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Montag, 19. August 2013

472. Post. Der erste Sonderbucher war ein Neandertaler

Wenn wir "Steinzeit" sagen, entdecken und verstehen wollen, muss uns bewusst sein, dass wir damit pauschal einen Zeitraum von 3 Millionen Jahren fassen.

Wenn die Gegend um Sonderbuch, die Blaubeurer Alb, "schon in der Steinzeit von Menschen auf gesucht wurde", wie man das öfter liest, dann meinen wir den ebenso pauschalen Zeitraum von drei Millionen Jahren, in denen der Mensch bedeutende Schritte auf dem Weg zur Kultur und Zivilisation genommen hat. Vor ca. 2,6 Millionen Jahren entstanden die ersten bekannten Steinwerkzeuge. 

Dabei können wir das für die Blaubeurer Alb sehr viel genauer sagen. Es stellt sich nämlich "die Steinzeit" über einen unvorstellbar langen Zeitraum räumlich und kulturell unter sehr verschiedenen klimatischen Bedingungen von den ersten Werkzeugen und Waffen, bei der Nutzung des Feuers, den ersten Häusern oder Schaffung der ersten Kunstwerke völlig anders dar. Und wenn wir versuchen, sie allein durch die lithischen Zeugnisse- über die Namen gebenden Steine - zu erfassen, muss klar sein, dass das Fenster das sich jeweils öffnet nur ein sehr kleines sein kann. Steinzeit ist die Zeit, in der die Metalle und ihre Nutzung noch nicht entdeckt waren und der Werkstoff Stein scheinbar dominiert, weil die damit bearbeiteten Werkstoffe vergangen sind. 

Erste Zeugnisse der Menschheitsentwicklung in Europa stammen aus der Altseinzeit, dem Paläolithikum. Es ist die Zeit des Homo Heidelbergensis, des europäischen Homo erectus. Dieser hat als erster Afrika vor 1,5 Millionen Jahren verlassen und wanderte hier ein. Die Beherrschung des Feuers bildete dabei die wichtigste Grundlage für das Überleben in dem damals herrschenden rauen Klima einer Eiszeit. 
Afrikanischer Faustkeil, Paläolithikum, Homo erectus.
(Replik aus Afrika)

Aus den Einwanderern Afrikas entwickelte sich in der Zeit von 300 000 bis etwa 38 000 Jahren eine Bevölkerungsgruppe, die wir nach ihrem ersten Fundort Neandertaler nennen. Wenn man so will, war das der europäische Versuch einen modernen Menschen zu entwickeln, der in einer Sackgasse endete, den damals herrschenden klimatischen Bedingungen aber hoch angepasst begegnete.
Anders als der altpaläolithische Homo erectus trotzte der anpassend sich entwickelnde Neandertaler als erster dauerhaft dem Wetter und konnte sehr kalte Klimaphasen überleben. Neben dem schon von Homo erectus entwickelten Faustkeil, hatte der Neandertaler auch sein Gerätespektrum den Lebensbedingungen an gepasst, es erweitert, verbesserte die Abschlagtechnik und perfektionierte die Herstellung seiner Werkzeuge. Das Mittelpaläolithikum kann so recht gut von späteren Werkzeugindustrien unterschieden werden. 
"Neanderl" fand auch den Weg nach Blaubeuren und in Sonderbuch treten aus dieser Zeit erstmals Werkzeuge auf, die der Neandertaler auf den alten eiszeitlichen Flächen zurückließ. Die Funde wurden in älteren Posts bereits vor gestellt. Sie sind, noch nicht näher bestimmt- also mindestens 38 000 Jahre alt. Diese ersten, mittelpaläolithischen Oberflächenfunde, die zuerst auf Wippinger, dann Ascher und zuletzt Sonderbucher Markung gemacht werden konnten, weckten auch zurecht das Interesse der Universität Tübingen.
Faustkeilblatt (?) von der Markung Sonderbuch im Zusammenhang mit Umzeichnungen von mittelpaläolithischen Funden der Großen Grotte, von E. Wagner.

