Wird noch UMGEPFLÜGT...und liefert es neue Erkenntnisse?
Anhand des enormen Rückgangs meiner Posts entsteht der Eindruck, es tue sich nichts (mehr) auf den Feldern, doch gehen die Landwirte weiterhin ihrer Tätigkeit nach, das Fundaufkommen wäre auch dementsprechend hoch, doch was stagniert ist das Sammeln, da es auf den bis jetzt bekannten Flächen stark eingeschränkt wurde und auch weiterhin eingeschränkt bleiben wird. Neue Fundflächen sind nicht hinzugekommen.
Wie der vorangegangene Post bereits andeutet, beschränkt sich meine (ehrenamtliche) Tätigkeit auf das Überwachen schon bekannter Flächen in Bezug auf bedrohliche Eingriffe über die Feldbestellungen der Landwirte hinaus und kommt mehr und mehr der oft gehörten Forderung nach Belassen "in situ" entgegen. Mit einer Sammlung "die aus allen Nähten platzt" ist niemand und keiner Sache gedient.
Die Wissenschaft, die Denkmalpflege... braucht diese Fundmassen nicht in Bereichen, die fast hinreichend bekannt sind und an allgemeinen, neuen Erkenntnissen nur wenig zu liefern vermögen. Von Interesse sind archäologisches Neuland und jene Denkmalbereiche, denen zum Beispiel im Sog der "Unesco-Welterbeernennung" auch wissenschaftliche und öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird wie eben die von mir entdeckten Fundstellen des Paläolithikum. Die Euphorie des jahrelangen Entdeckergeistes ist deshalb besonders im Verlaufe eines Jahres der für mich persönlich nüchternen und nur nach und nach einsehbaren Aufarbeitung von Teilen der Sammlung durch den Masterstudenten B. Schürch gewichen und mit einem deutlichen Rückgang der Sammelleidenschaft verbunden. Es kann nicht sein, dass sie in den Verruf von Erfüllung egomanen Selbstzwecks gerät und subjektiv sinnvoller erscheint, als objektiv nach Abwägung aller Gegenargumente tatsächlich ist. Ein kleines Echo fand die Sammlung dieses Jahr in der hier vorgestellten Präsentation im Ascher Rathaus mit Funden aus ausschließlich Ascher Fundflächen.
( http://lesefunde.blogspot.de/2017/02/632-post-ausstellung-zur-ortsgeschichte.html)
Der Steinzeit soll in einem Aufsatz im geplanten Ascher Heimatbuch ein eigenes Kapitel gewidmet werden. Meine Autorenschaft wurde angefragt.
Pfeilspitze des frühen Neolithikums, der Bandkeramik aus 2017,
Sonderbuch
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Gemessen an der Aufmerksamkeit von Wissenschaft, Denkmalpflege und Öffentlichkeit wirkt das Sammeln wirklich oft als reiner Selbstzweck und sollte aus meiner Sicht schon über das eigene Leben und persönliche Interessen und Motive hinausweisen, und einen wissenschaftlich fundierten Sinn erfüllen, und von der Philosophie alleine und ohne Bestätigung ernährt sich das Ego im Tagesgeschäft oft nur mühsam. Aufgrund der frugal erscheinenden neuen Erkenntnisse und Ereignisse muss sich ein Jahresresümee ausmachen wie der vielzitierte Lärm um nichts. Großer Aufwand erwartet nicht nur Resonanz, sondern auch Anerkennung. In der Tat wollte mir scheinen, dass durch das Ehrenamt und die Funktion eines amtlich geschulten Sondengängers die Arbeit leicht zu lästiger Pflicht werden könnte, doch blieben die Aufträge mit deren Zuwachs ich rechnete weit hinter den Erwartungen zurück. Weit hinter den Erwartungen zurück blieb für mich auch der Sinn der Sondengängerei an sich und hat sich in der Praxis in noch mehr Ambivalenz wiedergefunden, als schon theoretisch im Vorfeld der Schulung und in der Ausübung hat sich nicht mehr Sinn erschlossen.
