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Dienstag, 22. Juni 2021

669. Post. Schließung der Sonderbucher Steige gefährdet das archäologische Erbe.

Folgt auf "Umgepflügt" ( erkannt ) nun ÜBERPLANT und ZERSTÖRT?

Foto: Prof. Dr. Rainer Schreg.



https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-den-erhalt-der-sonderbucher-steige-fuer-den-strassenverkehr-und-gegen-weitere-flaechenversiegel


Die Bodendenkmale um Sonderbuch werden in meinem blog ausführlich dargestellt und bekannt gemacht. Durch die derzeit geplanten, alternativen Streckenführungen zur Sonderbucher Steige sind nicht unerheblich viele, vor allem neolithische Siedlungsstellen betroffen. Außer den neolithischen Siedlungen würde bei einer Variante auch eine ausgedehnte Nekropole mit Großgrabhügeln tangiert. Abgesehen davon, dass der Erhalt der primären Quellen der Besiedlungsgeschichte unseres Raumes zu schützen und zu erhalten sind, steht es einer Stadt wie Blaubeuren, die Unesco - Welterbe als Aushängeschild benutzt, gut zu Gesicht, auch hier keine halben Sachen, keine Abstriche zu machen.

 Eine neue Streckenführung bedeutete hier nicht nur die Zerstörung der primären Quellen, also die Zerstörung dieses Erbes, auf das wir an anderer Stelle so stolz sind, sondern man muss in die öffentlich veranschlagten Kosten ehrlicher Weise auch die für vorangehenden archäologischen Untersuchungen (Ausgrabungen auf großen Teilen der Strecke im Vorfeld) in die Kalkulation einbeziehen. 

Hier ist die Zeit, die für diese Untersuchungen notwendig sein wird sicherlich genauso erheblich, in den Auswirkungen vielleicht noch erheblicher, wie die zu tragenden Kosten, wer immer sie letztlich trägt. Die Folgen verantworten wir alle, die wir das zulassen oder befürworten.

Die archäologischen Untersuchungen sind nur eine Fußnote bei den veranschlagten Kosten, die Zerstörung einer weitgehend intakten, vor allem neolithischen Fundlandschaft und ist in diesem Zusammenhang bisher den Planern und der Öffentlichkeit scheinbar entgangen. Der Kontext aus Siedlungen, Siedlungsdynamik und Rohstoffquellen ( anstehender Hornstein, also die kleinen "Bergwerke") ist noch nahezu ungestört und sollte möglichst geschützt werden. Was ist uns unser Erbe jenseits der Touristenströme wert? Zählt nur das Erbe, das mit großen Parkplätzen und mit Eintrittsgebühren erschlossen werden kann?

Wo einst, erstmals wohl vor 3500 Jahren die Häuser der ersten Bauern unseres Raumes standen, soll bald der Schwerlastverkehr rollen?


Nicht nur das Neolithikum, auch das Paläolithikum, die Hinterlassenschaften der Neandertaler und der kunstschaffenden, ersten modernen Menschen könnten in Gefahr sein. Sicher gefährdet ist  auch ein Flurstück mit Großgrabhügeln. 


Von einer Variante der neuen Streckenführung besonders betroffen wäre die stichbandkeramische Siedlung auf dem "Grund" beim Aussiedlerhof. Hier fanden bereits Sondagen statt, die letztlich das Ausmaß des betroffenen Geländes erkennen ließ. 





Es ist noch nicht lange her, da standen die steinzeitlichen Denkmale noch im Fokus der Forschung. Sorgen wir dafür, dass sie nicht großflächig in Gefahr geraten! Zeichnen Sie die Petition zum Erhalt der Steige! 


Übernehmen wir gemeinsam die Verantwortung für das Erbe der Menschheit. Es hat den größtmöglichen Schutz verdient. Es sind die frühesten Zeugnisse unseres menschlichen Seins, die wir nicht nur in Büchern und Museen, sondern im Original erhalten sollten. 


Umgepflügt...kommt jetzt Überplant und endgültig Zerstört?

Zeichnen auch Sie die Petition gegen die Zerstörung des archäologischen Erbes.  

https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/alb-donau/Sonderbuch-Steige-Blaubeuren-Verkehr-Petition-57574359.html?utm_medium=Social&utm_source=Facebook&fbclid=IwAR1uTQj4EzVRQOhuWS3YXbIai5yDKyrAPAtaV4Ae6tx0Hik_9AjMJZv7vTY#Echobox=1624207908



Impressionen der Ausgrabungen vom Grund 2007


Stichbandkeramik vom Sonderbucher Grund. 




