...oder, warum es mal wieder nicht ohne die Höhlen geht...
Das meiste, das je über die steinzeitlichen Funde auf der Blaubeurer Alb gesagt oder geschrieben wurde, kommt über allgemeine und theoretische Feststellungen und Interpretationen bis hin zu Spekulationen selten hinaus. Vor allem die vermeintlichen Gunstfaktoren führen zu vielerlei Annahmen.
Publikationen fehlen, weil auch die archäologischen Untersuchungen - Grabungen - fehlen. Auch die Forschungen der survey Fisher/Knipper et.al. sind selten ausführlich. ( Dabei immer noch die wichtigste und eine der wenigen Publikation überhaupt in : Mittlg. der GfU, Band 12, 2003. Zur Untersuchung steinzeitlicher Landschaften der Blaubeurer und Ulmer Alb im Paläolithikum, Mesolithikum und Neolithikum.Lynn Fisher und Corina Knipper, / Edit.27.7.2015:weitere Publikation soll laut mündl. Mitteilung bald folgen. ) Dies gilt insbesondere auch im Bereich des Mittelneolithikums, da Vergleiche in der Nähe in diesem Zeitraum ins Leere laufen. Dabei war die Siedlung "Grund" in Sonderbuch als stichbandkeramische Siedlung durchaus überraschend, da die Verbreitungskarte dieser mittelneolithischen Kultur nicht unbedingt die Blaubeurer Alb bis dato auswies. Aufgrund des Verbreitungsraumes hätten "Rössen" oder "Großgartach" z.B. weniger überrascht. Hier würde man sich wesentlich weitergehende Untersuchungen wünschen. Aus Kontakten mit den Archäologen, die in Sonderbuch und Umgebung Grabungen vorgenommen haben weiß ich, dass hier vieles auf eigene Kosten, quasi ehrenamtlich zu Ergebnissen geführt hat und führt und Spenden für Fortführungen der Forschung sicherlich gerne gesehen werden.
Es gibt weitergehende Forschungen also aus denselben Gründen nicht, aus denen die Löcher in den Fahrbahnen nicht, Freibäder aber sehr wohl geschlossen werden...Wissenschaftliche Forschungen dieser Art werden zu einem Luxus in Zeiten knapper Kassen. Dazu kommt, dass rein, streng wissenschaftliche Forschungen im Blick der Öffentlichkeit keine große Lobby erfahren und fundierte populärwissenschaftliche Publikationen Mangelware sind oder so unqualifiziert, dass sie das Bild der Wissenschaft völlig verzerren. Ein Umdenkungsprozess scheint hier in der Fachwelt angestoßen worden zu sein, weil viele Bürger die Oberhoheitlichkeit der staatlichen Denkmalpflege Kraft Amtes nicht mehr verstehen, und sich im Gegenzug auch immer mehr Bürger einbringen wollen. Dabei ist gut gemeint nicht immer auch sinnvoll. Im Abwägungsprozess, was in unserem Lande angesichts knapper Ressourcen wirklich wichtig ist, gerät die Denkmalpflege immer mehr ins Hintertreffen. Bestimmt der was sinnvoll ist, der die Macht besitzt, die wissenschaftliche Voraussetzung oder letztlich der Bürger selbst, der die Politiker mit Macht ausstattet, und bricht im schlimmsten Fall einem verkappten Hedonismus die Bahn?
Es gibt weitergehende Forschungen also aus denselben Gründen nicht, aus denen die Löcher in den Fahrbahnen nicht, Freibäder aber sehr wohl geschlossen werden...Wissenschaftliche Forschungen dieser Art werden zu einem Luxus in Zeiten knapper Kassen. Dazu kommt, dass rein, streng wissenschaftliche Forschungen im Blick der Öffentlichkeit keine große Lobby erfahren und fundierte populärwissenschaftliche Publikationen Mangelware sind oder so unqualifiziert, dass sie das Bild der Wissenschaft völlig verzerren. Ein Umdenkungsprozess scheint hier in der Fachwelt angestoßen worden zu sein, weil viele Bürger die Oberhoheitlichkeit der staatlichen Denkmalpflege Kraft Amtes nicht mehr verstehen, und sich im Gegenzug auch immer mehr Bürger einbringen wollen. Dabei ist gut gemeint nicht immer auch sinnvoll. Im Abwägungsprozess, was in unserem Lande angesichts knapper Ressourcen wirklich wichtig ist, gerät die Denkmalpflege immer mehr ins Hintertreffen. Bestimmt der was sinnvoll ist, der die Macht besitzt, die wissenschaftliche Voraussetzung oder letztlich der Bürger selbst, der die Politiker mit Macht ausstattet, und bricht im schlimmsten Fall einem verkappten Hedonismus die Bahn?