Ein Bauer kann unkontrolliert und unter Wahrung aller Rechte und Gesetze zum Schutz von Bodendenkmalen eine Wiese, die seit Menschengedenken Wiese war zu einem Acker umbrechen und ist lediglich den Gesetzen der Landwirtschaft verpflichtet. Eine Erlaubnis, eine Wiese mit der Sonde zu prospektieren ist dagegen in Baden Württemberg fast unmöglich und im Vorfeld einer Umnutzung nicht vorgesehen und nicht erwünscht. Da eine landwirtschaftliche Umnutzung denkmalpflegerisch nicht meldepflichtig ist und so an der Denkmalpflege vorbei geht, leistet ein modernes Schutzgesetz der Zerstörung Vorschub. Offenbart die Umnutzung die Zerstörung eines Bodendenkmals, haben alle aufgrund eines absurden Schutzgesetzes verloren, allen voran das Denkmal. Illegal hätte es vielleicht erkannt werden können, aber einen legalen Weg gibt es hier für die Sonde nur, wenn auf einem Acker oder einer Wiese etwa ein Gebäude errichtet werden oder ein Flurstück einer Straße weichen soll, also "überplant" ist. Hier hat dann vielleicht ein illegaler "Sondengänger" längst eruiert, vielleicht auch längst ausgegraben, was einem legalen verborgen bleibt. Absurd. Absurd auch, dass ein Landwirt fortschreitend zwischen und auf keltischen Großgrabhügeln Landwirtschaft betreiben kann, was auch sein gutes Recht ist, die Sonde aber auf einer eingetragenen Denkmalfläche nicht zum Einsatz kommen darf. Die Regel scheint es auch zu werden, dass sie selbst auf überplanten Flächen erst zum Einsatz kommt, wenn die Bagger schon ganze Arbeit geleistet haben, weil hier die Bürokratie weit hinter der Idealvorstellung zurückbleibt, oder Meldepflichten nicht sehr ernst genommen werden oder nicht einmal eine Eintragung in die Denkmalliste schützend greift. Einen Schuldigen findet man dann vielleicht nicht mehr, was ja auch unerheblich ist, weil man mit Beantwortung der Schuldfrage ohnehin keine Zerstörung rückgängig machen kann. Die amtlich genehmigte Sondengängerei bleibt Fragment und Ergänzung in einem Flickenteppich auch fragwürdiger und teilweise unzureichender Maßnahmen, die unter dem Begriff Denkmalpflege subsummiert sind. Ein sich verändernder Weg bleibt das Ziel, das zudem in Gänze von finanziellen und personellen Engpässen diktiert wird. Mit zunehmendem Alter und den damit verbundenen, fortschreitenden Einschränkungen werden derartige Resümees auch irgendwie zu Lebensbilanzen.
Auch das ehrenamtliche Tun muss sich so laufend seinen Weg suchen, anpassen und modifizieren, damit derlei Erkenntnisse kein Schlusswort in einem blog oder schlimmer noch, der Tätigkeit selbst ergeben.
Ein weiteres Schlaglicht auf die paläolithischen Funde und einen Ausblick auf die Forschungen, die 2018 im Gelände fortgeführt werden sollen bietet der Aufsatz von Benjamin Schürch im Band 60 der Reihe Ulm und Oberschwaben, der Zeitschrift für Geschichte, Kunst und Kultur, erschienen bei Thorbecke.
Stand der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Sammlung R.Bollow in der Zeitschrift Ulm und Oberschwaben...Band 60, 2017. Hier zum Kauf und zur Lektüre empfohlen.
http://www.schwaebische.de/panorama/kultur_artikel,-Buchvorstellung-Ulm-und-Oberschwaben-Band-60-_arid,10787088.html
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Hier die Bestelladresse bei Thorbecke:
http://www.thorbecke.de/ulm-und-oberschwaben-p-2283.html?cPath=316_412