Nicht nur, aber vielleicht auch in Bezug auf ein mögliches Mesolithikum in Sonderbuch scheinen mir die Bewertungen und näheren Analysen von Artefakten der Sammlung in der Masterarbeit von Benjamin Schürch eben in dieser Beziehung wichtig, doch will ich der Veröffentlichung oder Verbreitung der Masterarbeit nicht vorgreifen. Dort geht es ja doch vor allem um paläolithische Funde im Freiland.
Auch wenn lange Zeiträume und Einwanderungsbewegungen eine Rolle spielen, deren Umfang große Unbekannte bleiben werden, ist es doch reichlich unwahrscheinlich, dass bei aller Dichte an neolithischen Siedlungspunkten auf der Blaubeurer Alb, das Neolithikum ohne die mittelsteinzeitlichen Vorläufer allein denkbar gewesen wären. Und keiner weiß, ob und wie lange ein Nebeneinander und wo und wie lange ein Miteinander bestand. Die heutige Bevölkerung geht zwar global gesehen in der Mehrheit auf die eingewanderten Bauern und weniger auf die Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit zurück. Sie vermischten sich auch, und in dieser Zeit sehr komplexe Entwicklungen anzunehmen, scheint mir opportun. Paläogenetiker gehen davon aus, dass sich die eingewanderten Neolithiker 70 Prozent, mit ihrer Lebensweise und Innovationen zu 100% durchgesetzt haben. Verschiedentlich bin ich in diesem Blog auf meine Gedanken dazu schon hier näher eingegangen. Irgendwie ja auch logisch, dass ein Jagd- und Sammelgebiet sehr viel größer sein muss, um seine Nutzer ernähren zu können. Der Neolithiker vermehrt an festem Standort auf kleineren Flächen seine Ressourcen. Die Mobilität spielte eine untergeordnete Rolle und so finden sich auch Konzentrationen der lithischen Hinterlassenschaften in den Siedlungen.
Wenn die eingewanderten Bauern also auf der Blaubeurer Alb auf eine wie auch immer offene oder abgegrenzte Bevölkerung stießen, ist in jedem Falle auch mit Zeugnissen dieser Zivilisation im offenen Gelände zu rechnen, ganz sicher, wenn die Hornsteinlagerstätten nicht nur eine lokale, sondern regionale oder vielleicht sogar wie sich mehr und mehr abzeichnet, überregionale Bedeutung hatten. Zeugnisse die wir vielleicht abgrenzen können, Zeugnisse vielleicht eines Nebeneinanders und oder auch des Miteinanders, des Voneinander Lernens. Dieses Voneinander Lernen sollte sich auch morphologisch in den Artefakten finden.
Wenn die eingewanderten Bauern also auf der Blaubeurer Alb auf eine wie auch immer offene oder abgegrenzte Bevölkerung stießen, ist in jedem Falle auch mit Zeugnissen dieser Zivilisation im offenen Gelände zu rechnen, ganz sicher, wenn die Hornsteinlagerstätten nicht nur eine lokale, sondern regionale oder vielleicht sogar wie sich mehr und mehr abzeichnet, überregionale Bedeutung hatten. Zeugnisse die wir vielleicht abgrenzen können, Zeugnisse vielleicht eines Nebeneinanders und oder auch des Miteinanders, des Voneinander Lernens. Dieses Voneinander Lernen sollte sich auch morphologisch in den Artefakten finden.
Eine sehr ergiebige Hornsteinlagerstätte, deren Vorkommen vor allem durch landwirtschftliche Eingriffe reichlich auf den Oberflächen liegt ist die Lagerstätte am Blauberg, um die sich auch neolithische Siedlungen gruppieren, die in den letzten Jahren erstmals lokalisiert werden konnten. Eine besonders spannende Stelle in diesem Zusammenhang erscheint mir die Flur "Bödemle" zu sein, an der vorbei ein auch heute noch vielbegangener Weg zwischen der Hochfläche und dem Tal besteht. An der Peripherie der Lagerstätte könnte sich hier eine mehr oder weniger temporär wichtige Aktivitätszone gebildet haben, etwa als zeitweises Lager zur Herstellung von Artefakten oder als Schnittpunkt von Verteilungswegen. So sprechen Rohknollen, Trümmer oder intakte Kernscheiben mal für das Eine, also kurzfristige Aufenthalte, benutzte Werkzeuge und vereinzelte Keramik mal für das Andere, wie eine feste Siedlungsstelle. Selten erschien mir das Inventar eines einzigen Ackers derart inhomogen und unmöglich in eine sichere Zeit zu stellen. Es fällt eine relativ geringe Fundfrequenz bei großer Vielgestalt der Artefakte auf.
Und dann war da heute vor Allem dies:
Getemperter, (früh?-) mesolithischer Kern, auf allen Abschlagnegativen stark glänzend.
Eine andere Entstehungszeit als das Mesolithikum, in der Kompositgeräte, mit Holz geschäftete, kleine Abschläge und Klingen eine Rolle spielten, kommt für dieses Artefakt nicht in Frage.
Entscheidend für das Tempern ist hier der Glanz auf den Ventralflächen, der nicht immer mit einer Farbveränderung ins Rötliche einher gehen muss.
