Ein Beitrag von UMGEPFLÜGT, Sammlung Robert Bollow, Sammlerblog im www.
Der erste Ascher war ein Neandertaler
Begleittext für eine Ausstellung zur Ortsgeschichte in
Asch am 12. März 2017. Urgeschichte.
Öffnungszeit 12:00 bis 18:00 Uhr
Sammler zeigt Steinzeitliche Artefakte von der Ascher Markung.
Wenn wir "Steinzeit" sagen, entdecken und
verstehen wollen, muss uns bewusst sein, dass wir damit pauschal einen Zeitraum
von 3 Millionen Jahren zu fassen versuchen.
Wenn die
Gegend um Asch, die Blaubeurer Alb, "schon in der Steinzeit von Menschen
aufgesucht wurde", wie man das öfter liest, dann meinen wir den ebenso
pauschalen Zeitraum von drei Millionen Jahren, in denen der Mensch bedeutende
Schritte auf dem Weg zur Kultur und Zivilisation genommen hat. Vor ca. 2,6
Millionen Jahren entstanden die ersten bekannten Steinwerkzeuge.
Dabei können wir das für die Blaubeurer Alb sehr viel
genauer sagen.
Es stellt sich nämlich "die Steinzeit" über einen unvorstellbar langen Zeitraum räumlich und kulturell unter sehr verschiedenen klimatischen Bedingungen von den ersten Werkzeugen und Waffen, bei der Nutzung des Feuers, den ersten Häusern oder Schaffung der ersten Kunstwerke immer wieder völlig anders dar. Und wenn wir versuchen die Steinzeit allein durch die lithischen Zeugnisse- über die Namen gebenden Steine - zu erfassen, muss klar sein, dass das Fenster das sich jeweils öffnet nur ein sehr kleines sein kann und mehr war als der Gebrauch von Steinen. Steinzeit ist die Zeit, in der die Metalle und ihre Nutzung noch nicht entdeckt waren und der Werkstoff Stein scheinbar dominiert, während die damit bearbeiteten Werkstoffe vergangen sind.
Es stellt sich nämlich "die Steinzeit" über einen unvorstellbar langen Zeitraum räumlich und kulturell unter sehr verschiedenen klimatischen Bedingungen von den ersten Werkzeugen und Waffen, bei der Nutzung des Feuers, den ersten Häusern oder Schaffung der ersten Kunstwerke immer wieder völlig anders dar. Und wenn wir versuchen die Steinzeit allein durch die lithischen Zeugnisse- über die Namen gebenden Steine - zu erfassen, muss klar sein, dass das Fenster das sich jeweils öffnet nur ein sehr kleines sein kann und mehr war als der Gebrauch von Steinen. Steinzeit ist die Zeit, in der die Metalle und ihre Nutzung noch nicht entdeckt waren und der Werkstoff Stein scheinbar dominiert, während die damit bearbeiteten Werkstoffe vergangen sind.
Erste Zeugnisse der Menschheitsentwicklung in Europa stammen aus der Altsteinzeit,
dem Paläolithikum. Es ist die
Zeit des Homo Heidelbergensis, des europäischen Homo erectus. Dieser hat als
erster Afrika vor 1,5 Millionen Jahren verlassen und wanderte hier ein. Die
Beherrschung des Feuers bildete dabei die wichtigste Grundlage für das
Überleben in dem damals herrschenden rauen Klima einer Eiszeit.
Das Mittelpaläolithikum - die Zeit des Neandertales
Aus den Einwanderern Afrikas
entwickelte sich in der Zeit von 300 000 bis etwa 38 000 Jahren eine
Bevölkerungsgruppe, die wir nach ihrem ersten Fundort Neandertaler nennen. Wenn man so will, war das der
europäische Versuch einen modernen Menschen zu entwickeln, der in einer
Sackgasse endete, den damals herrschenden klimatischen Bedingungen aber hoch
angepasst begegnete.
Anders als
der altpaläolithische Homo erectus trotzte der anpassend sich entwickelnde
Neandertaler als erster dauerhaft dem Wetter und konnte sehr kalte Klimaphasen
überleben. Neben dem schon von Homo erectus entwickelten Faustkeil, hatte der
Neandertaler auch sein Gerätespektrum den Lebensbedingungen angepasst, es
erweitert, verbesserte die Abschlagtechnik und perfektionierte die Herstellung
seiner Werkzeuge. Das Mittelpaläolithikum kann so oft recht gut von späteren
Werkzeugindustrien unterschieden werden. In Asch und Umgebung hinterließ
er einige Werkzeuge, die immer wieder auf den Äckern gefunden werden.