Das gehörte nach heutigen Gemarkungsgrenzen dem "ersten Sonderbucher"...
Eine der "Neuheiten des Mittelpaläolithikums" sind geschäftete Geräte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Werkzeuge in der Hand geführt und man kann noch heute bei den alten Geräten die ausgezeichnete Haptik nach empfinden. Die jetzt immer kleinformatigeren Geräte bekommen jetzt Handhaben aus Holz und sie ersetzen langsam aber sicher die bisherigen, immer weiter verfeinerten Faustkeile. Auch die Rohmaterialien stammen nun aus größeren Schweifgebieten der Jäger. Besonders die nahe gelegene Große Grotte, die einen idealen Ausblick auf das Jagdbgebiet geboten haben muss, wurde über längere Zeiträume auf gesucht. Sie ist von Sonderbuch aus von der Hochfläche der Blaubeurer Alb von der ebenfalls nun Funde nach gewiesen sind über einen Bergsporn in wenigen Minuten zu erreichen, ohne das Tal betreten zu müssen. Die Funde der Hochfläche mit denen der Großen Grotte zu vergleichen ist nahe liegend. Diese Funde datieren "im großen und Ganzen in das übliche Albhöhlen-Mousterien (Zit.+ E:Wagner, Diss.), dem La Quina nahe." Die nächstgelegenen mittelpaläolithischen Fundpunkte sind die Sirgensteinhöhle im Achtal, der Hohle Fels und der Kogelstein in Schmiechen. In den mittelpaläolithischen Schichten des Hohle Fels dominiert der Hornstein als Rohmaterial deutlich. 
Das nachfolgende Jungpaläolithikum bzw. die Folgekulturen werden geprägt von einer zweiten Einwanderungswelle, diesmal des modernen Menschen, Homo sapiens sapiens aus Afrika. Diesen Zeitraum prägten grob ebenfalls zwei Kältephasen. Sie Einwanderung fällt in die Kaltphase der süddeutschen Würm-Eiszeit, die vor 37000 Jahren ihren Anfang nahm. Sie beginnt mit der Kulturstufe des Aurignacien. Im Verlaufe der Forschungsgeschichte hat man diesen Menschen verschiedene Namen gegeben. Neben Homo sapiens sapiens ist auch noch die Bezeichnug Cro Magnon-Mensch gebräuchlich. In Baden-Württemberg konzentrieren sich die bewohnten Höhlen und Höhlenvorplätze im Wesentliche auf drei Täler von Flüssen, die allesamt in die Donau münden:Lonetal,(Stadel, Hohlenstein/Bärenhöhle,Vogelherd) Aachtal (Hohle Fels, Brillenhöhle, Geißenkösterle, Sirgenstein)  und das Tal der Lauchert (Göpfelstein,Nikolaushöhle und Schafstall). Die lithischen Hinterlassenschaften sind bislang auf den Flächen um Sonderbuch noch nicht nach gewiesen. Der eingewanderte Homo sapiens  löst allmählich die Zeit des Neandertalers ab und setzt sich trotz erneuten Klimaschwankungen dauerhaft als Bewohner Mitteleuropas durch. Er muss auch zeitweise zeitgleich mit den Neandertalern gelebt haben, jedoch fand sich bisher keine Fundstelle, die das auch belegt. Sapiens hinterließ die ersten Zeugnisse seiner Geräteherstellung vor allem in den Höhlen und auf den wenig erforschten Höhlenvorplätzen. Hier wartet mit den Hochflächen der Alb sicher ein hoffnungsvolles Forschungsdesiderat auf künftige Archäologen. Der Nachweis dürfte eine Frage der Zeit sein, da die alten Oberflächen teilweise noch ungestört erhalten geblieben sein dürften. Vielleicht sind auch unerkannte Nachweise längst gefunden? Auch bei zahlreichen kleineren Rohmaterialvorkommen der Alb stellt sich die Frage, ab wann sie wohl erkannt und aus gebeutet worden waren. Es besteht aus verschiedenen, auch klimatischen Gründen kein Zweifel, dass die Alb von paläolithischen Jägern stark begangen war. Nicht alle rückenretuschierten Klingen oder Kerne der Oberflächen müssen, weil in neolithischem Kontext gefunden auch neolithisch sein. Spätere Techniken fußen weitgehend auf den älteren oder setzen Traditionen fort. Zu sicheren Erkenntnissen gehören auch geschlossene Befunde. Oberflächenfunde alleine sind zu einem sicheren Nachweis wenig zielführend. Dass die Aurignac-Leute überwiegend im Freiland in Zelten oder Hütten wohnten gilt als sicher. Die Funde an und in den Höhlen sprechen allesamt für ausschließlichen Aufenthalt zwischen Frühjahr und Herbst. Eine große Freilandstelle wurde von Joachim Hahn zum Vergleich im Kreis Euskirchen gegraben, während der Nachweis hier fehlt.