Um die weit überwiegend neolithischen Oberflächenfunde also in irgendeiner Form in regionale Verbindungen zu bringen, können für das ältere Neolithikum immer noch die Publikationen der LBK-Siedlungen Ulm-Eggingen oder Erbach-Ringingen herangezogen werden. Eggingen weist wenige jungneolithische Erscheinungen auf und dann erfreut schließlich noch die Publikation der Grabung im Dorf Ehrenstein, das ein Beleg für die Schussenrieder Kultur, (bzw. dortige Einflüsse der Michelsberger Kultur ( zeitlich eine Phase, in der überregionale Netzwerke eine Rolle gespielt haben müssen), die "auf Kosten des Schussenrieder Verbreitunsgebietes" von Norden nach Süden vorgedrungen ist, aber sich offensichtlich nicht wirklich vor Ort maßgeblich etablieren konnte. "Michelsberger Funde" ( gemessen an der Keramik), die zeitgleich datieren, sind in Ehrenstein unterrepräsentiert, das Netzwerk ist aber unübersehbar. Ausgerechnet Keramik der Michelsberger Kultur fand sich bislang als einzige auf den Pingen des Borgerhau, was aber keinen entscheidenden kulturellen, sondern allenfalls einen zeitlichen Anhaltspunkt für die dort aktiven Neolithiker belegen dürfte.
In Ehrenstein wurde 1952 gegraben und Teil 1 der Publikation erfolgte 1965. Die Publikation der Funde erfolgte erst 1997, und jetzt erst sind für den Sammler im jungneolithischen Oberflächeninventar der Blaubeurer Alb Anklänge an Ehrenstein erkennbar, z.B. identische Sichelklingen.
Mein Eindruck ist, dass die intensivste Ausbeutung des Hornsteins im Ascher Borgerhau im mittleren Neolithikum stattfgefunden haben müsste, da aus dieser Zeit die meisten Fundstellen um den Borgerhau datieren dürften. Um so bedauerlicher ist es, dass es noch fast keine Untersuchungen und Publikationen im Bereich des mittleren Neolithikums in der Region gibt, die zu Vergleichen herangezogen werden könnten.
Man kann wohl sagen, dass die gesamte Steinzeit, also auch in früheren Zeithorizonten, auf der Blaubeurer Alb immer noch ein erstaunliches Forschungsdesiderat darstellt, obgleich es seit Jahrzehnten weder an Sammlern noch an Funden, noch an Fundstellen aus dem Freiland von Flächen- und Kuppenalb fehlt, und das im Umfeld von weltbekannten Höhlen, die auf dem Wege zur Anerkennung als Weltkulturerbe sind...Das Programm heißt nach wie vor weniger Archäologie als UMGEPFLÜGT. Der Pflug bringt es an den Tag und weniger die systematische, archäologische Untersuchung. Umso wichtiger ist hier die Vernetzung von Wissenschaft und Sammlern, die hier schon viele Jahrzehnte in Abfolge die Felder begehen und begangen haben. Das Miteinander besteht auf der Blaubeurer Alb schon längere Zeit und wird erfreulicher weise stetig weiter ausgebaut. Die Begegnung von Laien und Heimatforschern auf Augenhöhe ist nicht selbstverständlich und deshalb für mich umso erfreulicher.
