktion, weshalb beispielsweise die Kratzer nicht als Typen gelten, da sie für die unterschiedlichsten Funktionen wie kratzen, schaben oder sogar bohren herangezogen wurden oder die vermeintliche "Kratzerkappe" lediglich das Schäftungsende gewesen sein kann. 
Da sich auch teilweise die Herstellungstechniken im Neolithikum nur wenig von den paläolithischen unterscheiden, macht es auch eine Trennung bzw. Unterscheidung nicht einfach, wenn die Artefakte von den Oberflächen kommen. Die schwierigste Nummer ist, wenn paläolithische Artefakte in neolithischen Siedlungen und Schlagplätzen streuen und es bedarf neben genauer Analyse auch einem gehörigen Bauchgefühl und einer großen Erfahrung, die aus gesicherten Inventaren entstand und dort ihre Gewissheit schöpft, um hier einigermaßen sicher zu gehen. Da die Oberflächenveränderungen (Patina) allen Artefakten gleichermaßen widerfahren, ist auch sie nur ein in seinen Aussagen begrenzter Aspekt bei der Beurteilung und Ansprache eines Artefaktes. 

Hornstein geht so einen Verwitterungsprozess ein, während härtere Materialien wie Radiolarit sich über die Jahrtausende nur wenig davon beeindrucken lassen. Wie stark, hängt sicher von vielen Faktoren ab. Was sich länger im Oberboden und damit auch im späteren Pflughorizont bewegt kann deshalb sehr "Alt und archaisch" wirken, muss es aber nicht sein. 
Beispiel:
Mehr Oberflächenveränderung geht nicht: Klingenkern mit zwei Schlagflächen aus einem neolithischen Kontext. Bei modernen Pflasterbelägen, die ein solches Aussehen durch einen Bestoßungsprozess in einer Trommel erhalten, nennt man das Modell: Gerumpelt. Da in diesem Areal auch paläolithische Artefakte nachgewiesen sind, wird so ein Auftritt aber wieder spannend.





Oben und unten: ein Vertreter der Kategorie grobe Unifaces. Ein levalloid wirkender
Abschlag mit Arbeitskante/Retusche


Ein stark patinierter Abschlag mit zwei Bulben, bzw, Hertzschem
Kegelbruch.. Mehr direkter, harter Schlag geht nicht.
Ventralfläche 1

Ventralfläche 2

 Oben und unten: Durch direkten, harten Schlag gelöste Grundform. Lateralretuschen. links nach dorsal, rechtslateral nach ventral. 

zwei Schneidenschläge am Distalende
Grober Uniface


 und grobe Bifaces
ventral 1

dorsal 2

Ansprechend, doch wie ist das mit der Ansprache? Lateralretuschen oder marginale Retuschen...müssen oft erstmal reichen...

ventral 3
Bestimmte Werkzeuge sind jeweils für einen bestimmten Zweck? So einfach ist das nicht mit der Ansprache, denn schließlich lässt sich mit einer Zange auch sehr effektiv ein Nagel in die Wand schlagen...mit der Kante eines Steines schlagen, zermürben, zersägen, kratzen, schaben, hämmern, zerstoßen, zerhacken, spalten,..etc.pp..oder "form follows funktion?" Die heute teilweise möglichen Gebrauchsspurenanalysen bringen etwas Struktur in bloße Spelukationen und Klarheit in falsche Annahmen...Die Artefaktmorphologie wird noch in Bewegung bleiben...
dorsal 3
Genau genommen sind alle Steinartefakte Unikate - und sie ähneln damit den Schneeflocken. Es gibt keine, die genau so aussieht wie eine zweite - Sie zu typologisieren ist eine Möglichkeit Ordnung da hinein zu bringen, doch trifft die Morphologie nicht immer den Nagel auf den Punkt und man muss sich wohl jedem einzelnen Stück nach allen Regeln der Kunst annehmen. 

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