so frappierend sind die Unterschiede nicht: Kern vom Ascher Reutenhäule, undatiert, Einzelfund/ eingemessen,-mit fazettierter Schlagfläche auf dem Hintergrund von Umzeichnungen des Paläolithikums der Brillenhöhle, Schicht IV (Gustav Riek) . beides Jurahornstein, der sich durch beste Spaltbarkeit auszeichnet. Die Gewinnung der Klingen erfolgte identisch. Das Aurignacien bringt die älteste Klingenindustrie der jüngeren Altsteinzeit hervor.
(Edit: 29.12.2015. Die ersten Nachweise paläolithischer Artefakte scheint geglückt.)


Um 9500 vor Christus begann die Nacheiszeit, das Mesolithikum, bzw. die Mittelsteinzeit. (Beginn in allen Teilen Deutschlands etwa 8000 v.Chr.) wieder findet also ein einschneidender Klimawandel statt, (Holozän, Nacheiszeit) der die kulturellen Veränderungen mit bestimmt. In kürzester Zeit wurde es wärmer und feuchter. Die Temperaturen stiegen im Jahresmittel um bis zu 6 Grad Celsius innerhalb weniger Jahre. Die Folgen waren eine Veränderung der Vegetation und damit auch der Tierwelt. Kultur und Jagdtechniken mussten sich gezwungener maßen ändern. Der Mensch leistete wieder enorme Anpassungsarbeit. Die großen Tierherden der eiszeitlichen Steppen verschwanden und wanderten nach Norden ab, die Hauptnahrungsquellen versiegten. Viele der Jäger zogen den Herden hinterher, den Verbliebenen blieb nur das radikale Umdenken und die Anpassung an die sich wandelnden Verhältnisse.
Aber nicht nur die gewohnte Nahrung wurde knapp. Die großflächig einsetzende Bewaldung hatte zur Folge, dass die Rohmaterialquellen (Feuerstein, Hornstein) zuwuchsen. Nicht zuletzt auch deshalb reagierte der Mensch auf die Verknappung des Rohstoffes mit einer Verkleinerung der Steingeräte. Das Rohmaterial wurde vollständig aus gebeutet, alte Werkzeuge um genutzt und weiter verwendet. Die Werkzeuge des Mesolithikums gehen größtenteils auf das voraus gegangene Jungpaläolithikum zurück, zeigen aber einen deutlichen Trend zu kleinen Formen. Die sogenannten Mikrolithen wurden aneinander gereiht in Holzschäfte ein gesetzt. Sie fehlen im Gerätespektrum der Sonderbucher Fluren bislang vollständig oder wurden nicht erkannt. Die wenigen Stücke dazu sind zweifelhaft, aber vielfach nach gewiesen ist die Rotfärbung des Hornsteins und entsprechende Kerne, von denen in dieser Zeit Geräte geschlagen wurden. Die Färbung und ein damit verbundener Glanz sind eindeutiger Beweis für das intentionelle Erhitzen des Rohmaterials, dem Tempern, für eine Verbesserung der Schlageigenschaften im Frühmesolithikum, hier Beuronien genannt. Die typischen Kerne, die auf den Ventralen starke Glanzpartien aufweisen sind auf den Feldern häufig zu finden, während die Leitformen der Kultur fehlen. Die Geräte des Mesolithikums waren wie in allen anderen Epochen sehr speziell auf die herrschenden Jagdmethoden und des Fischfangs, also die jeweilige Beute aus gerichtet. Der nächstgelegene sichere Fundpunkt ist z.B. das Helga Abri am Hohle Fels. Die Bezeichnung Beuronien geht auf den Ort Beuron im Donautal zurück, den Taute prägt. Mit ihm sind die Jägerhaushöhle, der Zigeunerfels (Unterschmeien) und die Schuntershöhle im nahen Allmendingen verknüpft. (Beuronien A) aber auch die Höhle Fohlenhaus bei Langenau hier im Alb-Donau-Kreis (Beuronien B, Fohlenhaus auch C) sowie das Felsdach Inzighofen bei Sigmaringen. Skelettreste der damaligen Menschen gibt es nur wenige. Sie kommen beispielsweise aus der Falkensteinhöhle im Kreis Sigmaringen und ein unsicher datierter Fund, ein menschlicher Schädel samt Unterkiefer aus Blaubeuren- Altental. Er gehörte zu einem Skelett das 1949 beim Anlegen eines Parkplatzes beim Schotterwerk von E.Merkle an einem Felsen im Blautal gefunden wurde. Eduard Merkle, der Besitzer des Schotterwerks barg von 1949 bis 1951 die Reste. Schädel und Kiefer befinden sich wohl noch im Ulmer Museum, während die übrigen Knochen, Stein- und Knochenwerkzeuge als verschollen gelten. Da für Standorte längeren Aufenthaltes Felsdächer (Abris) und Höhlen bevorzugt wurden und Aufenthalte unter freiem Himmel in Zelten bevorzugt an Kuppen oder vorspringenden Erhebungen im Gelände in der Nähe von Quellen, Bächen und Flüssen ausgewählt wurden, bestanden diese Gunstfaktoren hier auf der Blaubeurer Alb wohl nicht. Dagegen wurden am Federsee im offenen Gelände über hundert Fundstellen erkannt.
Getemperte Kerne bzw. Material wurde schon in zahlreichen älteren Posts vor gestellt, hier im Vordergrund Kleingeräte mit Mesolithikumverdacht.


