Erste Rückenmesser sind Erscheinungen des Aurignacien, wenn man von den unvergleichbaren Messern mit Rücken des Mittelpaläolithikums einmal absieht.
Im mittleren Jungpaläolithikum treten sie am häufigsten auf und erfahren im Magdalenien den Höhepunkt an Häufigkeit des Auftretens. Die serielle Herstellung in Kerbbruchtechnik gibt einen Hinweis und damit eine relaltiv sicheren Datierungshinweis wenn der gesamte Technokomplex vorliegt. Neben den retuschierten Klingenteilen müssen dann auch Kerbbruchreste vorliegen.
Schon die Größe von rückenretuschierten Klingen macht deutlich, dass sie kaum ohne Schäftung in Gebrauch gewesen sein können und über die Art und Weise der Schäftung gibt es mehrere gesicherte Hinweise. So wurden z.B. in der berühmten Bilderhöhle von Lascaux Rückenmesser und kantenretuschierte Lamellen gefunden, der noch Reste der Klebemasse anhafteten, mit denen die Klingen bzw. Klingenteile an organischen Schäften befestigt waren.
Die große zeitliche und räumliche Verbreitung zeigt nach dem Höhepunkt im Magdalenien im Endpaläolithikum bereits einen Rückgang, sie erscheinen aber auch noch im Mesolithikum (mikrolithisch) und treten auch noch im Neolithikum, wenn auch nicht mehr regelhaft auf.
lamelle á dos ?
Wenn am Fenster im Sonderbuch ein Vogel vorbeifliegt ist es wohl am ehesten ein Spatz und kein Kolibri, will heißen, in Fundflächen, in denen das Neolithikum überwiegt, ist die Wahrscheinlichkeit einer älteren Zeitstellung zwar gegeben, aber eher weniger wahrscheinlich.
Definition nach Michael Bolus: "Ein Rückenmesser, frz.: Lamelle a dos, engl. backed bladelet, ist ein aus einer Lamelle bzw. einer schmalen Klinge oder einem länglichen Abschlag gearbeitetes Werkzeug, bei dem mindestens eine Längskante durch mehr oder weniger steile Retusche deutlich gestumpft ist und dessen Breite 10mm nicht übersteigen sollte. Die Retusche kann sich über die gesamte Länge einer oder mehrerer Kanten erstrecken, diese aber auch nur partiell erfassen." ( Aus: Steinartefakte, Tübingen 2012, Rückenmesser, S. 429, Michael Bolus)
Alle Funde, die in UMGEPFLÜGT vorgestellt werden, sind letztlich Funde von unstratifizierten Fundplätzen im Freiland und was die ältere Steinzeit anbelangt von oft nur kurzfristig belegten Lagerplätzen, die von späteren Zeitstellungen wohl teilweise völlig überprägt sind und wohl auch zerstört und das Artefaktaufkommen vermischt wurden. Zufallsfunde bzw. Einzelfunde, meist im Kontext der neolithischen "hotspots" prägen daher (noch) das Fundbild im Freiland der Blaubeurer Alb.
Auch der benachbarte Acker liefert Artefakte, die nicht unbedingt typisch für und damit aus dem Zusammenhang der angrenzenden LBK-Siedlung sein dürften, wie diese Klinge mit einer ausgeformten Spitze und einem schräg endretuschierten Proximalende. Es scheint so, als wäre hier die Umgebung mehrerer (vielleicht einmal die Oberfläche langsam entwässernde, und damit als Oberflächenwasser ähnlich den Hülen als natürlicher Wasserspeicher nutzbar?) Erdfälle über einen längeren Zeitraum aufgesucht worden.
weitere Lateralretuschen benachbarter Parzellen :
Kleiner Lamellenkern, der vielleicht ins Bild der retuschierten Lamelle passen könnte... |
weitere Lateralretuschen benachbarter Parzellen :
und weitere, grobe Unifaces....
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