"Neanderl" fand auch den
Weg nach Blaubeuren und in Sonderbuch, Wippingen und Asch treten aus dieser
Zeit erstmals Werkzeuge auf, die der Neandertaler auf den alten eiszeitlichen
Flächen zurückließ. Sie sind, noch nicht alle näher bestimmt- Die Fundschichten der nahen Großen Grotte die sehr alte Neandertalerartefakte enthielten, liegen zwischen 50 000 und 100 000 Jahre vor heute und einzelne Funde sind mit den Oberflächenfunden rund um den Borgerhau vergleichbar. Diese ersten, mittelpaläolithischen Oberflächenfunde, die zuerst auf
Wippinger, dann Ascher und zuletzt Sonderbucher Markung gemacht werden konnten,
weckten auch zurecht das Interesse der Universität Tübingen.
Aus dieser Zeit kommt aus Asch ein
sogenanntes Keilmesser. Keilmesser gelten als Leitform bei den Werkzeugen des Neandertalers. Ein Werkzeug des
ersten Aschers womit der Beweis schon geführt scheint: Der erste Ascher war ein
Neandertaler! Noch sprechen die Wissenschaftler von "vermutlichen Keilmessern"- ein Ähnliches kommt aus Wippingen - und Datierungen sind ohne den Kontext von Schichtenabfolgen auch nur vage anhand formaler, morphologischer Kriterien möglich. Diese in Ausstellungen oft gehörte Frage nach dem genauen Alter wird auch nach der Ausstellung im Ascher Rathaus deshalb offen bleiben. Die Angaben des Alters des vermutlichen Keilmessers muss seriöserweise deshalb angegeben werden mit mindestens 38000 Jahren, jenem Zeitpunkt, an dem der Neandertaler aus unseren Breiten verschwunden scheint. Die ersten modernen Menschen sollen 40000 oder gar 42000 Jahre alt sein und sind sich zumindest in den Höhlen nach den Fundlagen hier wohl nie begegnet. Während der Faustkeil zwei Schneiden aufweist, bzw. unilateral in schneidender Funktion eingesetzt werden konnte(-Biface), weist das Keilmesser nur eine Schneidenseite auf -(Uniface), also war salopp gesagt ein "halber Faustkeil", meist mit stumpfem, unbearbeitetem oder auch verdünntem Rücken.
Blattspitzenfragment von der Markung Sonderbuch im
Zusammenhang mit Umzeichnungen von mittelpaläolithischen Funden der Großen
Grotte, von E. Wagner.
|
Eine der
"Neuheiten des Mittelpaläolithikums" sind mit Holz geschäftete
Geräte. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Werkzeuge in der Hand geführt und man
kann noch heute bei den alten Geräten die ausgezeichnete Haptik nachempfinden.
Die jetzt immer kleinformatigeren Geräte bekommen jetzt Handhaben z.B. aus Holz
und sie ersetzen langsam aber sicher die bisherigen, immer weiter verfeinerten
Faustkeile. Auch die Rohmaterialien stammen nun aus größeren Schweifgebieten
der Jäger. Besonders die nahe gelegene Große Grotte, die einen
idealen Ausblick auf das Jagdgebiet geboten haben muss, wurde über längere
Zeiträume auf gesucht. Sie ist von Sonderbuch aus von der Hochfläche der
Blaubeurer Alb von der ebenfalls nun Funde nach gewiesen sind über einen
Bergsporn in wenigen Minuten zu erreichen, ohne das Tal betreten zu müssen. Die
Funde der Hochfläche mit denen der Großen Grotte zu vergleichen ist naheliegend.
Diese Funde datieren "im Großen und Ganzen in das übliche
Albhöhlen-Mousterien (Zit.+ E:Wagner, Diss.), dem La Quina nahe." Die
nächstgelegenen mittelpaläolithischen Fundpunkte sind die Sirgensteinhöhle im
Achtal, der Hohle Fels und der Kogelstein in Schmiechen. In den
mittelpaläolithischen Schichten des Hohle Fels dominiert der Hornstein als
Rohmaterial deutlich.
