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Dienstag, 25. April 2017

639. Post. Lesefund aus dem Ascher Borgerhau

Ein ungewöhnlicher Kern von den Pingen des Neolithikums im heutigen Ascher Borgerhau.

Kerne, vor allem verworfene Kerne sind auf Hornsteinabbaustellen nichts Ungewöhnliches, sondern sind in Massen zu erwarten.

Der Mensch hielt sich  im Gegensatz zu den Siedlungen nur temporär auf den Abbaustellen/Bergwerken/ Pingen auf. Er grub an Ort und Stelle nach dem Rohmaterial, prüfte es auf seine Brauchbarkeit, hinterließ dort in erster Linie unbrauchbares Material und die Reste der groben Grundproduktion, denn zahlreiche Kerne im Borgerhau zeigen, dass nicht nur brauchbares Material in die umliegenden oder auch weiter weg liegenden Siedlungen gebracht, sondern auch vor Ort Klingen und Abschläge gefertigt wurden. Das weitgehende Fehlen von fertigen Werkzeugen ist anzunehmen, ebenso wie es nur wenige Nachweise von Werkzeuggebrauch geben dürfte, die nicht im Zusammenhang mit dem Abbau und der Herstellung von Werkzeugen standen.
Gebrauchte, verbrauchte und verworfene Werkzeuge sind eher ein Indiz für einen längeren Aufenthalt, wie er in Siedlungen anzunehmen ist. Im Pingenfeld stand das Rohmaterial im Fokus und nicht der Gebrauch der Zielabschläge und modifizierten Werkzeuge.

Neben den Bodenbildungsprozessen sind Verlagerungen des natürlich im Verwitterungslehm anstehenden Hornsteins vor allem ein Indiz für die Rohmaterialgewinnung und dem damit einhergehenden Umformungsprozess im Rahmen der Werkzeugherstellung. Spätere Verlagerungen sind im Borgerhau nun relativ selten, da dieses Gebiet wohl schon sehr lange forstwirtschaftlich genutzt worden war. Heute gelangen Funde einmal wegen der durch die forstwirtschaftliche Nutzung nur sehr gering entwickelten Deckschicht durch sehr oberflächliche Erdbewegungen an die Oberfläche, etwa durch Bioturbation, z.B. durch Mäuse, Wühlmäuse oder Maulwürfe, bzw. auch zum anderen durch die wenigen Eingriffe beim Pflanzen von Baumsetzlingen oder die Holzernte, die allerdings auch mit immer größeren Maschinen vorgenommen wird. 

Ein Kern aus dem tierischen Aushub eines größeren Mäusebaues. Markant ist, dass der Kern aussieht, wie frisch geschlagen und sehr scharfe Kanten aufweist. Ein Beleg, dass er nicht wie die Funde vom freien Feld mit Landmaschinen Bekanntschaft machen musste.

Derart unversehrte Kerne können sonst nur aus Grabungen geborgen werden und nicht von den intensiv bewirtschafteten Oberflächen.
Im Vordergrund die Schlagfläche, oben die helle Abbaufläche
mit den Klingennegativen


Lackglanz

 Oft findet man auf Siedlungen Kerne mit Sekundärfunktionen. Auch dieser Kern, den die Steinschmiede auf den Pingen zurückgelassen haben zeigt Spuren einer Sekundärverwendung, nachdem er als Klingenkern verworfen wurde. Die Grate der Klingennegative zeigen Lackglanz, eine durch Gebrauch entstandene Politur, wie sie sonst nur bei Sichelklingen und Erntemessern vorkommt. Zweifellos scheinen diese als einzige mit dem bloßen Auge identifizierbaren Gebrauchsspuren durch den Kontakt mit silikathaltigen Pflanzen entstanden zu sein. Man ging im "Bergwerk" offensichtlich auch anderen Tätigkeiten nach.

                  

 
Artefakte der Grundproduktion:
Angetestete, auf ihre Brauchbarkeit hin geprüfte Rohknollen.
Lesefunde.



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