Einzelfunde mit Geodaten...

...von den Oberflächen der betroffenen Flurstücke.

Einzeleinmessungen. Einzelfunde aus dem überplanten Bereich. Lesefunde von den Oberflächen.
Auch stark patinierte Stücke, die sich später oftmals als paläolithisch erwiesen, konnten aus dem überplanten Areal geborgen werden. Das liegt teilweise an einer Rohmaterial - Lagerstätte aus anstehendem Hornstein und das über viele Generationen ausgebeutet worden sein muss. 

https://deref-web.de/mail/client/PcL1thZMSuY/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Fblaubeuren9.klik.de%2Fris%2FV_20210616_084117_K%25207406%2520Blaubeuren%2520-%2520Sonderbuch%2520Sonderbucher%2520Steige%2520Information%2520z.pdf

Nach der Fundlegende, was den eingetragenen Bodendenkmalen entspricht, sind meiner Meinung nach mindestens folgende Flurstücke bei zwei favorisierten Varianten, die nahe an Sonderbuch vorbeiführen betroffen: Flurstücknummern: 258, 259, 261, 262,315, 331, 320, 381, 380, 379, 378, 1230, 1229, 1228, 1227, 1225, 1224, 1223, 1234, 1235. Eine dem Bau vorangehende Untersuchung ist somit aus meiner Sicht angezeigt, eine baubegleitende Beobachtung ohnehin, da weitere, bislang unerkannte Fundstellen nicht auszuschließen sind, so gibt es beispielsweise im Bereich Grund römische Münzfunde und im Einmündungsbereich in die Straßenverbindung zwischen Asch und Sonderbuch nach der Literatur auch einen keltischen Münzfund. Auf dieser West - Ost Achse verläuft auch eine römische Fernstraße, von der angenommen wird, dass sich das "Ulmer Sträßle" noch heute mit dem Verlauf in der östlichen Fortsetzung deckt. An der von Sonderbuch am weitesten vorbeiführenden in Asch mündenden Variante ist eine Nekropole bekannt, zu der auch die Grabhügel im Wasserbuch gehören. 

An welcher Stelle vor Sonderbuch auch immer die Einmündung erfolgen soll, können erkannte - und allein über Oberflächenfunde noch nicht erkannte Fundstellen betroffen sein. Da die Fluren erst durch die intensive Landwirtschaft und kolluviale, bodenbildende Prozesse das Gelände nivelliert haben, sind überall "Überraschungen" durch tiefere Eingriffe möglich. Nicht immer liegen die in Kolluvien verlagerten Funde auch dort, wo sie ursprünglich abgelegt wurden und nur in tieferen Schichten finden sie sich noch in situ. Beit der Grabung im "Grund" konnten stark und sicher überlagerte Siedlungsstrukturen gefunden werden, die nicht durch besonders auffällig viele Oberflächenfunde angezeigt wurden. Eine archäologische Untersuchung bzw. Beobachtung müsste wohl deshalb den gesamten Streckenverlauf ganz flächig und ausnahmslos einbeziehen. 

Auch das Lesefundaufkommen in der betroffenen Feldflur bricht nicht ab. Mittelneolithische Pfeilspitze mit konkaver Basis vom Juni 2021. Es werden jedoch nur noch gezielt Einzelfunde eingemessen und aufgenommen, in der Regel nur  modifizierte Artefakte wie diese Pfeilspitze und essentielle Stücke, wie z.B. eindeutig paläolithische Artefakte. 

Siehe auch: 

https://deref-web.de/mail/client/LLZeW1oYVNs/dereferrer/?redirectUrl=https%3A%2F%2Farchaeologik.blogspot.com%2F2021%2F06%2Feine-marode-albsteige.html

auf Archaeologik, das Wissenchaftsblog des Jahres 2015, von Prof. Dr. Rainer Schreg.
Professor Claus Joachim Kind und Professor Lynn Fisher bei der Grabung im Sonderbucher "Grund".


Zur Straßenplanung und dem dazu notwendigen Verfahren siehe auch:
 https://rp.baden-wuerttemberg.de/rps/abt4/ref44/   
im Netz: beim zuständigen Referat 44 in BW.

Das "Blaumännle" beleuchtet die denkmalpflegerischen Belange erstmals am 02.07.2021

Auf der Kuppe schneidet jetzt schon der im übrigen hochfrequentierte Feldweg einen Großgrabhügel, der bei Neuplanung ganz abgeht.

Die öffentlich bekannt gemachten Planungsvarianten. 

Die Südwest-Presse beleuchtet die denkmalpflegerischen  Belange erstmals am 02.07.2021





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