Beim Tag der offenen Höhle 2016 war auch das vermeintliche Ascher Keilmesser zu sehen. |
Warum so viel Aufhebens um einzelne Artefakte?
Kennzeichnend für die Entwicklung des Mousterien de Tradition Acheuleen in Westeuropa ist vor allem die Levallois- Methode bei der Werkzeugherstellung. Es geht noch mit hinein in die Industrien des finalen Mittelpaläolithikums. Die letzten eindeutigen Industrien sind hier die sogenannten Keilmesser- und Blattspitzengruppen, ihre Entsprechung im östlichen Europa ist das Miqoquien.
Kennzeichnend für die Entwicklung des Mousterien de Tradition Acheuleen in Westeuropa ist vor allem die Levallois- Methode bei der Werkzeugherstellung. Es geht noch mit hinein in die Industrien des finalen Mittelpaläolithikums. Die letzten eindeutigen Industrien sind hier die sogenannten Keilmesser- und Blattspitzengruppen, ihre Entsprechung im östlichen Europa ist das Miqoquien.
Die Datenlage auf der Schwäbischen Alb was Inventare dieser Zeit angeht, ist schlicht dürftig und lässt sich nicht leicht fassen, die Funde an eindeutigen Geräten ist karg, vor allem verglichen mit den Funden des Aurignacien ( auf das Mittelpal. folgt in den Straten stets ein Hiatus- eine fundleere Schicht, die die Hinterlassenschaften des Neandertalers vom modernen Menschen zeitlich trennt.), obwohl die meisten Höhlenfundplätze diese Zeithorizonte aufweisen. Man führt die Fundarmut in erster Linie auf die geringe Besiedlungsdichte zurück.
Die Inventare der Höhlen zeigen sich heterogen, lassen sich den Blattspitzengruppen nicht zuordnen und werden daher allgemein formenkundlich als levalloid bezeichnet. Die Inventare gelten morphologisch als eher einfach. Die Stratigraphien der Höhlen gehen in keinem Fall nach Meinung einiger Forscher über 45 000 vor heute hinaus.
Das bekannteste altpaläolithische Artefakt ist der zweischneidige Faustkeil, das Mittelpaläolithikum war aber viel mehr, die große Masse der Werkzeuge weit weniger spektakulär, eher unscheinbar. Solche "einfachen Stücke" aus der Masse später datierender Artefakte heraus zu filtern und zu erkennen ist genau so schwierig wie spannend...Arachäologen wie ehrenamtliche Feldbegeher versuchen hier vor allem durch gezielte Prospektionen die vielen offenen Fragen zu beantworten
Was kam nach dem Neandertaler?
Was kam nach dem Neandertaler?
Das
nachfolgende Jungpaläolithikum bzw. die Folgekulturen werden
geprägt von einer zweiten Einwanderungswelle, diesmal des modernen Menschen, Homo
sapiens sapiens aus Afrika. Diesen Zeitraum prägten grob ebenfalls
zwei Kältephasen. Sie Einwanderung fällt in die Kaltphase der süddeutschen
Würm-Eiszeit, die vor 37000 Jahren ihren Anfang nahm. Sie beginnt mit der
Kulturstufe des Aurignacien. Im Verlaufe der Forschungsgeschichte hat
man diesen Menschen verschiedene Namen gegeben. Neben Homo sapiens, sapiens ist
auch noch die Bezeichnung Cro
Magnon-Mensch gebräuchlich. In Baden-Württemberg konzentrieren sich die
bewohnten Höhlen und Höhlenvorplätze im Wesentliche auf drei Täler von Flüssen,
die allesamt in die Donau münden: Lonetal,(Stadel,
Hohlenstein/Bärenhöhle,Vogelherd) Aachtal (Hohle Fels,
Brillenhöhle, Geißenkösterle, Sirgenstein) und das Tal der
Lauchert (Göpfelstein,Nikolaushöhle und Schafstall). Die
lithischen Hinterlassenschaften sind bislang auf den Flächen um Sonderbuch,
Asch und Wippingen wie gesagt seit kurzem ebenfalls nachgewiesen.
