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Freitag, 31. Mai 2013

457. Post.Neolithischer Dolch II. Fragment.

Erneut, unweit einer Fundstelle eines Dolchfragmentes fand sich vielleicht ein neues Exemplar derselben Artefaktkategorie. 

Skizze/Vorschlag zu einer zeichnerischen Ergänzung



Die Grundform ist ein Abschlag oder große Klinge, wovon noch ein Schlagflächenrest zeugt. Der Bulbus wurde durch Retuschen entfernt. Das Stück (Proximalende der Grundform)  ist bifazial, flächig retuschiert und zeigt Kortexreste und eine seidig glänzende Oberfläche, jedoch nicht überall. Glanz auf den Spaltflächen - das ist typisch für das Erscheinungsbild von getempertem Rohmaterial, jedoch nur auf Spaltflächen, die nach der intentienellen Hitzebehandlung vor genommen wurden. So zeigen sich noch kleine Flächen, die matt sind und noch die Ventralfläche der Grundform aufweisen. Ein gutes Beispiel dafür, dass eine Hitzebehandlung des Ausgangsmaterials nicht immer zwingend mit einer Farbveränderung einher gehen muss.

Leider ist das Artefakt wie ein Vergleichbares vorher schon: (link zu Dolch I)

http://www.blogger.com/blogger.g?blogID=5486790017099944322#editor/target=post;postID=4499542494868396503;onPublishedMenu=overview;onClosedMenu=overview;postNum=42;src=postname

rezent gebrochen. Ein Beleg für die fortschreitende Zerstörung des Siedlungsinventares durch die Belange der Landwirtschaft. Trifft die kinetische Energie direkt auf die Kante der Lateralen einer Klinge oder wie hier auf die "Schneide" eines Dolches, hat der Druck der darauf aus geübt wird nur wenig negativen Erfolg, zeitigt meist nur die bekannten Pseudoretuschen. Wirkt die kinetische Energie aber auf die Fläche, sind Brüche die unvermeidliche Folge. Das neue Fundstück lag auf der Oberfläche einer Traktorspur. "John Deere" lässt also wieder negativ grüßen. Der Rest hat sich leider noch nicht ein gefunden.

linkslateral und oben die matten Spaltflächen der Grundform in die eine flächige, glänzende Retusche greift.
Zwei Dinge sind zu bedenken. 1. Ist das intentionelle Tempern von Hornstein im süd-  und südwestdeutschen  Raum (Bayern und Baden-Württemberg) vor allem eine Erscheinung des Frühmesolithikums. Typisches Merkmal ist hier meist eine Farbveränderung ( kein undbedingtes Muss) und ein signifikanter Glanz und eigentlich besteht die allgemeine Auffassung, dass sich das Tempern auf den frühen Abschnitt des Mesolithikums beschränkt (Beuronien) . Es gibt aber auch gesicherte Belege für ein solches Tempern im Jungpaläolithikum  bis zum Neolithikum, wo es durch fettglänzende (amerikanisch: luster, französisch lustre) Negative auffällt. Er entsteht durch die thermische Veränderung der Mikrostruktur. Auch eine ungewollte, nicht intentionelle Erhitzung wäre bei dem vorgestellten Stück denkbar (?). Wenn die Erhitzung jedoch unkontrolliert geschieht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Rohmaterial zerstört wird. 
2. Besteht bei dem vorgestellten Stück eine Analogie zu den bronzezeitlichen Sichelklingen, auf die mich P.Schleicher hingewiesen hat. Sichelklingen zeigen ebenfalls durch den Gebrauch den sogenannten Sichelglanz. Ein Beispiel zeigt die Skizze unten. 
Meiner Meinung nach ist das aber hier  womöglich aus zuschließen, da der Glanz nur auf den Ventralflächen der Abschläge fest zu stellen ist, wie sie bei der thermischen Behandlung entstehen. Läge hier Sichelglanz vor, läge dieser nicht in den Vertiefungen der Abschlagsnegative. Bei der Definition von neolithischen Dolchen geht man in der Regel von einer beidseitigen, flächigen Modifikation aus (mit Ausnahme der endneolithischen Spandolche.)

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