mit der Jungsteinzeit ändern sich dann die Lebensweisen auf der Blaubeurer Alb wieder einmal drastisch...

Der Mensch wendete sich von reinem Sammeln und Jagen ab und begann mit Ackerbau und Viehzucht. Die aneignende Wirtschaftsweise wurde von der produzierenden langsam abgelöst. Der Mensch greift jetzt in die Natur ein und verändert sie. Er sät aus, anstatt zu sammeln und hält Haustiere, anstatt ausschließlich zu jagen. Diese Umbruchphase fand in Mitteleuropa im 6. Jahrhundert vor Christus statt und die Hauptmasse der immer noch in die Steinzeit datierenden Funde rund um Sonderbuch stammt aus dieser Zeit, beginnend mit den ersten festen Siedlungen der Linienbandkeramik (5500 vor Christus
Die Bevölkerungszahl des Mesolithikums war relativ hoch, die eingewanderten Bauern nur wenige, so dass sich deren DNS-Typ heute kaum noch nachweisen lässt. Die heutigen Europäer stammen von der Bevölkerung des Mesolithikums ab und es kamen mit den Neuerungen die die Jungsteinzeit prägen eigentlich mehr Ideen als Menschen ins Land. Jens Lüning bezeichnet die Träger dieser neuen Kultur zutreffend als "Entwicklungshelfer".
Bohrer von Linienbandkeramischen Fundstellen in und um Sonderbuch
Umzeichnung für eine Fundmeldung für die Denkmalpflege.

Die nun weitestgehend sesshafte Lebensweise führte zu einem raschen Bevölkerungsanstieg. Bei den ersten, festen Häusern, wie sie etwa auf dem Sonderbucher Schlaghau nachgewiesen sind, handelt es sich um bis zu 50 Meter lange und bis zu 10 Meter breite Holzbauten, in denen aber vielfach nach gewiesen nur wenige Menschen (angenommen werden Familien) wohnten. Die Viehhaltung innerhalb der Gebäude, wie sie aufgrund der Hausgrößen lange Zeit angenommen wurde, kann aufgrund negativer Phosphatuntersuchungen innerhalb der Hausgrundrisse aus geschlossen werden.
Die Wände bestanden aus Pfosten und Flechtwerk, das mit Lehm verstrichen war. Diese Art von Wandkonstruktion wird eine lange Tradition behalten. 
Als die ersten Bauern um 5500 v. Chr. sich vor den heutigen Sonderbuch nieder ließen, hat der Mensch die Gegend aber schon mindestens 35 000 Jahre lang zu Jagdzwecken auf gesucht und wohl auch seine mobilen Behausungen hier auf geschlagen. Seit den ersten Bauern sind 7500 Jahre vergangen und die Welt steht erneut inmitten eines globalen Klimawandels, den der Mensch selbst- ohne den notwendigen Einklang mit der Natur und ihren Gesetzen selbst verschuldet hat.