Der
eingewanderte Homo sapiens löst allmählich die Zeit des Neandertalers ab
und setzt sich trotz erneuten Klimaschwankungen dauerhaft als Bewohner
Mitteleuropas durch. Er muss auch zeitweise zeitgleich mit den Neandertalern
gelebt haben, jedoch fand sich bisher keine gemeinsame, zeitgleiche Fundstelle,
die das auch sicher belegt. Sapiens hinterließ die ersten Zeugnisse seiner
Geräteherstellung vor allem in den Höhlen
und auf den wenig erforschten Höhlenvorplätzen. Hier wartet mit den Hochflächen
der Alb sicher ein hoffnungsvolles Forschungsgebiet auf künftige Archäologen.
Der Nachweis war nur eine Frage der Zeit, da die alten Oberflächen
teilweise noch ungestört erhalten geblieben sein dürften. Vielfach schlummern
noch Nachweise in Sammlungen. Auch bei zahlreichen kleineren
Rohmaterialvorkommen der Alb stellt sich die Frage, ab wann sie wohl erkannt
und ausgebeutet worden waren. Es besteht aus verschiedenen, auch klimatischen
Gründen kein Zweifel, dass die Alb von paläolithischen Jägern stark begangen
war. Nicht alle rückenretuschierten Klingen oder Kerne der Oberflächen müssen,
weil in neolithischem Kontext gefunden auch neolithisch sein, und erste Belege
führt die Bachelorarbeit von Benjamin Schürch.
Spätere
Techniken fußen weitgehend auf den älteren oder setzen Traditionen fort. Zu
sicheren Erkenntnissen gehören auch geschlossene Befunde. Oberflächenfunde
alleine sind zu einem sicheren Nachweis weniger zielführend.
Dass die
Aurignac-Leute überwiegend im Freiland in Zelten oder Hütten wohnten gilt als
sicher. Die Funde an und in den Höhlen sprechen allesamt für ausschließlichen
Aufenthalt zwischen Frühjahr und Herbst. Eine große Freilandstelle wurde von
Joachim Hahn zum Vergleich im Kreis Euskirchen gegraben, während der Nachweis
hier lange fehlte. Vor allem durch die ehrenamtlichen Sammlungen werden wie
gesagt hier gerade derzeit Beweise geführt und Fundbelege ausgewertet.
(Endlich: 29.12.2015. Die ersten Nachweise paläolithischer Artefakte scheint geglückt, dank Professor Harald Floss und Benjamin Schürch)
Das Mesolithikum
Das Mesolithikum
Um 9500 vor
Christus begann die Nacheiszeit, das Mesolithikum, bzw. die
Mittelsteinzeit. (Beginn in allen Teilen Deutschlands etwa 8000 v.Chr.) wieder
findet also ein einschneidender Klimawandel statt, (Holozän, Nacheiszeit) der
die kulturellen Veränderungen mitbestimmt. In kürzester Zeit wurde es wärmer
und feuchter. Die Temperaturen stiegen im Jahresmittel um bis zu 6 Grad Celsius
innerhalb weniger Jahre. Die Folgen waren eine Veränderung der Vegetation und
damit auch der Tierwelt. Kultur und Jagdtechniken mussten sich gezwungener maßen
ändern. Der Mensch leistete wieder enorme Anpassungsarbeit. Die großen
Tierherden der eiszeitlichen Steppen verschwanden und wanderten nach Norden ab,
die Hauptnahrungsquellen versiegten. Viele der Jäger zogen den Herden
hinterher, den Verbliebenen blieb nur das radikale Umdenken und die Anpassung
an die sich wandelnden Verhältnisse.
Aber nicht nur die gewohnte Nahrung
wurde knapp. Die großflächig einsetzende Bewaldung hatte zur Folge, dass die
Rohmaterialquellen (Feuerstein, Hornstein) zuwuchsen. Nicht zuletzt auch
deshalb reagierte der Mensch auf die Verknappung des Rohstoffes mit einer
Verkleinerung der Steingeräte. Das Rohmaterial wurde vollständig ausgebeutet,
alte Werkzeuge um genutzt und weiterverwendet. Die Werkzeuge des Mesolithikums
gehen größtenteils auf das voraus gegangene Jungpaläolithikum zurück, zeigen
aber einen deutlichen Trend zu kleinen Formen. Die sogenannten Mikrolithen
wurden aneinander gereiht in Holzschäfte eingesetzt. Sie fehlen im
Gerätespektrum der Fluren um Asch und Sonderbuch bislang vollständig oder
wurden nicht erkannt. Die wenigen Stücke dazu sind zweifelhaft, aber vielfach
nach gewiesen ist die Rotfärbung des Hornsteins und entsprechende Kerne, von
denen in dieser Zeit Geräte geschlagen wurden. Die Färbung und ein damit
verbundener Glanz sind eindeutiger Beweis für das intentionelle Erhitzen des
Rohmaterials, dem Tempern, für eine Verbesserung der
Schlageigenschaften im Frühmesolithikum, hier Beuronien genannt.