Im Prinzip hat sich seit den Ausführungen von Gustav Riek : "Die Blaubeurer Alb als Lebensraum der würmeiszeitlichen Paläolithiker.." in: Das Paläolithikum der Brillenhöhle bei Blaubeuren", Stuttgart 1973, nichts was den konkreten Forschungsstand anbelangt geändert. Riek führte in der Brillenhöhle von 1955 bis 1963 Grabungen durch. Er geht beispielsweise davon aus, dass die Dolinen/Erdfälle auf der Alb um Blaubeuren, die nach meiner Erfahrung hier meist von steinzeitlichen Geräten begleitet sind schon in dieser Zeit bestanden haben, weil er beschreibt, dass "diese im Winter vermutlich mit Schnee gefüllt gewesen seien." Zumindest im Frühjahr während der Schneeschmelze bzw. dem zeitweiligen Auftauen des Bodens, so kann man sich weiter vorstellen, mag das Wasser auch im wassergesättigten Boden in diesen Senken längere Zeit stehen geblieben sein und die heute noch erhaltene Bucher Hühle bei Sonderbuch gibt einen Eindruck davon, wie das ausgesehen haben könnte. Allerdings, so mutmaßt Riek, dürfte wassergesättigter Boden, also zeitweiliger Morast sicherlich von der Tierwelt wie von den Jägern gemieden worden sein. Wenn die Gegend aber bis auf die Senken und Dolinen/Erdfällen weitgehend trocken fiel, dürften sie aber zumindest für Tiere einen Anziehungspunkt gebildet haben und der Umstand von Wasservorkommen ein Gunstfaktor gewesen sein. Der Jäger, der den Tieren folgte, oder der ihnen an der Tränke auflauerte, ließ dann da und dort Werkzeuge zurück... Die geologischen und klimatisch orientierten Ausführungen von Riek sind mehr, wenn auch solide theoretisch, als durch konkrete Untersuchungen entstanden. Aufschlüsse, die Schlüsse zuließen waren bisher meist Zufällen und nicht systematischer Forschung geschuldet, Funde aus der gesamten Steinzeit sind überwiegend Ergebnisse von Oberflächenprospektionen und nicht von Grabungen. Selbst Versuche von Auswertungen der Sammlungen fehlen bislang oder sind nicht publiziert. Ein sehr interessanter Aspekt in Rieks Publikation ist den Fließerden gewidmet, die für sicherlich gewaltige Verlagerungen von Artefakten von den alten Oberflächen gesorgt haben müssten. Im Prinzip greift Riek lediglich auf noch sehr viel ältere geologische Untersuchungen und Erkenntnisse zurück, die die Anwesenheit der ersten Menschen nicht im Fokus hatten.
Bis hinein in die Neuzeit, spielten Hülen eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung auf der Alb. Neben den Hülen, meist für das Vieh oder als Löschwasserbehälter fungierend, unterhielten die Bewohner auch Zisternen, in die sie das Wasser von den Hausdächern leiteten ("Hausbrunnen"). Ich weiß nicht, ob schon einmal jemand darüber nachgedacht hat, inwiefern die vielzitierten "hausbegleitenden Gruben" der neolithischen Häuser nicht auch teilweise die Funktion von Zisternen gehabt haben könnten, immerhin lagen sie meist unter dem Trauf des Hauses. Als oft beschriebene "Lehmentnahmegruben" dürften sie das Wasser vom Trauf der Dächer auch ohne weiteres Dazutun lange gehalten haben. Selbst Wildschweine schaffen es, lange das Oberflächenwasser haltende Suhlen im lehmigen Boden zu schaffen.
siehe auch:
http://lesefunde.blogspot.de/2013/06/549-sonderbuch-am-see.html
siehe auch .
