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Freitag, 11. April 2014

503. Post. Durchbohrtes Gerät aus Felsgestein (vermutlich eine Axt bzw. ein Breitkeil) ...

oder die Jagd nach dem "grünen Gestein"...

Auf einem völlig neuen Fundplatz gab der staubige Acker heute ein Gerät aus Felsgestein frei...

(siehe auch: http://www.steinzeitwissen.de/durchlochte-felssteingerate...)

Unweit einer 2005 entdeckten Siedlungsstelle lag das Fragment auf einem ansonsten Fund freien Acker und die Entwicklung dort bleibt ab zu warten. Eventuell handelt es sich nur um einen einzelnen "Verlustfund" aus der Peripherie der schon bekannten Siedlung. Da die Oberflächen frisch bestellt und äußerst trocken sind, ist es durchaus noch möglich, dass sich dazu noch Silices einstellen. 
Eine der vollständig erhaltenen Oberflächen, die leicht in der Längsachse an einer Kante facettiert ist. 
Die Siedlungsstrukturen um die Hornsteinabbaustelle Borgerhau sind nicht hinreichend erforscht. Sie geben sich auf den Oberflächen durch unvergängliche Materialien zu erkennen. Dort, wo sich vor allem die Hornsteinfragmente aus der Geräteproduktion häufen, sind zentrale Aktivitätszonen, respektive Siedlungen an zu nehmen. Um den Borgerhau gibt es einen sehr weiten, mal dichteren, mal weniger dichten Verflechtungsraum von Ansiedlungen, oft mit wenig Nichtsiedelgebiet zwischen Fundpunkten mit sehr dichter Fundstreuung. Vielleicht bot das lokale Hornsteinvorkommen einen entsprechenden Gunstfaktor, dass hier eine so reiche, dichte und über lange Zeit und Kulturstufen hinweg, also dauerhafte Besiedlung erfolgte. Auch kann wohl von einer gewichtigen Bedeutung des Rohstoffvorkommens im Umland aus gegangen werden. Auch um die Kernsiedlungen gab es Aktivitäten wie Rodung, Feldbestellung usw. die in einen Bezug der nahen Siedlungsstellen zu bringen sind. Während der Jungsteinzeit nicht begangene Flächen dürfte es aufgrund der sehr zahlreichen Siedlungsstellen kaum gegeben haben. Somit ist jeder Acker potentielles Fundgebiet und wird auch ohne Auffälligkeiten immer wieder erneut begangen, wenn es die Verhältntisse erlauben.  Hier gilt in ähnlicher Weise, was für die heutigen Ansiedlungen gilt. Auch um die alten Dörfer mehren sich die Funde- meist Abfall oder Verluste wie Münzen- oder der sogenannte Scherbenschleier. Hier sind aus neolithischer Zeit Verluste von Sicheln, Sichelklingen, Pfeilspitzen und eben auch Beile, Äxte und Dechsel, vor allem wenn sie vor Ort unbrauchbar wurden, denkbar. Sollten keine weiteren Fundbelege an dieser Stelle mehr auftreten, ist es wohl auch mit dieser "Axt" (bzw. diesem Breitkeil)  so.

Bruchbild


Akinolith- Hornblendschiefer- (Amphibolith) 


Das neue Fragment - rechts- im Vergleich zu einem schmalhohen, seitlich durchbohrten Dechsel aus Erbach Ringingen. Der Querschnitt des Neufundes spricht für eine Axt oder einen Breitkeil, nicht für einen Dechsel. 


Der gewaschene, glänzende "Grünstein"...


Die konische Hohlbohrung. Bei dieser Bohrtechnik blieb ein Kern als Abfall zurück

Situation der Auffindung

Oberflächenfund bei absoluter Trockenheit

Ohne Bohrung wäre das Stück vielleicht nicht erkannt worden...

vor der Reinigung
 Bei der Wahl des Akinolith- Hornblendschiefers zeigt sich eine Entscheidung für einen Rohstoff mit sehr hoher Zähigkeit, was an seinem Gefüge liegt.  Die Gebiete, in denen er vorkommt (Provenienz) sind sehr weit entfernt. Die Eigenschaften des Rohmaterials machen es während der Bandkeramik, der Stichbandkeramik und der Rössener Kultur nahezu konkurrenzlos. Das Material weist große Diversität auf, was die Bestimmung des Herkunftsortes nicht einfach macht. Auch die schlechteren Qualitäten fanden reichlich Verwendung. 
Rekonstruktionsversuch. So kann, muss es aber nicht aus gesehen haben.
Zur Problematik der Repräsentaitivität von Sammlerfunden hat Ch. Schad ( Besielungsgeschichte der Bandkeramik in der Mörlener Bucht/Wetterau.BBM) aufschlussreiche Beobachtungen mit geteilt. Bei einem Vergleich mit akribischen, wissenschaftlich orientierten Aufsammlungen zeigten sich im Vergleich mit den Sammlungen von Hobbyarchäologen bemerkenswerte Unterschiede. Einer davon resultiert aus dem Interesse von Hobbyarchäologen auf Hauptfundstreuungen von Fundstellen, im Falle von etwa bandkeramischen Siedlungen die ehemals mit Häusern bebauten Flächen, wobei sich die Hobbyforscher weniger für die wichtigen Streufunde zu interessieren scheinen, die das wirtschaftliche Umfeld kennzeichnen. In Sonderbuch soll das anders sein. Streufunde wie dieser vor gestellte sind wichtig, ebenso die, die eher von Hobbysammlern als unattraktive Fundstücke liegen gelassen werden. Oft sind in solchen selektiven Absammlungen aussagekräftige, aber wichtige Fundbelege wie unverzierte Scherben, Brandlehm oder Mahlsteinfragmente unterrepräsentiert. Wenn es Ziel sein soll, alle erkennbaren und einer Zeit zuzuordnenden, auch kleinteilige Fragmente und Rohstoffe unabhängig von ihrer Erhaltung und ihrem Bearbeitunszustand auf zu lesen, wird sicher klar was es bedeutet, diese auch noch konsequent ein zu messen.  

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