Die typischen Kerne, die auf den Ventralen starke Glanzpartien aufweisen sind
auf den Feldern häufig zu finden, während die Leitformen der Kultur fehlen. Die
Geräte des Mesolithikums waren wie in allen anderen Epochen sehr speziell auf
die herrschenden Jagdmethoden und des Fischfangs, also die jeweilige Beute
ausgerichtet. Der nächstgelegene sichere Fundpunkt ist z.B. das Helga
Abri am Hohle Fels. Die Bezeichnung Beuronien geht auf den Ort Beuron
im Donautal zurück, den Taute prägt. Mit ihm sind die Jägerhaushöhle, der
Zigeunerfels (Unterschmeien) und die Schuntershöhle im nahen
Allmendingen verknüpft. (Beuronien A) aber auch die Höhle Fohlenhaus
bei Langenau hier im Alb-Donau-Kreis (Beuronien B, Fohlenhaus auch C)
sowie das Felsdach Inzighofen bei Sigmaringen. Skelettreste der damaligen
Menschen gibt es nur wenige. Sie kommen beispielsweise aus der Falkensteinhöhle
im Kreis Sigmaringen und ein unsicher datierter Fund, ein menschlicher
Schädel samt Unterkiefer aus Blaubeuren- Altental. Er gehörte zu einem
Skelett das 1949 beim Anlegen eines Parkplatzes beim Schotterwerk von E.Merkle
an einem Felsen im Blautal gefunden wurde. Eduard Merkle, der Besitzer des
Schotterwerks barg von 1949 bis 1951 die Reste. Schädel und Kiefer befinden
sich wohl noch im Ulmer Museum, während die übrigen Knochen, Stein- und
Knochenwerkzeuge als verschollen gelten. Da für Standorte längeren Aufenthaltes
Felsdächer (Abris) und Höhlen bevorzugt wurden und Aufenthalte unter freiem
Himmel in Zelten bevorzugt an Kuppen oder vorspringenden Erhebungen im Gelände
in der Nähe von Quellen, Bächen und Flüssen ausgewählt wurden, bestanden diese
Gunstfaktoren hier auf der Blaubeurer Alb wohl nicht. Dagegen wurden am
Federsee im offenen Gelände über hundert Fundstellen erkannt.
Getemperte Kerne bzw. Material wurde schon in
zahlreichen älteren Posts vorgestellt, hier im Vordergrund Kleingeräte mit
Mesolithikumverdacht.
|
Das Neolithikum
mit
der Jungsteinzeit ändern sich dann die Lebensweisen
auf der Blaubeurer Alb wieder einmal drastisch...
Der Mensch
wendete sich von reinem Sammeln und Jagen ab und begann mit Ackerbau und
Viehzucht. Die aneignende Wirtschaftsweise wurde von der produzierenden langsam
abgelöst. Der Mensch greift jetzt in die Natur ein und verändert sie. Er sät
aus, anstatt zu sammeln und hält Haustiere, anstatt ausschließlich zu jagen.
Diese Umbruchphase fand in Mitteleuropa im 6. Jahrhundert vor Christus statt
und die Hauptmasse der immer noch in die Steinzeit datierenden Funde rund um
Sonderbuch stammt aus dieser Zeit, beginnend mit den ersten festen Siedlungen
der Linienbandkeramik (5500 vor Christus)
Die Bevölkerungszahl des
Mesolithikums war relativ hoch, die eingewanderten Bauern nur wenige, so dass
sich deren DNS-Typ heute kaum noch nachweisen lässt. Die heutigen Europäer
stammen von der Bevölkerung des Mesolithikums ab und es kamen mit den
Neuerungen die die Jungsteinzeit prägen eigentlich mehr Ideen als Menschen ins
Land. Jens Lüning bezeichnet die Träger dieser neuen Kultur zutreffend als
"Entwicklungshelfer".