http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/spurensuche-in-dolinen-33675/
Auf die geologischen Verhältnisse geht auch E.Wagner in "Das Mittelpaläolithikum der Großen Grotte" ein. Er zitiert Gradmann, wonach die Hochfläche der Alb im Norden von Blaubeuren eine alte, nur wenig veränderte Tertiärlandschaft ist. Im Obermiozän und Altpliozän floss die Donau im Niveau der heutigen Albhochfläche. Auf der Achse dieses alten Flusslaufes liegen sehr viele Dolinen und ebenfalls sehr viele steinzeitliche Fundstellen. Der Ackerboden verfügt hier deshalb über eine erstaunlich große Mächtigkeit und hier waren die wohlhabendsten Grundherren und später Bauern begütert. (Flurnamen wie "Breite" oder "Herrenäcker" zeugen noch davon) Die Alb war im Obermiozän und Altpliozän großteils Tiefland. Die Entwässerung erfolgt noch rein oberirdisch und das Land lag quasi nur wenige Meter über Meereshöhe. Teils entwässerte die Oberfläche zur Donau, teils zu deren Nebenflüssen und dieses Talnetz blieb im heutigen System von Kuppen und Trockentälern erhalten. Durch die Hebung der Alb setzten Eintiefungen der einzelnen Talstrecken ein und auch die Verkarstung und die meisten Flüsse verloren damit ihr Wasser. Der quasi Hauptsammler der Entwässerung der Alb war im jüngeren Pliozän die (Aare-) Donau die Schotter des Aare-Gotthard-Massivs führte und die heute in 700m Höhe auf der Blaubeurer Alb liegen. Als die Donau im Riß-Glazial ihr altes, nach und nach bis zu 40 Meter eingetieftes Albtal verließ, hinerließ sie auch Schotter aus dem Schwarzwald und dem Alpenraum. Groschopf fand sie in dieser Tiefe durch Bohrungen (1963) Die Entstehung der Höhlen hängt mit dieser Eintiefung des Tales zusammen. Der Einschneidung des Tales folgte die Verkarstung in immer tieferen Schichten, ist also genau wie die damit in Zusammenhang stehenden Dolinen/Erdfällen eine sehr alte, geologische Erscheinung. ( Riß Glazial/ etwa zwischen 350.000 und 120.000 Jahren vor heute. Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass Dolinen bereits vor der Ankunft der ersten Menschen genauso wie die Höhlen vorhanden waren)
Viele der auf alten Karten teilweise noch verzeichneten Dolinen/oder Erdfälle wurden im Laufe der Jahrhunderte verfüllt. Einige sind heute geschützte Naturdenkmale und vielleicht im ein oder anderen Fall auch Kulturdenkmale einer besonderen Art? Siehe auch Post 516.:
https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=5486790017099944322#editor/target=post;postID=2119728863198074226;onPublishedMenu=posts;onClosedMenu=posts;postNum=39;src=postname
Weiträumig verbreitete Kulturen wie die LBK im beginnenden Neolithikum, der ersten bäuerlichen Landnahme, mit ihrer unverwechselbaren Typologie, bedarf bei Analysen weniger der Vergleiche einer Region. Das ändert sich im mittleren Neolithikum, der Zeit der Regionalisierung und besonders dann im Jungneolithikum, als eine Zeit äußerster regionaler und lokaler Differenzierung, und es kommt auf jede einzelne Fundstelle an.Typen können nur ein grobes Raster darstellen und nichts macht die einzelne Fundstelle, weil sie einen unersetzbaren Mosaikstein des Gesamtbildes ausmacht, verzichtbar. Dass wir aber z.B. über die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts in Mitteleuropa immer noch wenig wissen liegt weniger an der Forschungslücke, sondern liegt auch an der Dürftigkeit der Befunde begründet, indem Bauten offenbar nur wenig Spuren im Boden hinterließen und die Siedlungsplätze starker Erosion unterworfen waren. Oberflächenfunde sind so gesehen vielleicht die einzigen Belege dieser Zeit und deshalb entsprechend wichtig, da sie die letzt mögliche Impression der Kultur vermitteln, zumal in dieser Zeit überregionale Netzwerke eine bedeutende Rolle zu spielen scheinen, die sich auch aus dem lithischen Inventar ableiten lassen und Prestigegüter eine Rolle spielten, die auch ideelle Inhalte über weite Strecken transportierten. Solche Entwicklungen nagen aus mancher Sicht auch an dem Begriff der archäologischen Kultur als eigenständig funktionierende Entität.