Wie man an einem so kleinen Werkstück derart winzige Zielabschläge verletzungsfrei lösen kann, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Dagegen erscheint die Theorie, dass der Mangel an Rohmaterial dazu führte, dass die Geräte immer kleiner wurden bei so einem Stück schon glaubhafter, aber niemals, wenn man um die reiche, nur vielleicht 200 m weiter liegende, sehr reiche Lagerstätte weiß.
siehe auch:http://lesefunde.blogspot.de/2014/12/524post-hitzeauswirkungen-am-hornstein.html
Kratzer, Klingen und eine Kernscheibe aus ortsfremdem Bohnerzhornstein:
Das hier verwendete bzw. zurückgelassene Rohmaterial ist sehr unterschiedlich
in Patinierung und Provenienz der Rohmaterialien.
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Erste Funde mit mesolithischen Komponenten fanden sich bereits im April 2016
http://lesefunde.blogspot.de/2016/04/606-post-neue-fundflache-am-rande-des.html
4 von 8 amorphen Kernen, die aufgrund ihrer Verteilung in der Fläche
nur wenige Meter voneinander entfernt aufgefunden- aus ein- und
demselben zeitlichen Kontext stammen sollten.
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Und dann war da noch etwas zum Thema:
Nur Amateure versuchen sich am Schwierigsten:
Das Rohmaterial: ein wenn überhaupt, dann nur sehr leicht verkieselter Kalkstein mit meiner Meinung nach artifiziell entstandener, bifaziell angelegter, einseitiger Kantenretusche...
Das Stück zeigt eine singuläre, in der Seitenansicht gerade Schneide mit gegenüberliegendem Rücken, eine Seite zeigt sich flach, die andere deutlich aufgewölbt.
eines der Stücke vom Bödemle, das Aufmerksamkeit verdient!
Jede weitere amateurhafte oder semiprofessionelle Bemerkung muss warten. Auch Christa Seewald titelt ihren Aufsatz: http://www.quartaer.eu/pdfs/1974/1974_07_seewald.pdf
über Kalksteinartefakte dahingehend, dass sie prinzipiell problematisch sind. quartär.edu, 1974.:"Zur Problematik der aus Kalkstein gefertigten Artefakte." Das Auge des Wissenschaftlers durch das Binokular und eine solide Rohmaterialanalyse und eine ebenso solide Einschätzung morphologischer Gesichtspunkte erfahrener Archäologen wird zeigen, was das Bauchgefühl eines alten Sammlers von einem staubig trockenen Acker selektiert hat. Neue Erkenntnisse zu diesem Artefakt werden gegebenenfalls nacheditiert. |
auch neu von hier, aber dafür eindeutig: dreieckige Pfeilspitze, frühneolithisch. |
Bis zur Masterarbeit von Benjamin Schürch 2018 galten alle, wenn auch teilweise gemeldeten, mesolithischen Fundplätze als unbestätigt (Fisher, Knipper et.al.) Entscheidend sind natürlich diagnostische, retuschierte Formen, die sogenannten Mikrolithen. Kerne wurden im freien Feld schon oft gefunden. Entscheidend sind aber Fundplätze mit Stratigraphie, die wie frühmesolithische des nicht weit entfernten Helga Abri am Hohle Fels, sowie auch Funde aus dem Geißenklösterle und erst nachrangig solche wie die im Altental von Albert Kley und vom selben Sammler vom Blaubeurer Rucken. Dass auch Oberflächenfunde von den Äckern Beachtung finden, ist nicht selbstverständlich. Ähnlich wie bei den wenigen paläolithischen Oberflächenfunden wird sich das vielleicht einmal ändern. Vor allem das frühe Beuronien von A bis C ist in den Sammlungen vertreten, ansatzweise ist auch von spätmesolithischen Funden bei zugänglichen Informationen die Rede. Zur Diagnose gibt sich das Frühmesolithikum durch Dreiecksmikrolithen, das Spätmesolithikum durch Trapezmikrolithen und Makroklingen zu erkennen. Sollten sich die neuesten Erkenntnisse zu den Erhaltungsbedingungen im Freiland dahingehend entwickeln, dass auch dort noch intakte Stratigraphien zu finden sind, wird das den Forschungsstand entscheidend verändern. Man mag den zufälligen Oberflächenfunden wenig Bedeutung zumessen. Wenn wir die geologischen Prozesse der Alboberfläche verstehen und die Verlagerungs- und Sedimentationsprozesse besser nachvollziehen können, werden eines Tages vielleicht auch die eher geschmähten Ackerfunde in den Fokus geraten. Wenn alle Höhlen ausgeräumt sind, kommt vielleicht auch hier einmal sowas wie eine wissenschaftliche Pflicht und nach der Pflicht die Kür.
- Frühmesolithikum (9600–7000/6500 v. Chr.)
- Spätmesolithikum (ca. 7000/6500–5500/4500 v. Chr.)
siehe auch:
Zur Untersuchung steinzeitlicher... (PDF Download Available). Available from: https://www.researchgate.net/publication/235665420_Zur_Untersuchung_steinzeitlicher_Landschaften_Die_Besiedlung_und_Nutzung_der_Blaubeurer_und_Ulmer_Alb_im_Palaolithikum_Mesolithikum_und_Neolithikum [accessed May 21 2018].siehe auch:
https://www.academia.edu/10163878/Hitzebehandlung_Tempern
_._In_Steinartefakte_vom_Altpal%C3%A4olithikum_bis_in_die_Neuzeit.
_T%C3%BCbingen_Publications_in_Prehistory_T%C3%BCbingen_2012_105-116
Der Deckel zum Paläolithikum ist geöffnet. Das Mesolithikum ist ohne das Paläolithikum und auch nicht ohne das Neolithikum zu erklären und zu verstehen. Die Blaubeurer Alb scheint auch ohne ihre Höhlen über viele Jahrtausende der Steinzeit intensiv genutzter Lebensraum gewesen zu sein.
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