Die nun
weitestgehend sesshafte Lebensweise führte zu einem raschen
Bevölkerungsanstieg. Bei den ersten, festen Häusern, wie sie etwa auf dem
Sonderbucher Schlaghau nachgewiesen sind, handelt es sich um bis zu 50 Meter
lange und bis zu 10 Meter breite Holzbauten, in denen aber vielfach nach
gewiesen nur wenige Menschen (angenommen werden Familien) wohnten. Die
Viehhaltung innerhalb der Gebäude, wie sie aufgrund der Hausgrößen lange Zeit
angenommen wurde, kann aufgrund negativer Phosphatuntersuchungen innerhalb der
Hausgrundrisse aus- geschlossen werden.
Die Wände
bestanden aus Pfosten und Flechtwerk, das mit Lehm verstrichen war. Diese Art
von Wandkonstruktion wird eine lange Tradition behalten.
Als die
ersten Bauern um 5500 v. Chr. sich vor dem heutigen Sonderbuch bzw. Asch nieder
ließen, hat der Mensch die Gegend aber schon mindestens 35 000 Jahre lang zu
Jagdzwecken auf gesucht und wohl auch seine mobilen Behausungen hier auf
geschlagen. Seit den ersten Bauern sind 7500 Jahre vergangen und die Welt steht
erneut inmitten eines globalen Klimawandels, den der Mensch selbst- ohne den
notwendigen Einklang mit der Natur und ihren Gesetzen selbst verschuldet hat.
Ab der
linienbandkeramischen, also einer frühneolithischen Kultur erfolgte die
Besiedlung auf der Baubeurer Alb kontinuierlich, ohne erkennbare
Unterbrechungen weiter und findet zunächst in der Nachfolgekultur der Stichbandkeramik
im Mittelneolithikum seine Fortsetzung. Sie konnte auf der Flur Grund
in Sonderbuch archäologisch erfasst werden und tritt, belegt durch erste Scherbenfunde
auf dem Brennerhäule wahrscheinlich auch in Asch auf.. (Stichbandkeramik etwa
von 4900 bis 4500 v.Chr.)
Neolithisches Langhaus, Zeichnung R.Bollow |
Die einheitlich und mitteleuropaweit
verbreitete Kultur der Bandkeramik (auch LBK) hat nirgendwo eine ähnliche
Nachfolgekultur mit ähnlichem Anspruch zur Folge. der kulturelle Zusammenhalt
der bandkeramischen Zeit zerbrach nach ca. 500 Jahren und an ihre Stelle traten
kleinräumig verbreitete Kulturen und zum Ende des Mittelneolithikums nimmt
dieses Entwicklung noch zu. Mit den endneolithischen Kulturen und Kleingruppen
wirkt die auch in Sonderbuch vorkommende Stichbandkeramische Kultur, wie auch
anderswo Rössen noch großräumig verbreitet. Erst das dritte Jahrtausend sollte
mit den beiden Kulturen Schnurkeramik und Glockenbecher wieder eine kulturelle
Einheit bilden.
An anderen
Stellen konnte belegt werden, dass die Kulturen des Mittelneolithikums (
Rössen...) die Siedlungsflächen der Bandkeramiker gemieden haben und so auch in
den intakten Befunden keine Vermischungen nach zu weisen sind.- aus welchen
Gründen auch immer. Auf dem Siedlungsgebiet der Aldenhovener Platte (Bayern)
konnte Jens Lüning einen vollständigen Bruch zwischen Bandkeramik und Rössen
nachweisen. Die alten Siedlungsplätze wurden aufgegeben und regelrecht
gemieden. Die meisten Rössener Ansiedlungen wurden ohne Vorläufer neu
gegründet. Die neue- politische- Lage äußert sich vor allem in verändertem,
kollektivem Stilempfinden und die Keramik wird zu einem wichtigen Indiz nach dem
sich Funde kulturell, regional und zeitlich einordnen lassen. teilweise gingen
mit diesem Bruch im Mittelneolithikum auch die Kenntnisse über
Rohmaterialvorkommen wohl deswegen verloren, weil keine Kontakte bestanden.