Das Bild des Paläolithikums dagegen werden auf lange Sicht und nahezu ausschließlich, wíe bisher auch, die Stratigrafien und Funde aus den Höhlensedimenten prägen, obgleich sich das Leben zu wesentlich größeren Teilen außerhalb der Höhlen abgespielt haben dürfte. Die Belege dafür sind verhältnismäßig selten. Ausnahmen bilden Fundstellen wie die rein paläolithische Hornsteinabbaustelle in Börslingen. Blaubeuren wartet auf einen vergleichbaren "hotspot" der Altsteinzeit im Freiland. Die Chancen so etwas eines Tages zu finden stehen nicht schlecht. Dass es solche Stellen auf der Blaubeurer Alb geben muss steht für mich außer Frage, es ist nur die Frage wo und wie gut sie sich erhalten haben.Vorerst bleiben die mittel paläolithischen und Jung paläolithischen Funde der Alb Einzelfunde... und die gibt es. Einer hochfrequenten Fundstelle möge dann ein angemesseneres Schicksal beschieden sein als der einzigartigen, sehr bedeutenden Börslinger Fundstelle. Dafür, dass in der heutigen, hoch zivilisierten, aufgeklärten Zeit so eine Fundstelle zerstört werden kann, noch dazu aus einem sehr trivialen Grund, dafür fehlen mir einfach die Worte. Im Prinzip können mehrere Arten von Freilandfundstellen unterschieden werden. Einmal kann es sich um Funde auf den Flächen von Hornsteinvorkommen handeln (Abbaustelle Börslingen). Der Aufenthalt dort war wohl nur temporär und die Artefakte dürften sich weitgehend auf das dort anstehende Rohmaterial beschränken, wohl meist Artefakte der Grundproduktion und eben Abfälle von der Zurichtung, die Werkzeuge selbst dürften weitgehend mitgenommen worden sein. Solche Stellen zu datieren kann sich also am ehesten an den Abfällen orientieren, Lagerplätze dagegen können zwar auch sehr kurzfristig für Jagdaufenthalte genutzt worden sein, bei längerem Aufenthalt steigt auch die Fundfrequenz und hier können viele verschiedene Rohmaterialien eingebracht worden sein, das Rohmaterialspektrum müsste vergleichsweise größer sein, ebenso das Aufkommen fertiger und benutzter Werkzeuge. Ein solches Spektrum, das nicht ausschließlich aus dem hier anstehenden Hornstein besteht, zeichnet sich möglicherweise in Sonderbuch auf einer einigermaßen begrenzten Fläche ab. Auch sie steht im Kontext von Erdfällen. An solchen Fundstellen wird das Paläolithikum im Freiland über alle geologisch, klimatologisch und sonstigen theoretisch erörterten Rahmenbedingungen hinaus erstmals auch faktisch greifbar und nachweisbar.
Fisher und Knipper ( GfU2003) gehen bei ihren Untersuchungen auch auf die Probleme von Oberflächenfundstellen und Sammlungsinventaren ein und worauf es ankommt um mit den so (= Absammlungen) erfassten Fundbelegen auch das größtmögliche Aussagepotential zu erhalten, da eine Entnahme aus dem Kontext immer Informationen unwiederbringlich zerstört. Das Mantra, dies unter Dokumentierung möglichst vieler Informationen zur Fundstelle zu tun, taucht auch hier auf, da vor allem die einschlägigen Sammlerforen im Internet einen völlig überzogenen Fokus auf die Fundstücke an sich zeigen. ( Stichwort Einmessen in der Fläche/ Geodaten) Dieser wissenschaftliche Anspruch ist sicher noch nicht in allen Köpfen angekommen und der Mythos von der Sinnlosigkeit des Einmessens auf durch die Landwirtschaft gestörte Böden scheint unausrottbar.
