Zu einem in der Nähe des neuen Fundortes gefundenen und schon vorgestellten "Glisbeil", das wohl in das Jungneolithikum datieren dürfte,
gesellt sich ein weiteres Stück, mit ähnlicher Morphologie...
Das beidsetig, flächenretuschierte Werkzeug zeigt unilateral eindeutig eine überprägende Formgebungsretusche. Die Grundform ist unklar. Entweder handelt es sich um einen dicken Abschlag, oder es ist ein bifaziales Kerngerät.
Die Funktion ist ebenfalls unklar. Ähnliche Geräte wurden oft als (bifacielle) Schaber bezeichnet, auch wenn sie aus eindeutig jungneolithischem Kontext stammen. Der Zeithorizont ist hier jedoch unklar.
Eine Lateralretusche wirkt schuppig und zeigt, dass es sich hier eventuell dorch um die Ventralfläche einer Abschlagsgrundform handelt. |
durch Gebrauch verrundete Kante |
...Glisbeil & Co von einem über lange Zeiträume belegten Siedlungshügel bei Sonderbuch, der überwiegend Artefakte der Linienbandkeramik, aber auch paläolithische, sowie mittel- und jungneolithische Artefakte zeitigte. Dazu gibt es einige getemperte Silices, Stücke die einer Hitzebehandlung unterzogen wurden, wie sie im hiesigen Frühmesolithikum vorkommt und ebenfalls sehr kleine Kerne. Damit zeigt dieser Platz alle steinzeitlichen Zeithorizonte und die zeitliche Einordnung der von der Oberfläche geborgenen Artefakte kann sich dementsprechend schwierig gestalten. Eine vergleichbar spannendere Freilandfundstelle ist mir auf der Blaubeurer Alb nicht bekannt,zumal es wohl auch noch eine bronzezeitliche Komponente in Form von Grabhügeln gegeben haben muss, die inzwischen alle abgepflügt wuden. Zudem hat sich durch Zusammenlegung von Fluren mittlerweile die bisherige Pflugrichtung geändert und die urspüngliche Fundeinteilung auf vier Parzellen/Flurstücke ist hinfällig und alte Absammlungen müssen mit den alten Karten verortet werden. Durch das heutige Aufnahmesystem mittels GPS ist dies zwar unerheblich, aber zeigt, welche Halbwertszeit die ohnehin reduzierte Genauigkeit einer Fundmeldung die sich auf Angabe des Flurstückes beschränkt, haben kann...Mehr als die Angaben von Flurstücksnummern, notfalls deren Teilbereiche sahen die alten Fundmeldungen nicht vor. Einmessungen erfolgten meinerseits durch Einsicht ohne Vorgaben der Denkmalpflege und sollten heutigentags Standard sein. Ausreichende Daten liefert heute jedes mobile Telefon für die es auch schon lange passende Apps gibt.
Erster und zweiter Eindruck eines Laien können jedoch die wissenschaftliche Analyse nicht ersetzen und ergibt oft neue Aspekte und völlig andere Ergebnisse. Gut, dass jetzt größere Teile der Sammlung in wissenschaftliche Arbeiten einfließen können.
Wie archaische Werkzeuge wirken auch die zahlreichen diskoiden Kerne von diesem Flurstück:
Wie archaische Werkzeuge wirken auch die zahlreichen diskoiden Kerne von diesem Flurstück:
Symmetrie am Kern...oder doch ein Kerngerät? Kerne wie dieser kantenretuschierte, diskoide Kern führten dazu, dass diese gelegentlich als Schaber angesrpochen werden. |
Das bifacielle Werkzeug - keine Garantie für das paläolothische Novum |
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