Zeitgleich der Stichbandkeramiker, die sich aus der Bevölkerung der Linienbandkeramik heraus entwickelt haben muss (- es sind keine Einwanderer) gab es auch das Erscheinen der Oberlauterbachgruppe und der Hinkelsteingruppe. Alle waren wie ihre Vorgänger Ackerbauern und Viehzüchter.
Zeitgleich der Stichbandkeramiker, die sich aus der Bevölkerung der Linienbandkeramik heraus entwickelt haben muss (- es sind keine Einwanderer) gab es auch das Erscheinen der Oberlauterbachgruppe und der Hinkelsteingruppe. Alle waren wie ihre Vorgänger Ackerbauern und Viehzüchter.
Bei aller
Veränderung führten die Menschen des Mittelneolithikums auch auf der Blaubeurer
Alb vor allem die Langhaustradition weiter, modifizierten aber die Bauweise.
Anders als auf der Aldenhovener Platte kommen auf den zahlreichen
Siedlungsplätzen hier sowohl bandkeramische, als auch mittelneolithische
Komponenten vor. Anderswo sind die Kulturen durch Vorlieben für bestimmte
Rohmaterialien schnell zu erkennen, während der ortsnah z.B. im Ascher
BORGERHAU gewonnene Hornstein hier über alle Kulturstufen hinweg dominiert. Das Rohmaterial für den größten Teil aller um Asch, Sonderbuch und Wippingen gefundenen Artefakte dürfte aus dem Ascher Borgerhau stammen. Möglicherweise war der Ascher Hornstein auch ein "Exportschlager."
Zeitverschiedene Komponenten auf einer Siedlung können nicht allein durch spätere Bodeneingriffe und geologische Vorgänge erklärt werden und deshalb scheinen die Abfolgen hier anders von statten gegangen zu sein. Es gibt nur wenige archäologisch untersuchte Fundstellen, wo dies auch im Befund nachgewiesen wurde. Die Oberflächenfunde alleine lassen sich zeitlich nicht alle sicher abgrenzen, eigentlich die wenigsten. Die Vorgänge bzw. Siedlungsdynamik und ihre zeitlichen Abfolgen zu präzisieren wird deshalb sicher nicht das Ergebnis von Oberflächenbegehungen sein können, liefert aber wichtige Anhaltspunkte und sichert vor allem jedes einzelne aufgenommene Artefakt vor der sicheren Zerstörung und dem völligen Verlust. Damit möglichst viele Funde einer Auswertung zu geführt werden können, so sich denn jemals ein Forscher dafür interessieren sollte...werden die auf genommenen Artefakte mittlerweile mittels GPS, einem Satelliten gestützten System ein gemessen. Im Vergleich zu den älteren Absammlungen werden damit nur noch unter 5% aller Artefakte sichergestellt. Von Seiten der Archäologie wird dem Schaffen von verwertbaren Datensätzen eine hohe Priorität eingeräumt, die vor der Rettung aller Artefakte Vorrang erhält. Die meisten Artefakte, die der Pflug an die Oberfläche befördert bleiben ohne Fundeinmessung mittlerweile an Ort und Stelle liegen.
Zeitverschiedene Komponenten auf einer Siedlung können nicht allein durch spätere Bodeneingriffe und geologische Vorgänge erklärt werden und deshalb scheinen die Abfolgen hier anders von statten gegangen zu sein. Es gibt nur wenige archäologisch untersuchte Fundstellen, wo dies auch im Befund nachgewiesen wurde. Die Oberflächenfunde alleine lassen sich zeitlich nicht alle sicher abgrenzen, eigentlich die wenigsten. Die Vorgänge bzw. Siedlungsdynamik und ihre zeitlichen Abfolgen zu präzisieren wird deshalb sicher nicht das Ergebnis von Oberflächenbegehungen sein können, liefert aber wichtige Anhaltspunkte und sichert vor allem jedes einzelne aufgenommene Artefakt vor der sicheren Zerstörung und dem völligen Verlust. Damit möglichst viele Funde einer Auswertung zu geführt werden können, so sich denn jemals ein Forscher dafür interessieren sollte...werden die auf genommenen Artefakte mittlerweile mittels GPS, einem Satelliten gestützten System ein gemessen. Im Vergleich zu den älteren Absammlungen werden damit nur noch unter 5% aller Artefakte sichergestellt. Von Seiten der Archäologie wird dem Schaffen von verwertbaren Datensätzen eine hohe Priorität eingeräumt, die vor der Rettung aller Artefakte Vorrang erhält. Die meisten Artefakte, die der Pflug an die Oberfläche befördert bleiben ohne Fundeinmessung mittlerweile an Ort und Stelle liegen.