siehe auch:
http://archaeologik.blogspot.de/2012/08/untersuchungen-zur-hornsteinnutzung-auf.html
http://archaeologik.blogspot.de/2012/07/eine-neolithische-haldenlandschaft-auf.html
http://archaeologik.blogspot.de/2010/07/aufarbeitung-der-sammlung-albert-kley.html
http://archaeologik.blogspot.de/2013/10/abbaustellen-und-siedlungen.html
http://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/12/12
englischsprachig, mit link zu post 432:
http://www.saa.org/Portals/0/SAA/ABOUTSAA/interestgroups/prehistquarry/Quarry%2010%20Sept%2013.pdf#page=8
zu Brunnen, Zisternen un Dolinen:
http://archaeologik.blogspot.de/2014/06/brunnen-zisternen-dolinen-eine.html
Im Prinzip hat sich seit den Ausführungen von Gustav Riek : "Die Blaubeurer Alb als Lebensraum der würmeiszeitlichen Paläolithiker.." in: Das Paläolithikum der Brillenhöhle bei Blaubeuren", Stuttgart 1973, nichts was den konkreten Forschungsstand anbelangt geändert. Riek führte in der Brillenhöhle von 1955 bis 1963 Grabungen durch. Er geht beispielsweise davon aus, dass die Dolinen/Erdfälle auf der Alb um Blaubeuren, die nach meiner Erfahrung hier meist von steinzeitlichen Geräten begleitet sind schon in dieser Zeit bestanden haben, weil er beschreibt, dass "diese im Winter vermutlich mit Schnee gefüllt gewesen seien." Zumindest im Frühjahr während der Schneeschmelze bzw. dem zeitweiligen Auftauen des Bodens, so kann man sich weiter vorstellen, mag das Wasser auch im wassergesättigten Boden in diesen Senken längere Zeit stehen geblieben sein und die heute noch erhaltene Bucher Hühle bei Sonderbuch gibt einen Eindruck davon, wie das ausgesehen haben könnte. Allerdings, so mutmaßt Riek, dürfte wassergesättigter Boden, also zeitweiliger Morast sicherlich von der Tierwelt wie von den Jägern gemieden worden sein. Wenn die Gegend aber bis auf die Senken und Dolinen/Erdfällen weitgehend trocken fiel, dürften sie aber zumindest für Tiere einen Anziehungspunkt gebildet haben und der Umstand von Wasservorkommen ein Gunstfaktor gewesen sein. Der Jäger, der den Tieren folgte, oder der ihnen an der Tränke auflauerte, ließ dann da und dort Werkzeuge zurück... Die geologischen und klimatisch orientierten Ausführungen von Riek sind mehr, wenn auch solide theoretisch, als durch konkrete Untersuchungen entstanden. Aufschlüsse, die Schlüsse zuließen waren bisher meist Zufällen und nicht systematischer Forschung geschuldet, Funde aus der gesamten Steinzeit sind überwiegend Ergebnisse von Oberflächenprospektionen und nicht von Grabungen. Selbst Versuche von Auswertungen der Sammlungen fehlen bislang oder sind nicht publiziert. Ein sehr interessanter Aspekt in Rieks Publikation ist den Fließerden gewidmet, die für sicherlich gewaltige Verlagerungen von Artefakten von den alten Oberflächen gesorgt haben müssten. Im Prinzip greift Riek lediglich auf noch sehr viel ältere geologische Untersuchungen und Erkenntnisse zurück, die die Anwesenheit der ersten Menschen nicht im Fokus hatten.
Vorstellbar...allerdings weniger in paläolithischer Zeit der Steppen und Tundren, aber in neolithischer Zeit, als das Klima mit heute ver- gleichbar war sicherlich... |
Bucher Hüle 2015 |
http://lesefunde.blogspot.de/2013/06/549-sonderbuch-am-see.html
siehe auch .