Ab der linienbandkeramischen, also einer frühneolithischen Kultur erfolgte die Besiedlung auf der Baubeurer Alb kontinuierlich, ohne erkennbare Unterbrechungen weiter und findet zunächst in der Nachfolgekultur der Stichbandkeramik im Mittelneolithikum seine Fortsetzung. Sie konnte auf der Flur Grund in Sonderbuch archäologisch erfasst werden. (Stichbandkeramik etwa von 4900 bis 4500 v.Chr.)
Die einheitlich und mitteleuropaweit verbreitete Kultur der Bandkeramik (auch LBK) hat nirgendwo eine ähnliche Nachfolgekultuer mit ähnlichem Anspruch zur Folge. der kulturelle Zusammenhalt der bandkeramischen Zeit zerbrach nach ca. 500 Jahren und an ihre Stelle traten kleinräumig verbreitete Kulturen und zum Ende des Mittelneolithikums nimmt dieses Entwicklung noch zu. Mit den endneolithischen Kulturen und Kleingruppen wirkt die auch in Sonderbuch vorkommende Stichbandkeramische Kultur, wie auch anderswo Rössen noch großräumig verbreitet. Erst das dritte Jahrtausend sollte mit den beiden Kulturen Schnurkeramik und Glockenbecher wieder eine kulturelle Einheit bilden. 
Namens gebende Stichbandkeramik aus Sonderbuch

An anderen Stellen konnte belegt werden, dass die Kulturen des Mittelneolithikums ( Rössen...) die Siedlungsflächen der Bandkeramiker gemieden haben und so auch in den intakten Befunden keine Vermischungen nach zu weisen sind.- aus welchen Gründen auch immer. Auf dem Siedlungsgebiet der Aldenhovener Platte (Bayern) konnte Jens Lüning einen vollständigen Bruch zwischen Bandkeramik und Rössen nachweisen. Die alten Siedlungsplätze wurden auf gegeben und regelrecht gemieden. Die meisten Rössener Ansiedlungen wurden ohne Vorläufer neu gegründet. Die neue- politische- Lage äußert sich vor allem in verändertem, kollektivem Stilempfinden und die Keramik wird zu einem wichtigen Indiz nach dem sich Funde kulturell, regional und zeitlich einordnen lassen. teilweise gingen mit diesem Bruch im Mittelneolithikum auch die Kenntnisse über Rohmaterialvorkommen wohl deswegen verloren, weil keine Kontakte bestanden.
Zeitgleich der Stichbandkeramiker, die sich aus der Bevölkerung der Linienbandkeramik heraus entwickelt haben muss ( es sind keine Einwanderer) gab es auch das Erscheinen der Oberlauterbachgruppe und der Hinkelsteingruppe. Alle waren wie ihre Vorgänger Ackerbauern und Viehzüchter. 
Bei aller Veränderung führten die Menschen des Mittelneolithikums auch in Sonderbuch vor allem die Langhaustradition weiter, modifizierten aber die Bauweise. Anders als auf der Aldenhovener Platte kommen auf den zahlreichen Siedlungsplätzen hier sowohl bandkeramische, als auch mittelneolithische Komponenten vor. Anderswo sind die Kulturen durch Vorlieben für bestimmte Rohmaterialien schnell zu erkennen, während der ortsnah gewonnene Hornstein hier über alle Kulturstufen hinweg dominiert. Zeitverschiedene Komponenten auf einer Siedlung können nicht allein durch spätere Bodeneingriffe und geologische Vorgänge erklärt werden und deshalb scheinen die Abfolgen hier anders vonstatten gegangen zu sein. Es gibt nur wenige archäologisch untersuchte Fundstellen, wo dies auch im Befund nach gewiesen wurde. Die Oberflächenfunde alleine lassen sich zeitlich nicht alle sicher abgrenzen, eigentlich die wenigsten. Die Vorgänge bzw. Siedlungsdynamik und ihre zeitlichen Abfolgen zu präzisieren wird deshalb sicher nicht das Ergebnis von Oberflächenbegehungen sein können, liefert aber wichtige Anhaltspunkte und sichert vor allem jedes einzelne aufgenommene Artefakt vor der sicheren Zerstörung und dem völligen Verlust. Damit möglichst viele Funde einer Auswertung zu geführt werden können, so sich denn jemals ein Forscher dafür interessieren sollte...werden die auf genommenen Artefakte mittlerweile mittels GPS, einem Satelliten gestützten System ein gemessen. Im Vergleich zu den älteren Absammlungen werden damit nur noch unter 5% aller Artefakte sicher gestellt. Von Seiten der Archäologie wird dem Schaffen von verwertbaren Datensätzen eine hohe Priorität eingeräumt, die vor der Rettung aller Artefakte Vorrang erhält. Die meisten Artefakte, die der Pflug an die Oberfläche befördert bleiben ohne Fundeinmessung mittlerweile an Ort und Stelle liegen.
Jedes Bodendenkmal ist einzigartig und jedes Steinchen im Mosaik der Geschichte ist wichtig, jeder Neufund kann dieses Bild vervollständigen, jede Zerstörung fehlt unwiederbringlich im Gesamtbild.

