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Mittwoch, 24. Oktober 2012

432. Ausdehnungen einer zunächst kleinen Fundstelle...

Über Jahre hielt sich eine relativ kleine Fundstelle bezüglich ihrer Ausdehnung im Wortsinne bedeckt.
Durch das Fehlen eines im Raum tätigen Ehrenamtlich Beauftragten wird es nun auch anderen Sammlern möglich, das Gebiet um schon erkannte Fundstellen zu begehen, ohne Zuständigkeitsbereiche zu tangieren.
Unter diesen Voraussetzungen gelange ich zu ähnlichen Ergebnissen, wie sie eine wissenschaftliche Forschungsgruppe um Lynn Fisher, Corina Knipper, Susan Harris, Rainer Schreg, et.al. in den vergangenen Jahren erkannte. Um zwei Fundpunkte mit sehr hohem Fundaufkommen, wovon einer als Schlagplatz mit zahlreichen Artefakten der Grundproduktion und der andere aufgrund des Fundspektrums meines Erachtens als Siedlung an gesprochen werden kann, streuen Artefakte über mehrere Hektar vor allem in nördlicher und östlicher Richtung gegen ein Tal und damit auf einen Abhang zu.
Noch ist die Ausdehnung des Areals nach Art der Fundstellen nicht differenziert. Eine geophysikalsiche Prospektion erbrachte keine spezifischen Erkenntnisse in Form von Gruben oder Hausgrundrissen. (Freundliche, mündliche Mitteilung C. Knipper)  Eine dichte Streuung von Hornsteinartefakten (Bohrer, Kratzer, Pfeilspitzen, Reibsteine...) und Keramik zeigt typisches Siedlungsinventar. Um dieses "Zentrum" streuen die Artefakte auf großen Flächen realtiv gleichmäßig, doch zeichnen sich weitere Bereiche mit höherer Fundfrequenz ab, die entweder in einem Siedlungs-Zusammenhang, oder als anderweitige Aktivitätszonen im Kontext der möglichen Siedlungsplätze stehen. Interessant ist, dass hier an verschiedenen Stellen meiner Ansicht nach von Hornsteinvorkommen aus gegangen werden könnte. (siehe auch Post http://lesefunde.blogspot.de/2012/08/402-fundstellendifferenzierung.html )
Das Material dass hier anstand ist vielleicht restlos aus gebeutet, zu welcher Zeit muss offen bleiben. Im anstehenden Lehm, der angeblich sehr dem Lehm aus der Lagerstätte Borgerhau gleicht, begegneten bei einer archäologischen Untersuchung (Testschnitte) möglicherweise verlagerte mittelpaläolithische Artefakte. Das überwiegend grobe, oft nur an getestete Material unterscheidet sich von sehr viel dichterem und feinkörnigem Rohmaterial, das wohl hauptsächlich von anderen Rohmaterialquellen stammt. Die Versorgungslage muss gut gewesen sein, das zeigen teilweise die verworfenen Kerntrümmer, oft mit einem Gewicht bis zu 1kg. 

Auf einem großen Flurstück in nördlicher Richtung der ursprünglich bekannten Fundstelle mit dichter Streuung liegen weit gestreut einzelne Artefakte der Grundproduktion, wie Klingenkerne und Abschläge. Bislang zeigte sich an modifizierte Stücken lediglich ein Kratzer,

Anders auf einem sehr großen Flurstück in östlicher Richtung der "Siedlung" und möglicherweise noch ein Teil von ihr. Artefakte von dieser Stelle werden bereits in Post Nr.428 vorgestellt. 

Noch weiter östlich, am Rande eines Flusstales zeigen sich erneut weitere modifizierte Artefakte, wovon einige Beispiele hier ein gestellt werden sollen.: alle Artefakte mit Geodaten, per GPS)
oben und unten: Kratzer aus feinem, hochwertigen Hornstein, 25mm Durchm.


oben und drei darunter folgende: alle vier Abbauflächen eines Restkernes, bzw. Lateralkanten eines trapezförmigen Grobgerätes. Die Grundform ist ein Abschlag, in einer weiteren Phase wurde er als Kern reduziert, tertiär  wurde der Kern unilateral durch weitere, unregelmäßige Retuschen  überprägt, die wohl  hauptsächlich durch Gebrauch entstanden sein dürften. Alle Retuschen gehen nach dorsal, die Ventralfläche zeigt sich ohne Retuschen oder Ausbrüche. 




Kratzer aus dunkelgrauem Hornstein

oben und unten: Pfeilspitze, bifazial gearbeitet


Grobgerät aus Bohnerzhornstein

Kernkantenklinge aus rötlichem Hornstein
Die Felder zeigen sicher auch deshalb unterschiedlich hohe Fundfrequenzen, weil die landwirtschaftlichen Eingriffe Unterschiede aufweisen. Auf dem einen Feld sorgte vielleicht Tiefpflügen für tiefer gehende Eingriffe und damit für mehr Artefakte auf der Oberfläche,  auf einem anderen könnte eine Wiese zu dieser Zeit die Stratigrafie geschont haben... Gut für den Schutz der Denkmale wird heute meist nur sehr oberflächlich gegrubbert, (auf Höfermahd beispielsweise diesen Herbst zwischen die noch stehenden Strünke der Maisstauden gesät) und weitgehend auf Bodenbearbeitung verzichtet.
Eine einmalige Aufnahme der Oberflächenfunde zeitigt in jedem Falle ein Zufallsergebnis, das zudem noch von der Witterung beeinflusst ist. Nach einem sehr trockenen Sommer liefert die Bodenbearbeitung fast gar keine Funde. Die Erde bleibt in groben Klumpen verbacken, daran ändert meist auch Dauerregen nichts mehr. ( im lehmigen Boden entstehen fast "ungebrannte Lehmziegel")
Nach mehreren Jahren und einer Reihe günstiger Verhältnisse erscheinen Fundstellen erst in einem annähernd authentischen Licht und zeichnen ein Bild, das auch die Stratigrafie der darunter liegenden Denkmale spiegelt. Vergleiche haben in der Vergangenheit ergeben, dass Oberflächenfunde einen sehr repräsentativen Ausschnitt des Gesamtinventars einer Fundstelle aufweisen können.
Grundbestandteil von Siedlungsinventaren und Abbaustellen: Kerne

Kerne, oben links mal in pink 

Wo Kerne ab gebaut wurden gibt es auch sie: Präparationsabschläge, Kernscheiben als Abfälle bei der Schlagflächenpräparation.


Ausgesplitterte Kanten finden sich häufig an Kernen, Kerntrümmern und Abschlägen, die eine Sekundärfunktion als Schlagstein bezeugen.


Restkern, sekundär verwendet als Schlagstein oder Meißel.
 0ben und unten verschiedene Ansichten eines Reibsteins/Mahlsteins. Fragmentiert und bestoßen, doch durch eine ebene, raue Reib/Mahlfläche erkennbar.
Reib- Mahl- und Schleifsteine sprechen für einen Siedlungskontext. 



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