http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachrichten/spurensuche-in-dolinen-33675/
Auf die geologischen Verhältnisse geht auch E.Wagner in "Das Mittelpaläolithikum der Großen Grotte" ein. Er zitiert Gradmann, wonach die Hochfläche der Alb im Norden von Blaubeuren eine alte, nur wenig veränderte Tertiärlandschaft ist. Im Obermiozän und Altpliozän floss die Donau im Niveau der heutigen Albhochfläche. Auf der Achse dieses alten Flusslaufes liegen sehr viele Dolinen und ebenfalls sehr viele steinzeitliche Fundstellen. Der Ackerboden verfügt hier deshalb über eine erstaunlich große Mächtigkeit und hier waren die wohlhabendsten Grundherren und später Bauern begütert. (Flurnamen wie "Breite" oder "Herrenäcker" zeugen noch davon) Die Alb war im Obermiozän und Altpliozän großteils Tiefland. Die Entwässerung erfolgt noch rein oberirdisch und das Land lag quasi nur wenige Meter über Meereshöhe. Teils entwässerte die Oberfläche zur Donau, teils zu deren Nebenflüssen und dieses Talnetz blieb im heutigen System von Kuppen und Trockentälern erhalten. Durch die Hebung der Alb setzten Eintiefungen der einzelnen Talstrecken ein und auch die Verkarstung und die meisten Flüsse verloren damit ihr Wasser. Der quasi Hauptsammler der Entwässerung der Alb war im jüngeren Pliozän die (Aare-) Donau die Schotter des Aare-Gotthard-Massivs führte und die heute in 700m Höhe auf der Blaubeurer Alb liegen. Als die Donau im Riß-Glazial ihr altes, nach und nach bis zu 40 Meter eingetieftes Albtal verließ, hinerließ sie auch Schotter aus dem Schwarzwald und dem Alpenraum. Groschopf fand sie in dieser Tiefe durch Bohrungen (1963) Die Entstehung der Höhlen hängt mit dieser Eintiefung des Tales zusammen. Der Einschneidung des Tales folgte die Verkarstung in immer tieferen Schichten, ist also genau wie die damit in Zusammenhang stehenden Dolinen/Erdfällen eine sehr alte, geologische Erscheinung. ( Riß Glazial/ etwa zwischen 350.000 und 120.000 Jahren vor heute. Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass Dolinen bereits vor der Ankunft der ersten Menschen genauso wie die Höhlen vorhanden waren)
Viele der auf alten Karten teilweise noch verzeichneten Dolinen/oder Erdfälle wurden im Laufe der Jahrhunderte verfüllt. Einige sind heute geschützte Naturdenkmale und vielleicht im ein oder anderen Fall auch Kulturdenkmale einer besonderen Art? Siehe auch Post 516.:
https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=5486790017099944322#editor/target=post;postID=2119728863198074226;onPublishedMenu=posts;onClosedMenu=posts;postNum=39;src=postname
Weiträumig verbreitete Kulturen wie die LBK im beginnenden Neolithikum, der ersten bäuerlichen Landnahme, mit ihrer unverwechselbaren Typologie, bedarf bei Analysen weniger der Vergleiche einer Region. Das ändert sich im mittleren Neolithikum, der Zeit der Regionalisierung und besonders dann im Jungneolithikum, als eine Zeit äußerster regionaler und lokaler Differenzierung, und es kommt auf jede einzelne Fundstelle an.Typen können nur ein grobes Raster darstellen und nichts macht die einzelne Fundstelle, weil sie einen unersetzbaren Mosaikstein des Gesamtbildes ausmacht, verzichtbar. Dass wir aber z.B. über die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts in Mitteleuropa immer noch wenig wissen liegt weniger an der Forschungslücke, sondern liegt auch an der Dürftigkeit der Befunde begründet, indem Bauten offenbar nur wenig Spuren im Boden hinterließen und die Siedlungsplätze starker Erosion unterworfen waren. Oberflächenfunde sind so gesehen vielleicht die einzigen Belege dieser Zeit und deshalb entsprechend wichtig, da sie die letzt mögliche Impression der Kultur vermitteln, zumal in dieser Zeit überregionale Netzwerke eine bedeutende Rolle zu spielen scheinen, die sich auch aus dem lithischen Inventar ableiten lassen und Prestigegüter eine Rolle spielten, die auch ideelle Inhalte über weite Strecken transportierten. Solche Entwicklungen nagen aus mancher Sicht auch an dem Begriff der archäologischen Kultur als eigenständig funktionierende Entität.