Jedes
Bodendenkmal ist einzigartig und jedes Steinchen im Mosaik der Geschichte ist
wichtig, jeder Neufund kann dieses Bild vervollständigen, jede Zerstörung fehlt
unwiederbringlich im Gesamtbild.
Spitze aus französischem Silex, Jungenolithikum, Asch. |
Die
Oberflächenbegehungen werden wie schon mehrfach erwähnt also modifiziert weiter
fort- gesetzt und liefern zwar eingeschränkte, aber wichtige Erkenntnisse.
Weitere Neufundstellen sind im Laufe des Jahres zu verzeichnen und wurden
gemeldet. Die Fundstellen unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der
Fundfrequenz (- liegt dort viel oder wenig) und der Zusammensetzung. Während
manche Fundstellen sich nur als sporadisch begangen zeigen, liefern andere im
Laufe der Zeit ein klar zu definierendes Spektrum von Siedlungsinventar. Auf
spärlichen Rohmaterialvorkommen ließen die Altvorderen nur wenige Trümmer der
Grundproduktion zurück, auf Siedlungen finden sich neben Rohmaterial die
Artefakte der Grundproduktion, modifizierte Geräte (Werkzeuge und Waffen),
Keramik und Geräte aus geschliffenem Felsgestein (Dechsel und Äxte). Während
die wenigen mittelpaläolithischen Werkzeuge von nur kurzem Aufenthalt der
Neandertaler zeugen, verdichten sich die Funde auf Siedlungen der neolithischen
Bauern als Zeugnisse längerfristiger Sesshaftigkeit. Naturgemäß erhöht sich die
Fundfrequenz mit der Siedlungsdauer, während dünne Streuungen vom Gegenteil
zeugen können, lässt man spätere Bodeneingriffe und geologische Prozesse außer
acht.
Das Jungneolithikum
Durchbohrtes Dechselfragment aus Asch, Mittleres Neolithikum |
Besonders in der Endphase
des Neolithikums, einer Zeit äußerster Differenzierung kommt jeder
einzelnen Fundstelle wegen ihrer Einzigartigkeit große Bedeutung zu. Es gibt
Anzeichen, dass die Michelsberger Kultur eine Rolle gespielt haben könnte. Die
Entwicklung wird in der Endzeit sehr komplex und ist inzwischen auch auf der
Blaubeurer Alb nachgewiesen (Dolche, Pfeilspitzen...) Es scheint so, als ob
auch eine Siedlung aus dieser Zeit mittlerweile nach zu weisen ist. Bei Asch
dominieren mittlerweile die eindeutig jungneolithischen Artefakte, vor allem
vertreten durch Pfeilspitzen. Resümierend kann gesagt werden, dass um
Sonderbuch kleinräumig vergleichende Untersuchungen möglich sind die einen sehr
langen Zeitraum der Steinzeit fassen. eine archäologische Sondage hat auch auf
der jungneolithischen Verdachtsfläche stattgefunden, daneben auf einer
bandkeramischen Siedlung und einer stichbandkeramischen, eine weitere Grabung
fand direkt auf den Pingen des Borgerhau
statt und ausschnitthaft ist damit der Zeitraum der Steinzeit schon
systematisch erfasst, zumal der Zufall auch verlagerte mittelpaläolithische und
mesolithische Funde zeitigte.
Mit dem Ende der Steinzeit ist die
Besiedelungsgeschichte von Sonderbuch und Umgebung natürlich noch nicht
beendet, denn auch die folgenden Metallzeiten sind groß teils auf engstem Raum
vertreten...
...doch das ist ein anderes Kapitel…
Robert Bollow, Sonderbuch. ehrenamtlicher Beauftragter für die archäologische Denkmalpflege.
Das Titelfoto von UMGEPFLÜGT zeigt eine Pfeispitze bei der Auffindung auf Ascher Markung. Sie datiert in das mittlere Neolithikum.
Das Titelfoto von UMGEPFLÜGT zeigt eine Pfeispitze bei der Auffindung auf Ascher Markung. Sie datiert in das mittlere Neolithikum.