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Dienstag, 10. Juli 2012

385.Post. Die Kerne der Siedlung "Grund", Morphologie.

Kein Sommerloch auf UMGEPFLÜGT.
Die Kerne vom neolithischen Siedlungsplatz "Grund" in Sonderbuch.


Die Häufigkeit / Fundfrequenz von sehr vielen Kernen in allen Stadien des Abbaus, von der Rohknolle bis zum völlig abgebauten "Restkern" hängt sicher auch maßgeblich von den Ressourcen, also der Verfügbarkeit des Rohmaterials ab. 
Entsprechend breitgefächert und reichhaltig fällt dann auch das Fundspektrum an Geräten/Werkzeugen aus, da der Siedler des Neolithikums es sich quasi "leisten konnte" sowohl Kerne als auch Geräte bei der geringsten Abweichung oder Verlusten der Funktionalität durch Gebrauch, zu verwerfen. Damit könnte auch ein erhöhtes Fundaufkommen spezifischer Werkzeuge- auf der Siedlung Grund sind dies insbesondere Bohrer- teilweise erklärt werden. Ein Bohrer, dessen Arbeitskante verrundet, ist in seiner Funktion nur noch eingeschränkt einsetzbar und wenn Rohmaterial zur Genüge vorliegt, kann er großzügig verworfen werden. Die schwäbische Tugend die besagt "Mit'em alta Zeug muss ma hausa"- (=gearbeitet wird erst mit den alten Sachen,  frei übersetzt: Man plagt sich lieber mit der alten Säge anstatt die neue im Schrank schon an zu tasten...), dürfte demnach hier noch keinen besonderen Nährboden gefunden haben.

Bei sogenannten "Restkernen" geht man der Definition nach davon aus, dass keine weiteren Ablösungen mehr möglich waren, weil eine Kluft die Bruchausdehnung beendet oder die Zielabschläge immer kürzer und letztlich zu kurz werden um zwei Beispiele zu nennen. Wann ein Kern ein "Restkern" ist, ist demnach relativ richtig. Die amorphen Kerne der Bandkeramik die stark auf der Sonderbucher Siedlung "Schlaghau" auftreten sprechen eher für eine schlechtere Versorgungslage, also begrenzte Ressourcen. Nach dem Ablösen von Klingenserien ( auch diese regelmäßigen Kerne liegen dort in geringerer Zahl vor) wurde der Kern opportun bis auf kleine Größen reduziert um ihn vollständig aus zu beuten. 

Die frühen Siedler auf den Flurstücken "Grund" mussten eine besonders gute Rohmaterialversorgung genossen haben, denn die Anzahl von Kernen die durch Absammlung geborgen werden konnte ist immens. Darunter fallen Kerne auf, die unter anderen Umständen durchaus als abbauwürdig gegolten haben müssten und in weiter entfernten Siedlungen und zu Zeiten schlechter Rohmaterialversorgung deswegen auch selten sind. Es gibt Sammler, denen es über viele Jahrzehnte nicht gelungen ist auch nur einen "typischen Kern wie aus dem Lehrbuch" zu finden. Die hohe Anzahl, besonders von regelmäßigen, konischen Klingenkernen resultiert aus den erschlossenen Ressourcen vor Ort, dem Vorkommen von Hornstein aus sekundärer Lagerung im Kalkverwitterungslehm des Borgerhau, eine Abbaustelle, an der spätestens im Neolithikum in offenen Pingen der Hornstein gewonnen wurde.  

Auf der Siedlung "Grund" konnte archäologisch die Zeit der Linienbandkeramik und Siedlungsstrukturen der daraus hervor gegangenen Kultur der Stichbandkeramik nach gewiesen werden. 


Grund: Regelmäßige, konische Klingenkerne mit Spitzem Fuß und einer Schlagfläche

Grund: konische Klingenkerne mit rundem Fuß und einer Schlagfläche. Alle haben einen Rücken mit Kortex.
unten Mitte: Sekundärfunktion als Klopfer (Schlagnarben) 

Grund: Bipolarer Klingenkern mit zwei gegenüberliegenden Schlagflächen. Kortexrücken. Wegen Angelbrüchen verworfen. 
Zur Metamorphose des Steins lesen Sie: bei Petra Kieselbach, Diss.2008)
http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2008/3290/pdf/Kieselbach.pdf
Dort finden sie eine Übersicht für die genaue Ansprache von Kerngrundfomen. Das Werk ist als pdf verfügbar.
Ab der Seite 137 (6.4.4 Kerne und 6.4.4.2 Kernmorphologie) können Sie gezielt zu greifen.

 Neben primären Kernen, die direkt aus der Rohknolle entstanden, gibt es auch sekundäre Kerne, wie der oben und unten ab gebildete Kern aus Abschlag. Manche Bearbeiter von Inventaren, so weist Strien 1984 darauf hin, nehmen sie als Grobgeräte auf.


oben die Ventralfläche des Abschlages, der sekundär als Schlagfläche für die weitere Reduktion diente.



Die Abbaufläche oder doch grobe Retuschen eines Gerätes?

oben und unten: ein Kern mit zwei Schlagflächen. Vor dem Verwerfen wurde die Schlagrichtung um  45 Grad gedreht.


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