Das Bild des Paläolithikums dagegen werden auf lange Sicht und nahezu ausschließlich, wíe bisher auch, die Stratigrafien und Funde aus den Höhlensedimenten prägen, obgleich sich das Leben zu wesentlich größeren Teilen außerhalb der Höhlen abgespielt haben dürfte. Die Belege dafür sind verhältnismäßig selten. Ausnahmen bilden Fundstellen wie die rein paläolithische Hornsteinabbaustelle in Börslingen. Blaubeuren wartet auf einen vergleichbaren "hotspot" der Altsteinzeit im Freiland. Die Chancen so etwas eines Tages zu finden stehen nicht schlecht. Dass es solche Stellen auf der Blaubeurer Alb geben muss steht für mich außer Frage, es ist nur die Frage wo und wie gut sie sich erhalten haben.Vorerst bleiben die mittel paläolithischen und Jung paläolithischen Funde der Alb Einzelfunde... und die gibt es. Einer hochfrequenten Fundstelle möge dann ein angemesseneres Schicksal beschieden sein als der einzigartigen, sehr bedeutenden Börslinger Fundstelle. Dafür, dass in der heutigen, hoch zivilisierten, aufgeklärten Zeit so eine Fundstelle zerstört werden kann, noch dazu aus einem sehr trivialen Grund, dafür fehlen mir einfach die Worte. Im Prinzip können mehrere Arten von Freilandfundstellen unterschieden werden. Einmal kann es sich um Funde auf den Flächen von Hornsteinvorkommen handeln (Abbaustelle Börslingen). Der Aufenthalt dort war wohl nur temporär und die Artefakte dürften sich weitgehend auf das dort anstehende Rohmaterial beschränken, wohl meist Artefakte der Grundproduktion und eben Abfälle von der Zurichtung, die Werkzeuge selbst dürften weitgehend mitgenommen worden sein. Solche Stellen zu datieren kann sich also am ehesten an den Abfällen orientieren, Lagerplätze dagegen können zwar auch sehr kurzfristig für Jagdaufenthalte genutzt worden sein, bei längerem Aufenthalt steigt auch die Fundfrequenz und hier können viele verschiedene Rohmaterialien eingebracht worden sein, das Rohmaterialspektrum müsste vergleichsweise größer sein, ebenso das Aufkommen fertiger und benutzter Werkzeuge. Ein solches Spektrum, das nicht ausschließlich aus dem hier anstehenden Hornstein besteht, zeichnet sich möglicherweise in Sonderbuch auf einer einigermaßen begrenzten Fläche ab. Auch sie steht im Kontext von Erdfällen. An solchen Fundstellen wird das Paläolithikum im Freiland über alle geologisch, klimatologisch und sonstigen theoretisch erörterten Rahmenbedingungen hinaus erstmals auch faktisch greifbar und nachweisbar.
Fisher und Knipper ( GfU2003) gehen bei ihren Untersuchungen auch auf die Probleme von Oberflächenfundstellen und Sammlungsinventaren ein und worauf es ankommt um mit den so (= Absammlungen) erfassten Fundbelegen auch das größtmögliche Aussagepotential zu erhalten, da eine Entnahme aus dem Kontext immer Informationen unwiederbringlich zerstört. Das Mantra, dies unter Dokumentierung möglichst vieler Informationen zur Fundstelle zu tun, taucht auch hier auf, da vor allem die einschlägigen Sammlerforen im Internet einen völlig überzogenen Fokus auf die Fundstücke an sich zeigen. ( Stichwort Einmessen in der Fläche/ Geodaten) Dieser wissenschaftliche Anspruch ist sicher noch nicht in allen Köpfen angekommen und der Mythos von der Sinnlosigkeit des Einmessens auf durch die Landwirtschaft gestörte Böden scheint unausrottbar.
siehe auch:
http://archaeologik.blogspot.de/2012/08/untersuchungen-zur-hornsteinnutzung-auf.html
http://archaeologik.blogspot.de/2012/07/eine-neolithische-haldenlandschaft-auf.html
http://archaeologik.blogspot.de/2010/07/aufarbeitung-der-sammlung-albert-kley.html
http://archaeologik.blogspot.de/2013/10/abbaustellen-und-siedlungen.html
http://www.jna.uni-kiel.de/index.php/jna/article/view/12/12
englischsprachig, mit link zu post 432:
http://www.saa.org/Portals/0/SAA/ABOUTSAA/interestgroups/prehistquarry/Quarry%2010%20Sept%2013.pdf#page=8
zu Brunnen, Zisternen un Dolinen:
http://archaeologik.blogspot.de/2014/06/brunnen-zisternen-dolinen-eine.html