Die Oberflächenbegehungen werden wie schon mehrfach erwähnt also modifiziert weiter fort gesetzt und liefern zwar eingeschränkte, aber wichtige Erkenntnisse. Weitere Neufundstellen sind im Laufe des Jahres zu verzeichnen und wurden gemeldet. Die Fundstellen unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Fundfrequenz ( liegt dort viel oder wenig) und der Zusammensetzung. Während manche Fundstellen sich nur als sporadisch begangen zeigen, liefern andere im Laufe der Zeit ein klar zu definierendes Spektrum von Siedlungsinventar. Auf spärlichen Rohmaterialvorkommen ließen die Altvorderen nur wenige Trümmer der Grundproduktion zurück, auf Siedlungen finden sich neben Rohmaterial die Artefakte der Grundproduktion, modifizierte Geräte (Werkzeuge und Waffen), Keramik und Geräte aus geschliffenem Felsgestein (Dechsel und Äxte). Während die wenigen mittelpaläolithischen Werkzeuge von nur kurzem Aufenthalt der Neandertaler zeugen, verdichten sich die Funde auf Siedlungen der neolithischen Bauern als Zeugnisse längerfristiger Sesshaftigkeit. Naturgemäß erhöht sich die Fundfrequenz mit der Siedlungsdauer, während dünne Streuungen vom Gegenteil zeugen können, lässt man spätere Bodeneingriffe und geologische Prozesse außer acht.
Besonders in der Endphase des Neolithikums, einer Zeit äußerster Differenzierung kommt jeder einzelnen Fundstelle wegen ihrer Einzigartigkeit große Bedeutung zu. Es gibt Anzeichen, dass die Michelsberger Kultur eine Rolle gespielt haben könnte. Die Entwicklung wird in der Endzeit sehr komplex und ist inzwischen auch auf der Blaubeurer Alb nach gewiesen (Dolche, Pfeilspitzen...) Es scheint so, als ob auch eine Siedlung aus dieser Zeit mittlerweile nach zu weisen ist. Bei Asch dominieren mittlerweile die eindeutig jungneolithischen Artefakte, vor allem vertreten durch Pfeilspitzen. Resümierend kann gesagt werden, dass um Sonderbuch kleinräumig vergleichende Untersuchungen möglich sind die einen sehr langen Zeitraum der Steinzeit fassen. eine archäologische Sondage hat auch auf der jungneolithischen Verdachtsfläche statt gefunden, daneben auf einer bandkeramischen Siedlung und einer stichbandkeramischen, eine weitere Grabung fand direkt auf den Pingen des Borgerhau statt und ausschnitthaft ist damit der Zeitraum der Steinzeit schon systematisch erfasst, zumal der Zufall auch verlagerte mittelpaläolithische und mesolithische Funde zeitigte.
Jungneolithische Pfeilspitzen aus Asch
Mit dem Ende der Steinzeit ist die Besiedelungsgeschichte von Sonderbuch und Umgebung natürlich noch nicht beendet, denn auch die folgenden Metallzeiten sind großteils auf engstem Raum vertreten...
Miniaturaxt, wohl aus bronzezeitlichem Kontext 
Bronzepfeilspitze 
...doch das ist ein anderes Kapitel

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