oben: Grob retuschiertes Gerät...Ist eine Interpretation als Gezähe denkbar?
oben: Die Dorsalseite des groben Gerätes
oben: Die unilateral, grob retuschierte Ventralseite eines sehr großen Abschlages.
Ein großer Abschlag, der am Proximalende derbe Retuschen nach ventral aufweist: Könnte das Gerät an dieser Stelle wie ein Dechsel geschäftet gewesen sein?
oben: Die Arbeitskante nach dorsal retuschiert.
oben: Ein grobes Gerät, vermutlich für einen "stoßenden, schlagenden" Einsatz.
310. Post. Von Pingen und Gezähe...und vom Hornsteinabbau im Borgerhau...wird in vielen Jahren sicher noch viel geschrieben und geforscht. Die beiden ungewohnten Worte sollen den jetzigen Post einleiten, der von Funden inspiriert ist, für die die gängige Nomenklatur, die Artefaktmorphologie nur wenige Nennungen in der Literatur findet.
In der Nähe des Hornsteinabbaugebietes im Ascher Borgerhau liegen verschiedene Fundstellen, die entweder ebenfalls Abbaustellen anzeigen, oder alternativ in deren Zusammenhang stehen müssen. Auf einer dieser Fundstellen, die sich durch derbe Grundproduktion (frühe Stadien der Steingeräteherstellung: sehr große Abschläge, die meisten Artefakte mit Kortex, große Kerne früher Zurichtungsstufen) auszeichnet, für die aber die zu erwartenden ( modifizierten und unmodifizierten) Ergebnisse fehlen, gibt es zwei größere Artefakte, die sich einer nähren Ansprache, vor allem auf ihre Verwendung, der Nomenklatur, also ihrer Ansprache nach ihrer Bestimmung und Gebrauch entziehen. Grobe Retuschen, beziehungsweise Arbeitskanten belegen eine artifizielle Zurichtung, prinzipiell geeignet für eine "stoßende, schlagende" Arbeitsweise.
Im nahen Borgerhau wurde in sogenannten "Pingen", einer relativ unsystematischen Abbauweise des dort sekundär verlagerten Hornsteins gewonnen. Die Gruben wurden während des Anlegens teilweise wieder hinterrücks verfüllt und auf geschüttet. Die Bergleute, die in diesen obertätigen Gruben arbeiteten schufen so immer wieder neue, sich überschneidende Gruben, den Lagerstätten folgend, vielleicht auch mit Pausen über längere Zeiträume und sich dann wieder neu orientieren mussten. Dass diese Arbeit nicht ohne das passende Gerät aus geführt werden konnte, also nicht mit bloßer Hand, ist angesichts des schweren Lössbodens nach vollziehbar. Das dafür geeignete Material wurde im gleichen Zuge gefördert: Der Hornstein, wenn nicht Grabstöcke als vergängliches und daher nicht mehr nachweisbares Material aus gereicht hatten.
In dem Aufsatz ( Buch) "Steinzeitliche Kulturen an der Donau und Altmühl" beschreiben Jürgen Weiner und Andreas Tillmann eine Abbaustelle ( ebenfalls Pingen) im Landkreis Eichstätt im Schernfelder Forst. Die vergleichbare Abbaustelle von Plattenhornstein wurde im Jahre 1985 untersucht. Dabei fanden sich besonders auffallende Geräte, die als Gezähe (Werkzeuge des Bergbaus) angesehen werden müssen. Eine Interpretation der hier vorgestellten Geräte von einer Fundstelle in der Nähe des Borgerhaus scheint mir sehr wahrscheinlich. Auch auf Fundstellen um Eichstätt ergaben vergleichende Untersuchungen, dass auch auf Siedlungen mit ihrem Erscheinen gerechnet werden muss.
Modifizierte Werkzeuge sind im Pingenfeld Borgerhau sehr selten. Sie gehören, wie Fisher, Knipper et.al. schreiben ( Zit.: Archäologische Ausgrabungen in Baden Württemberg 2007) "zu einer inhomogenen Gruppe von "Grobgeräten", insgesamt 63 Artefakte aus der Grabung und damit 29,3 % der modifizierten Geräte).
Bei ihnen handelt es sich ( Anm. ich meine wie bei den vorgestellten Geräten oben) um grob einseitig oder beidseitig bearbeitete Stücke, sowie Abschläge oder Trümmer mit ausgesplitterten oder beschädigten Kanten und ( anders als hier vorgestellt) und glänzenden Bereichen an den jeweiligen höchsten Stellen einer Fläche, die als Gebrauchsspuren oder Hinweise auf eine ehemalige Schäftung zu werten sind. Möglicherweise, so Fisher et.al. handelt es sich bei einigen dieser Stücke um Grabgeräte (Anm.: Gezähe) von der Abbautätigkeit..."
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