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Montag, 28. Oktober 2013

487. Post. Kratzer der Jungsteinzeit...

...gehören zu der am häufigsten gefundenen "Typen" (Besser Werkzeugklassen)  im Werkzeugspektrum der meisten Inventare.


Dabei handelt es sich nicht um einen echten Typus, dem man bestimmte Zweckbestimmung zuweisen kann, wie etwa den Bohrern oder den Pfeilspitzen. Er wurde für unterschiedliche Arbeiten ein gesetzt.  
Ein Kratzer aus hier seltener Verwendetem Rohmaterial: Bohnerzhornstein. Die überwiegende Masse aller Kratzer besteht aus den grauen und weißen, bzw. gebänderten Hornsteinen die auch lokal anstehen.
Kratzer wurden aus Klingen oder Abschlägen gefertigt. Bei der konvex verlaufenden Kratzerkappe geht man in der Regel von einem  Funktionsende aus. Bei Kappen mit Lackglanz ist zu vermuten, dass sie auch zu Schäftungszwecken an gelegt wurden. Die Kratzer ohne zusätzliche Retuschen überwiegen. In Inventaren der Linienbandkeramik kommen laterale Retuschen tendenziell seltener vor als in mittelneolithischen. Man geht davon aus, dass die Länge der Stücke mit dem intensiven Gebrauch und den ensprechenden Nachschärfungen zusammen hängt.
Gebrauchsspurenanalysen belegen unterschiedlichen Einsatz an Materialien unterschiedlicher Härte: Haut, Geweih, Kochen, Holz oder Stein. Nach experimentellen Versuchen von Lutz Fiedler könnte man sie je nach ihrer Verwendung als Kratzer, durchaus als "Schaber, Hobel oder Dechsel" bezeichnen. Bei den Versuchen wurden nicht nur die Kappen, sondern auch die Ecken zu  den Kanten beansprucht. 
Ein besonderer Kratzer mit Seltenheitswert: Rosa Hornstein, wie er auf Lagerstätten um Sonderbuch ansteht. 


Im nordwestlichen Verbreitungsgebiet der Linienbandkeramik und im Raum Stuttgart sind Kratzer fast immer die häufigsten Geräteformen ( Birgit Gehlen, in :Steinartefakte, Hrsg. Harald Floss) Mit einem Anteil von 50% liegen sie bei Oberflächenfunden doppelt  höher als aus ausgegrabenen Inventaren. Sie scheinen also mehr von den alten Oberflächen zu kommen und weniger in die Gruben gelangt zu sein. Dabei ist fest zu halten, dass vermutlich viel zu wenige Ab-SAMMLUNGEN in wissenschaftliche Auswertungen einfließen. Die durch Grabungen erstellten Statistiken beziehen sich auf die stratifizierten Funde selbst und sind in sich geschlossen. Bei den Kratzern haben wir damit eine Situation ähnlich der Pfeilspitzen. Auch dort scheint es so zu sein, dass das Fundaufkommen auf den Oberflächen höher ist als in den Straten.  
Was für die Fundfrequenz gilt, gilt sicher auch für das Rohmaterialspektrum gerade auf linienbandkeramischen Siedlungen. Es gibt eine gewisse Affinität, eine Präferenz für bestimmte Rohmaterialien, die an Häuser, damit an Familien oder Clans gebunden scheint. Sondagen, die einen Ausschnitt einer Siedlung widerspiegeln haben hier vermutlich keinen repräsentativen Charakter des gesamten Rohmaterialspektrums der gesamten Siedlung. Absammlungen auf der Gesamtfläche sind hier deutlich im Vorteil, weil objektiver. Nachteil: wenn an der Oberfläche verschiedene Zeithorizonte belegt sind, lassen sich diese chronologisch nicht fassen.

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