Kerne und ihre Zielabschäge:
Am Anfang steht das Rohstück, aus geeignetem Gestein, von dem mindestens eine Abtrennung in Form eines Abschlages vorgenommen wurde, um von einem Kern zu sprechen. Das durch ein oder mehrere Abschläge präparierte Rohstück liefert die Grundformen zur Werkzeugherstellung. Meist sind Kerne planmäßig an gelegt und weisen mindestens eine Schlagfläche auf, jene Fläche auf die ein Schlagstein oder ein Schlägel trifft, oder aber ein Punch (ein Zwischenstück) aufgesetzt wird um von hier aus Abtrennungen vor zu nehmen. Man unterscheidet Abschlagkerne, bei denen keinerlei Fläche für einen regelhaften Abbau präpariert wird von Klingenkernen, bei denen stets eine Schlagfläche und ein Leitgrat angelegt wurden, um kontrolliert regelhafte Serien abschlagen zu können. Dabei kann der Kern selbst durch Retuschierung zu einem gezielt hergestellten Kerngerät werden (Faustkeile z.B.) oder im Sekundäreinsatz wurde besipielsweise im Jungpaläolithikum der Klingenkern als "Kielkratzer" genutzt.
Nicht nur im Neolithikum ist die Artefaktmorphologie, die theoretische Grundlage für die Beschreibung von Artefakten nicht immer ausreichend.
Manche Kerne entziehen sich der "einfachen" Morphoplogie und die Vorgehensweisen erscheinen nicht schlüssig.
Da die neolithischen Bauern um Asch, Wippingen und Sonderbuch nun wirklich sehr gut mit Rohmaterial versorgt waren, fragt man sich bei diesem hier vorgestellten Kern, welch zähe Einsatzfreude hier am Werke war, bzw. was den Steinschläger geritten hat, den Kern so hartnäckig bezwingen zu wollen, weil er scheinbar trotz sturem Widersetzen der Materie nicht aufgegeben hat, dem Kern Abschläge ab zu ringen. Man fragt sich, welche Sekundärprodukte aus diesem Kern das Ziel und wozu sie nutzbar waren.
Unilateral, wenig zielführende Abbauversuche? |
Schlagfläche 1, natürliche Kluftfläche. |
Wenn es nicht Frust war oder die Lust an der reinen Dengelei, müssen kleinste Abschläge einer sinnvollen Verwendung zugeführt worden sein. Demnach wären kleinere Abschläge als Zielprodukte und Retuschierabfälle (Produktionsausschuss, Debitage) anhand ihrer Dimension nicht zu unterscheiden.
Alle Abschläge sind an diesem Stück stecken geblieben, und dennoch hat der Steinschläger nicht auf gegeben. |
Bildvordergrund: Ein nach einer ersten steckengebliebenen Abtrennung aufgegebener Klingenkern von ein und derselben Fundstelle. |
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